Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

aimovig in der Stillzeit erlaubt?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: aimovig in der Stillzeit erlaubt?

Franzi_Gold

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Sehr geehrter Herr Dr. med. Paulus, ich darf mich kurz vorstellen: mein Name ist Franziska, ich bin 39 Jahre alt und leide seit circa 18 Jahren an Migräne. Nach der ersten Schwangerschaft habe ich nun die Möglichkeit bekommen, aimovig gegen meine Migräneattacken zu initiieren. Während der Schwangerschaft habe ich selbstverständlich aimovig nicht verwendet. Meine Attacken während der Schwangerschaft waren geringer und konnte sie somit mit Rizatriptan Puren 10 mg Schmelztabletten und Ibuprofen 400mg-800ng gut handhaben.    im Oktober kam nun mein zweites Kind zur Welt. Im Gegensatz zu meiner ersten Schwangerschaft sind nun in den ersten drei Monaten die Attacken immer häufiger und intensiver. Auch hier habe ich bisher meine Triptane, Ibuprofen als auch 1000 mg Paracetamol verwendet. für mich ist es nun an der Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken, wieder auf die Spritze zurück zu greifen. Ich bitte um Ihre Einschätzung dazu. wenn möglich möchte ich weiter stillen.  mein Sohn nimmt auch das Fläschchen. Heißt es wäre auch eine Möglichkeit nach der Spritze auf Flasche umzustellen und dann wieder zu stillen? Je nachdem wie sich der Wirkstoff verhält. Ich versuche wirklich möglichst flexibel zu sein.  vielen herzlichen Dank und mit freundlichen Grüßen   Erster Tag der letzten Regel: 02-02-2024 Errechneter Entbindungstermin: 19-09-2024 Medikamente: Rizatriptan Spuren 10 mg Schmelztabletten und Ibuprofen 400mg-800ng, Paracetamol 1000 mg Einnahmezeitraum (seit wann) und Dosis: Ca. 1x pro Woche Hast du besondere Belastungen: Nein Bestehen Krankheiten: Neurodermitis, Migräne


Dr. Wolfgang Paulus

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Erenumab (Aimovig) ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der monoklonalen Antikörper, der für die Vorbeugung von Migräneanfällen bei Erwachsenen eingesetzt wird. Die Effekte beruhen auf der Bindung an den CGRP-Rezeptor (Calcitonin Gene-Related Peptide Receptor). Dieses Neuropeptid CGRP ist stark gefäßerweiternd und spielt eine zentrale Rolle bei der Schmerzauslösung und der neurogenen Entzündung. Es liegen keine Informationen zum Übergang von Erenumab in die Muttermilch vor. Da es sich bei Erenumab um ein großes Proteinmolekül mit einem Molekulargewicht von 150.000 Da handelt, dürfte wenig Wirkstoff in die Muttermilch übergehen (Stratigakis et al 2023). Da das Immunglobulin wahrscheinlich im Magen-Darm-Trakt des Säuglings zerstört wird, ist nicht von einer umfangreichen Resorption auszugehen (Anderson 2021). Eine Patientin, die ihr 21 Monate altes Kind zweimal täglich stillte, litt unter einer chronischen Migräne, die auf eine herkömmliche Behandlung nicht ansprach. Die Therapie mit Erenumab wurde mit einer Dosis von 70 mg begonnen (vermutlich einmal monatlich subkutan). Die Mutter bemerkte in den folgenden 5 Monaten keine Nebenwirkungen beim Säugling. Der Säugling entwickelte sich unauffällig. Jede der sieben obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter verlief normal. Es traten keine Infektionen auf und es wurden keine Probleme mit der Ernährung festgestellt (Henze 2019). Eine Frau, die seit langem an Migräne litt, erhielt während der Schwangerschaft und nach der Entbindung monatlich 70 mg Erenumab subkutan. Nach der Entbindung stillte sie ihren Säugling teilweise. Bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen zeigten sich keine Auffälligkeiten (Vig et al 2022). Bei Überprüfung der von der Weltgesundheitsorganisation geführten Datenbank mit Berichten über vermutete Nebenwirkungen fand sich ein Bericht über einen Säugling, der während der mütterlichen Anwendung von Erenumab durch Trinkschwierigkeiten auffiel. Weitere Angaben liegen zu diesem Fall nicht vor (Noseda et al 2021). Insbesondere bei Müttern von Neugeborenen oder Frühgeborenen sollte Aimovig mit Vorsicht angewendet werden, bis umfangreichere Daten vorliegen. Ansonsten bestehen momentan keine schwerwiegenden Bedenken in der Stillzeit.


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