Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Windpocken

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Windpocken

bauki

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Sehr geehrter Herr Paulus! Ich habe am vergangenen Dienstag Immunglobuline für den Varizellen Zoster Virus bekommen weil meine Tochter an Windpocken erkrankt ist (ich habe nachweislich keine Immunität, 32 Ssw) Ich habe im Krankenhaus kaum Informationen erhalten. Ist es korrekt dass ich trotz der Immunglobulingabe eine rund 30-48% Wahrscheinlich habe trotzdem noch zu erkranken? Die Inkubationszeit scheint nach der Infusion verlängert auf 28 Tage. Was wenn ich zum Zeitpunkt der Geburt ansteckend bin. Hat mein Baby durch meine Immunglobulingabe (rund 4 Tage nach dem erstmöglich ansteckenden Tag) einen gewissen Schutz? Bekommt es dann ebenfalls gleich nach der Geburt Antikörper? Danke für Ihre Einschätzung Mit freundlichen Grüßen Bauki


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Bei einer Infektion der Mutter in der fortgeschrittenen Schwangerschaft (jenseits der 20.SSW) bis 4 Wochen vor der Geburt kommt es zwar zur Infektion des Kindes, jedoch i. A. nicht zu einer Schädigung, da offenbar die Bildung mütterlicher und fetaler Antikörper schwere Verläufe verhindert. Eine Infektion 4 Tage vor bis 2 Tage nach der Geburt kann durch das Fehlen mütterlicher und eigener Antikörper zu einer lebensbedrohlichen Gefährdung des Kindes führen. Daher sollte die Geburt möglichst nicht unter einer akuten Varizelleninfektion eintreten. Ist die Geburt in den nächsten 2 bis 3 Tagen zu erwarten, sollte die Patientin Zoster-Immunglublin erhalten, um dem Feten passiv IgG-Antikörper zu übermitteln. Außerdem ist in diesem Fall dem Neugeborenen Zoster-Immunglobulin nach der Entbindung zu verabreichen. Liegt bei der Mutter keine Immunität vor, so sollte die Mutter innerhalb von 72 Stunden nach dem Kontakt Zoster-Hyperimmunglobulin erhalten. Dadurch kann zwar nicht das Auftreten der Infektion in allen Fällen verhindert werden, doch lässt sich die Virämie und damit die schwere Infektion abschwächen. Die Infektiosität beginnt ca. 1-2 Tage vor Auftreten des Hautausschlages und dauert rund eine Woche. Die von Ihnen angegebene Erkrankungswahrscheinlichkeit von 30 bis 48% halte ich allenfalls dann für realistisch, wenn der Varizellenkontakt deutlich mehr als 72 Stunden vor Immunglobulingabe erfolgte.


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