Frage: Gründe für individuelles BV

Sehr geehrte Frau Bader, ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen. Ich bin in der 16. Woche schwanger mit unserem 2. Kind. In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich kaum Probleme und habe bis zum letzten Tag gearbeitet. Da ich seit ca. der 7./8. Woche nur noch niedergeschlagen bin, einfach alles purer Stress für mich ist und ich massive Schlafstörungen habe sowie unter Kopfschmerzen und Übelkeit leide äußerte meine Hebamme den Verdacht auf eine Schwangerschaftsdepression, ich solle dringend mit meinem Gynäkologen sprechen, er könne mir ein individuelles Beschäftigungsverbot ausstellen. Die Grundlage hierfür sei definitiv vorhanden, auch wenn ich im Büro tätig bin (fachlich komplexe Tätigkeiten sowie täglicher Kontakt mit Kundschaft und Vertrieb, jedoch gerade der Kontakt mit Vertrieb und Kundschaft belastet mich aktuell in höchstem Maße da diese Kontakte seit geraumer Zeit nur noch darin enden das meine Kollegen und ich rigoros zur Sau und fertig gemacht werden da die vor einigen Monaten vorgenommene Umstrukturierung in einer einzigen Katastrophe geendet hat) Gesagt, getan, aber mein Gynäkologe hat sich gar nicht erst für mein Leiden interessiert, sondern nur für die Haftungsproblematik in der er sich bei einem individuellen Beschäftigungsverbot brächte. Meine Hebamme meinte dann, ich solle mich an meinen Hausarzt wenden. Aber der sagt auch bloß „AU ist kein Problem, aber BV kann nur der Facharzt ausstellen!“ Seit fast fünf Wochen (mit kurzen Unterbrechungen) bin ich nun AU geschrieben obwohl sowohl Krankenkasse als auch Hebamme mitteilen dass hier durchaus eine Rechtfertigung auf ein BV bestünde. Was mache ich denn jetzt? Wer ist denn hier nun im Recht? Mich belastet diese ganze Situation wahnsinnig und ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Facharzt wechseln scheint aussichtslos, ich habe bereits in 12 Praxen nachgefragt aber wegen Aufnahmestopp komme ich nirgendwo anders unter… Herzlichen Dank!

von MiriDo am 29.03.2022, 11:35



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Hallo, schwierig. Die Depression hat ja, wenn ich es richtig verstehe, erst einmal nichts mit der Arbeit zu tun. Etwas anderes wäre, wenn Sie gemobbt würden und dies zur Depression führt. Hier käme sowieso nur ein indiv. BV in Betracht. Aber dies würde eben voraussetzen, dass ein Zusammenhang mit der Arbeit steht. Das kann ich auf die Ferne nicht beurteilen. Aussprechen müsste es hier der FA. Liebe Grüße NB

von Nicola Bader, Rechtsanwältin am 29.03.2022



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Der AG!! Muss das richten. Gyn hat recht. Der AG muss gefährdungsbeurteilung machen und sicheren Arbeitsplatz schaffen. Solange du aber krank und nicht arbeitsfähig bist, kann natürlich kein bv ausgesprochen werden. Egal von wem. Wenn der AG keine ersatztätigkeiten zuweisen kann, muss er das bc aussprechen. Wenn er alles geprüft hat. Ob Kunden euch schlecht behandeln hat aber mit der Schwangerschaft nix zu tun. Da müsst ihr euch wehren und euch ein dickeres Fell zulegen. Das sollte ja allgemein nicht sein, auch in Bezug auf Kollegen. Unabhängig von Schwangerschaft

von mellomania am 29.03.2022, 11:53



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Wenn du eine Schwangerschaftsdepression hast und es um das Thema BV geht, dann kann es im Fall der Fälle nur um ein individuelles BV gehen und da ist der Arbeitgeber raus, lass dich also durch die Antwort vor mir nicht verunsichern. Ein individuelles BV kann ausgesprochen werden, wenn arbeiten (egal, wo oder unter welchen Umständen, also unabhängig vom individuellen Arbeitsplatz) die Gesundheit von Mutter und Kind gefährdet. Ich würde deiner Krankenkasse und Hebamme da Recht geben, dass bei einer Schwangerschaftsdepression die Voraussetzungen vorliegen könnten. Das Problem wird sein, dass dein Gyn und eine solche wahrscheinlich nicht diagnostizieren kann. Deswegen würde ich dir raten, dich bei einem Psychiater vorzustellen und mit ihm zu sprechen. Das ist ein Facharzt, der dir bei entsprechender Diagnose ein individuelles BV ausstellen kann. Es ist schwierig, dort kurzfristig einen Termin zu bekommen, deswegen würde ich dir raten, bei der entsprechenden Terminvermittlungshotline der Krankenkasse anzurufen. Die müssen dir einen Termin bei einem Psychiater möglich machen, vor allem, da du gerade schwanger bist. Alles Gute!

von Feuerschweifin am 29.03.2022, 13:06



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Du fragst zu Recht nach einem INDIVIDUELLEN BV. Da ist Deine Arbeitgeberin raus. Offensichtlich ist es das Arbeiten an sich, was hier eine Gefährdung (egal, ob der konkrete Arbeitsplatz schwangerengerecht ist oder nicht). Und Hebamme und sogar Deine KK haben das ja bestätigt. Daher sehe ich hier schon keine mögliche Haftung für deine Gyn. Aber ein BV kann im Grunde jede Ärztin ausstellen, bei entsprechender Diagnostik. So schwer es dir gerade fällt, Du musst jetzt tätig werden. Die KK ist schon Mal eine gute Ansprechpartnerin. Vielleicht hilft Dir auch eine Fachärztin für Psychiatrie weiter, Termine zeitnah zu bekommen ist auch mit Hilfe der KK möglich. Alles Gute! (Und lass Dich nicht verunsichern, vor allem nicht von Mellomania. Sie hat irgendwie eine Phobie, wenn sie BV nur liest)

von Berlin! am 29.03.2022, 13:19



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Wenn es eine Schwangerschaftsdepression ist wo liegt denn das Problem sich krank schreiben zu lassen?

von Dream2014 am 29.03.2022, 14:16



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zB im Bezug von Krankengeld.

von Berlin! am 29.03.2022, 14:19



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Wenn aber Kunden unfreundlich sind auch nicht schwangeren gegenüber, muss der AG sehr wohl Handeln. Un Wenn er das nicht abstellen kann, muss er sie aus dem Kundenservice rausnehmen. Hat nix mit einer Phobie zu tun meine liebe, sondern mit rechten der Arbeitnehmer und Pflichten des AG. Wenn er das nicht gewährleistet muss er ein bv aussprechen. Und krank ist krank Das geht immer vor.

von mellomania am 29.03.2022, 15:17



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Jawoll Berlin!, hast du das verstanden, meine Liebe?!

von Feuerschweifin am 29.03.2022, 16:33



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

dass du selbst schreibst "...jedoch gerade der Kontakt mit Vertrieb und Kundschaft belastet mich aktuell in höchstem Maße da diese Kontakte seit geraumer Zeit nur noch darin enden das meine Kollegen und ich rigoros zur Sau und fertig gemacht werden da die vor einigen Monaten vorgenommene Umstrukturierung in einer einzigen Katastrophe geendet hat)". Die Depression ist daher nicht eindeutig der Schwangerschaft zuzuordnen, sie kann durchaus auf Basis der anderen Faktoren entstanden sein. Und dann kann der FA eben nicht sagen "schwangerschaftsbedingt". Vielleicht ist das sein Problem? Dass er eher sieht, dass die Arbeit dich generell belastet und nicht die Schwangerschaft der Auslöser ist. Bzw. er keine Depression sieht, sondern schwangerschaftsbedingte Übelkeit, verringerte Stressresistenz, Schlafprobleme - was eben auch nur eine AU rechtfertigen würde. Aber mal ganz ehrlich und nicht böse gemeint: ich finde tatsächlich auch, dass dein Text sich eher danach anhört, als wenn du mit den Umständen im Job nicht mehr gut klarkommst und die fortschreitende Schwangerschaft zusätzlich Kraft raubt, mit den Problemen dort klar zu kommen oder diese beim AG anzusprechen.

von cube am 29.03.2022, 16:34



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Dein Arzt soll bei einem Psychologe/Neurologen anrufen und auf einigen einigen Termin pochen. Das wäre ja der richtige Ansprechpartner.

von Bone am 29.03.2022, 18:03



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Ich denke, ganz unabhängig von BV, dass sie psychologische Hilfe brauchen. Der Weg zum Psychiater und Psychologen sind da notwendig. Denn durch ein BV wird das gesundheitliche Problem nicht behoben sein. Termine bei einem Psychiater zu bekommen kann schnell gehen, muss nicht. Mind. 4 Wochen Wartezeit sind normal, meist mehr. Da sie wegen AU zeitlich flexibel sind könnte das klappen. Nicht entmutigen lassen und mehrere Psychiater anrufen. Und wenn da kein Termin bei entsteht auf jeden Fall über die KK-Hotline, wo zugeteilt werden kann. Auch da sind Wartezeiten inzwischen normal und ob es einen Termin gibt auch fraglich, wobei sie als Schwangere eine höhere Prio haben sollten. Gleiches solltest du bei Psychologen versuchen. Eine Psychotherapie ist wichtig. Gerade jetzt und auch nach der Schwangerschaft, denn mit der Geburt endet eine Depression nicht. Am besten notieren sie sich jeden Anruf, mit wem sie gesprochen haben, an welchem Tag, Uhrzeit, und was ihnen gesagt wurde. Je nach KK kann das gut sein, denn wenn sie nachweisen können, dass eine gewisse Zahl an Psychologen abgesagt haben könnten sie, falls gesetzlich versichert, zu einem Psychologen gehen der Privatpatienten behandelt. Da gibt es meist schneller einen Termin. Manchmal hat die KK dann plötzlich doch einen Termin bei einem Psychologen frei, ehe es zu einem geht der unter privat abrechnet. Wieviele sie kontaktieren müssen ehe das möglich ist können sie evtl. schon im Internet rechechieren. Ansonsten bei der KK nachfragen. Ob ein Psychiater ein individuelles BV ausstellen darf weiß ich nicht. Allerdings kann er gesundheitlich helfen und krank schreiben. Ich weiß, sie wollen keine AU, vermutlich wegen Krankengeld. Andersherum sollte im Fokus doch auch stehen, dass sie wieder gesund werden. Natürlich ist BV und KG ein Unterschied. Erkundigen Sie sich, ob ihnen bei KG ergänzende Leistungen zustehen, wie z. B. Wohngeld. Schwangerschaftsbedingte AU können bei der Berechnung des EG ausgeklammert werden, so dass es da keinen Nachteil geben sollte. Sollte es auf der Arbeit Gründe geben die nicht mutterschutzkomform sein, z. B. der schlechte Umgang der Kunden, der Mutter und ungeborenes Kind gefährdet, dann muss ihr AG etwas unternehmen um das zu ändern. Versetzung in eine andere Abteilung wäre möglich. Unternimmt ihr AG nichts wendem sie sich an den Betriebsrat (falls vorhanden) oder Gewerbeaufsichtsamt. Sie können sich auch rechtlich beraten lassen welche Möglichkeiten es gibt. Evtl. kommt es dann zu einem Gespräch mit Anwalt und AG. Das kann bewirken, dass er ein BV ausstellt. Allerdings kann das Verhältnis danach zerrüttet sein. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.

von Ani123 am 29.03.2022, 18:48



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Ach Mallo, in Deiner Phantasie-Arbeitswelt mit Schwangeren, die problemlos bis kurz vor Beginn der Wehen Vollzeit arbeiten mag das alles gehen. Aber hier ist das reale Leben. Und da dürfen Ärzt*innen tatsächlich ein BV aussprechen. Und der Arbeitgeber muss dann gar nichts mehr machen, nur die Lohnbuchhaltung anpassen. Wenn sie krank ist, ist sie krank. Aber manch eine Schwangere gesundet durchaus. Und die Arbeit ist dann immer noch eine Gefahr für die Schwangerschaft. Lies genau: die Arbeit! Nicht der konkrete Arbeitsplatz.Da hilft es dann auch nicht, wenn man vom Kundenservice ins Archiv versetzt wird.

von Berlin! am 29.03.2022, 20:19



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Sie spricht aber genau davon. Von Kunden die sie und die Kollegen zur sau machen. Lies bitte genau. Und doch, genau dann ist ohne Kundenkontakt ein ruhigeres arbeiten möglich. Eben im Archiv wie du sagst. Davon ab: krank und nicht arbeitsfähig wegen schwangerschaftsdepression ist krank.

von mellomania am 29.03.2022, 21:55



Antwort auf: Gründe für individuelles BV

Ich hoffe jedes mal, wenn ich dein Geschreibsel hier lese, dass Du niemals irgendwen im wirklichen Leben juristisch berätst.

von Berlin! am 30.03.2022, 09:21



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