Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Fruchtschädigung durch Antibiotikumeinnahme oder durch Mykoplasmen?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Fruchtschädigung durch Antibiotikumeinnahme oder durch Mykoplasmen?

Pervin

Beitrag melden

Lieber Dr. Paulus, ich bin in der 6 Woche schwanger und habe ca. 4 Tage nach meinem Eisprung aufgrund eines Harnweginfektes Ciprofloxacin 100mg für 3 Tage eingenommen, am dritten Tag dann zusätzlich Monuril 3000. Da mein Urologe nun eine Mykoplasmeninfektion (Ureaplasma) festgestellt hat, hat er mir das Antibiotikum Roxithromycin verschrieben, das ich in Absprache mit meinem Frauenarzt nehmen sollte. Mein Frauenarzt wiederum sagt, dass bis zur 14. Woche wegen der Organgenese von einem Antibiotikum abzuraten ist und hat mir daher ein pflanzliches Mittel (Globuli), viel Trinken und Zitrone empfohlen. Da ich mittlerweile erfahren habe, dass Cipro in der Schwangerschaft nicht empfohlen wird, mache ich mir etwas Sorgen. Ich frage mich auch, ob es für das Embryo schädlich ist, wenn die Mykoplasmenifektion nicht behandelt wird bzw. ob es für das Embryo schädlich ist, wenn ich das Antibiotikum doch einnehme. Können Sir mir eine Einschätzung geben? Vielen Dank schonmal Pervin


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Das Antibiotikum Fosfomycin (Monuril) zählt bei Harnwegsinfekten in der Schwangerschaft zu den Antibiotika erster Wahl. Da die Anwendung von Ciprofloxacin nach Ihren Angaben im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgte, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht wäre demnach nicht zu befürchten. Bei Roxithromycin handelt es sich um ein halbsynthetisches Derivat von Erythromycin. Anhaltspunkte für eine Fruchtschädigung haben sich bisher weder aus dem Tierversuch noch aus der Anwendung beim Menschen ergeben. Wir verfügen bisher über 157 Rückmeldungen nach Anwendung von Roxithromycin in der Frühschwangerschaft: 10 Schwangerschaftsabbrüche ohne Anhalt für Anomalie 15 Spontanaborte 2 Totgeburten 119 unauffällige Neugeborene 11 angeborene Anomalien Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Fehlbildung und Medikation lässt sich aufgrund der Expositionszeiten in den meisten Fällen ausschließen. Eine Anwendung von Roxithromycin wäre daher bei entsprechendem Keimspektrum auch im ersten Schwangerschaftsdrittel vertretbar. Die Mykoplasmen werden sich von Globuli und Zitrone kaum beeindrucken lassen.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich mache mir sehr große Sorgen und bitte Sie um Ihre Einschätzung. Am 19.11.2013 bekam ich meine letzte Periode. Wegen einer wiederkehrenden Blasenentzündung nahm ich von 23. - 27.12.2013 o.g. Medikation. Als meine nächste Blutung ein paar Tage verspätet war, machte ich einen Schwangerschaftstest, der aber negativ ...

Sehr geehrter Dr. med. Paulus,  Ich bin momentan in der 34 Woche schwanger und leider seit Anfang der Schwangerschaft an Bakterien und Pilzen. Ich habe von meinem Frauenarzt schon so ziemlich alles verschrieben bekommen, aber keine Besserung in Sicht.  Gestern bekam ich wieder einen Anruf, dass man Bakterien gefunden hat, Und ich Fluomizin neh ...