Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

asthmamittel - schäden beim Kind?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: asthmamittel - schäden beim Kind?

Karen 72

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Schaden die Medikamente dem Fötus, kann es zu Fehlbildungen oder Behinderungen kommen, weiß erst seit heute das ich schwanger bin. Soll ich sie trotzdem weiter nehmen. Mein Gesundheitszustand hat sich letzte Woche wieder verschlechtert, deshalb hab ich auch noch Avelox und Ascorbisal dazu bekommen. Danke


Dr. Wolfgang Paulus

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Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die allgemeine Belastung deutlich reduzieren lässt. Das Präparat Seretide enthält die beiden Wirkstoffe Salmeterol und Fluticason, Avamys lediglich Fluticason. Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus. Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Sie könnten die Anwendung der inhalativen Präparate auch in der Schwangerschaft fortsetzen. Bei Desloratadin handelt es sich um einen Metaboliten des länger bekannten Antihistaminikums Loratadin. Auf der Grundlage eines schwedischen Geburtsregisters wurde der Verdacht geäußert, dass Loratadin bzw. Desloratadin zu einer Zunahme von Hypospadien (Harnröhrenfehlmündungen) führt: Unter 2.780 Fällen mit Einnahme von Loratadin in der Schwangerschaft wiesen 15 Kinder Hypospadien auf, etwa dreimal soviel wie erwartet (Källén & Otterblad Olausson 2001). Gemäß einer aktuellen Metaanalyse traten bei 2.694 männlichen Neugeborenen nach intrauteriner Exposition mit Loratadin in 39 Fällen (1,4%) Hypospadien auf. Im nicht belasteten Kollektiv fanden sich bei 4.231 von 450.413 Jungen (0,9%) derartige Fehlbildungen. Damit erscheint das Risiko für kindliche Hypospadien nach mütterlicher Therapie mit Loratadin im ersten Trimenon nicht signifikant erhöht (Schwarz et al 2008). Die Anwendung von Desloratadin wäre daher bei Ihren Beschwerden in der Schwangerschaft auch langfristig vertretbar. Acetylsalicylsäure wird in niedriger Dosierung (50-150 mg pro Tag) zur Hemmung der Thrombozytenaggregation und damit Verbesserung der Durchblutung verwendet. In höherer Dosis (500 mg) ist Acetylsalicylsäure als schmerzstillendes und fiebersenkendes Präparat im Einsatz. Bei Dauertherapie mit solchen höheren Dosen von Prostaglandinsynthesehemmern muss im letzten Schwangerschaftsdrittel auf einen vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus (Gefäßverbindung im fetalen Kreislauf) geachtet werden. Von Chinolonen wie z. B. Moxifloxacin (Avelox) ist bekannt, dass sie Schädigungen im Knorpel der großen Gelenke bei nicht ausgewachsenen Tieren verursachen. Die niedrigste orale Dosierung von Moxifloxacin, die bei Junghunden Gelenkstoxizität hervorrief, war viermal höher als die empfohlene therapeutische Dosis mit zwei- bis drei-fach höheren Plasmakonzentrationen als jene bei der höchsten therapeutischen Dosis. Wegen des Auftretens von Knorpelschäden unter Gyrasehemmern bei einigen Tierarten wird von einer Anwendung in der Schwangerschaft abgeraten. Entsprechende Defekte ließen sich bisher weder bei schwangeren Tieren noch bei Exposition des Menschen in der Gravidität nachweisen. Als Antibiotika erster Wahl gelten in der Schwangerschaft Penicilline und Cephalosporine.


Richard Friedel

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Liebe Karen, als Asthmakind war ich zu trotzig, um ernsthaft die Nasenatmung bewusst zu üben. Das Ergebnis war nicht nur traumatisierende Asthmaanfälle sondern auch eine Atemneurose. und schlimme Erfahrungen mit Asthmasprays, worüber so viel akademisch zu Papier gebracht wird. Viel später habe ich es mit gewusstem Schniefen versucht und das Ergebnis war ganz und gar verblüffend. Bei lauter Naseneinatmung werden die Lippen zusammen gezogen und durch Reflexbogen die Bronchien entspannt.


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