Avraa
Hallo, ich hatte vor einer Weile mal über meinen Kleinen (jetzt 13,5 Monate) geschrieben, der weder essen noch trinken wollte. Mittlerweile isst und trinkt er so gut, dass wir die unterste Perzentile konstant halten können. Sein Eisenwert ist grenzwertig ok. Er isst nun eigentlich ganz gern glaube ich aber ausschließlich Kohlenhydrate. D.h. nur Brot (oder anderes mit Getreide wie Müsli etc.), ungern mal eine Kartoffel oder sachen mit Kartoffeln wie Klöße, sehr gerne Süßkartoffeln, Maroni, Maniok, Reis, Hirse, Amaranth. Er isst kein Gemüse, nicht mal Mais, Erbsen oder Karotten. Gar nichts. An Nudeln, Reis, etc. darf nicht der kleinste Tropfen Soße sein. Er verzieht richtig angewiedert das Gesicht. Er isst Bananen, Kaki, Birne, Weintrauben und Pomelo. Außerdem den weichen mittleren Teil der Gurke (hat nur 3 Schneidezähne) und lutscht auf roher Tomate herum. Auf seinem Brot mag er nur und ausschließlich Erdmandelcreme. Das was der komplette Speiseplan. (Inklusive stillen - er trinkt weder Kuhmilch noch mag er Käse) Ich habe oft versucht Gemüse zu verstecken. In Süßkartoffelpuffer ein paar Erbsen rein und so weiter. Klappt alles nicht. Er sortiert es raus. Außerdem probiert er nichts neues. Er trinkt gern mal Hafer-, Reis-, oder Kokosnussmilch. Sonst Wasser. Bei meiner Große habe ich auch immer "wird schon nicht verhungern" gesagt, wenn sie was nicht aß. Irgendwann hat sie es doch probiert wenn halt nichts anderes da war. Bei dem Kleinen geht das so nicht. Er verhungern lieber. Wir waren jetzt schon so oft wegen kompletter Nahrungsverweigerung und Dehydrierung im Krankenhaus, dass ich es nicht drauf ankommen lasse. Nur wie kriegt man ihn jetzt dazu etwas anderes als nur Brot, Nudeln und trocken Reis zu essen? Ich versuche oft Süßkartoffeln und Maroni zu machen aber jeden Tag geht das auch nicht und Kartoffeln sind ja leider nicht wirklich sein Ding. Haben sie eine Idee wie ich ihn da ran führe? Dass wir sein essen weder blöd kommentieren noch in Beifall ausfallen wenn er was kostet versteht sich von selbst. Wir drängen ihn nie, legen nur bereit.
Hallo Avraa ja, ich erinnere mich. Habt ihr den Grund für die Problematik der häufigeren Krankenhausaufenthalte schon etwas annähernd herausbekommen können? Wurde dein Sohn inzwischen einmal gründlich durchgecheckt? Konnten organische Ursachen (Niere, Zöliakie, Unverträglichkeiten, Allergien, Schluckstörungen, u.a., etc) definitiv ausgeschlossen werden? Wie gut ist/war der Saugreflex ausgebildet? Oder habt ihr Anweisungen erhalten, wie ihr die Flüssigkeitszufuhr (bzw evtl große Flüssigkeitsverluste - Diarrhöe, zu flüssige Stühle) besser kontrollieren könnt, um ggf regulierend einzugreifen? Werden die Eisenwerte weiterhin kontrolliert? Wie ist die Verdauung ? Kennst du schon diesen Artikel? https://www.rund-ums-baby.de/ernaehrung/essensverweigerung.htm ´ Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann und darf ich dir sonst leider nicht weiter helfen. Ich kann dir hier nur ganz allgemeine Tipps geben. Und zwar so: Ganz allgemein klappt das Heranführen an neue Lebensmittel am besten so: esst als Familie einfach ganz normal und lasst euer Kind einfach mit essen. Je positiver und freudiger der Familientisch erlebt wird - mit allen Sinnen - riechen, sehen, schmecken, tasten, sein, desto besser klappt die Integration. Zur Gewöhnung an neue Speisen sollten Kinder immer die ihnen bekannten Speisen erhalten und Neues nur zusätzlich, in kleiner Probiermenge. Damit dein (gesunder) Sohn einfach mitessen und auch stets ausreichend sättigende Mengen mit essen kann, muss er natürlich hungrig sein. Da du beim Stillen keine Kontrolle darüber hast, wie viele Kalorien er zu sich genommen oder gerade getrunken hat, kann der Appetit und Hunger stets verschieden groß oder klein sein. Achte einfach auf erlebnisreiche Mahlzeiten bei Tisch, die deinem Kleinen das Mitessen ermöglichen. Lass ihn ein Teil eurer Essgemeinschaft werden, in dem du ihm die Möglichkeit gibst einfach mit zu essen. Das geschieht zunächst durch das Beobachten der bei Tisch/auf dem Teller zur Verfügung stehenden Speisen und durch die anderen Personen ringsum, welche ebenfalls etwas essen. Lasst euren Sohn immer und immer wieder an euren Speisen riechen, lasst ihn diese befühlen, lasst ihn schmecken. Setze auf Routine und ergänze die beliebten und sich bereits bewährten Speisen mit den üblichen Familienspeisen. Wenn dein Kind momentan "nur" eine Sorte Brot mit einem bestimmten Belag mag - prima - gib ihm diese Sorte. Kinder müssen sich an Vieles langsam herantasten. Essen lernen ist ein länger dauernder Prozess, den man als Eltern liebevoll und streng aber in jedem Fall auch emotional begleiten muss. Sehr gut klappt dies durch das authentische Vorleben. Wenn ihr also häufig Kartoffeln/Nudeln esst, dann gib deinem Sohn einen Teller mit eben diesen Speisen. Warte, was er damit anstellt. Er wird es wohl zunächst ansehen, in die Hand nehmen und damit spielen. Das ist gut, denn es ist eine erste Annäherung. Über Gefallen oder Nichtgefallen entscheidet er selbst. Im Mund hat er viele Rezeptoren, die diese Bewertung übernehmen. Nur was "passt", wird auch akzeptiert. Was heute nicht "passt", kann aber durchaus morgen besser "passen" und übermorgen schließlich richtig gut "passen". Eine einmalige Ablehnung ist keine Ablehnung für immer. Auch ein dreimaliges Ablehnen ist keine endgültige Meinung. Je öfter dein (gesunder) Sohn die Gelegenheit erhält etwas zu probieren, sei es mit dem Mund oder einfach nur durch Befühlen mit den Händen, desto besser. Da du deinen Sohn stillst, kann er weiterhin seinen Nährstoff-und Kalorienbedarf mit Mumi decken. Oder? Was sagen die Ärzte dazu? Er kann sich somit langsam, in seinem Tempo an Neues wagen und daran gewöhnen, um sich ein sog. Geschmacksgedächtnis aufzubauen, was ihm ein Leben lang von Nutzen sein wird. Das Geschmacksgedächtnis reguliert u.a, auch den Appetit. Biete ihm neben neuen Geschmackseindrücken auch stets neue Konsistenzen und Texturen. Viel mehr als Geschmack ist doch das Mundgefühl von großer Bedeutung. Erkennst du hier ein Muster bei deinem Kind? Was charakterisiert seine momentan bevorzugte Kost? Wie servierst du diese Kost, in faustgroßen Stücken zum perfekten Greifen mit der Hand? In kleinen Stücken zum Aufnehmen via Pinzettengriff? Auf einem bestimmten Teller oder klein geschnitten, zerdrückt? Wichtig! Dein Kind sollte alle Speisen gefahrenfrei essen und schlucken können. Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf. Die motorischen Fähigkeiten müssen verfeinert werden und auch das Essen fördert das Zusammenspiel der Muskeln und trainiert die Kraft - auch in der Kaumuskulatur. Mehr als nur Milch und Brei zu essen/trinken ist für (d)ein Kind im Gesamten betrachtet ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht neben dem Nährwert der festen Nahrung auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Pflege ruhig gewisse Gewohnheiten im Speiseplan und füge langsam, durch Neugier und mit Spaß immer mehr und Neues hinzu. Und wenn das alles nichts hilft, die essensverweigernden Momente häufiger auftreten bzw die sehr einseitige Bevorzugung bestimmter Speisen weiterhin anhält und du außerdem weiterhin sehr besorgt bist (als Mama hat man hier ja einen Instinkt) , wenn gleichzeitig organische Ursachen (ggf Fütterstörung = frühkindliche Regulationsstörung) definitiv (gründliche Untersuchung - ggf Zweitmeinung einholen)ausgeschlossen werden konnten, müsstest du mit dem KiA noch einmal sehr ausführlich sprechen, welche weiteren Handlungsschritte weiterhin in Frage kommen könnten. Ich wünsche euch alles Gute Grüße Birgit Neumann Grüße Birgit Neumann
Avraa
Achso, Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen isst er auch nicht.
Avraa
Liebe Birgit, danke dass du dir die Zeit genommen hast, um so ausführlich zu antworten. Mein Kleiner kam 1 Monat zu früh und konnte zunächst nicht an der Brust saugen. Er war zu schwach und bekam nichts raus. Ich habe abgepumpt in der Zeit. Durchs Tandemstillen hatte ich mehr als genug Milch, er wurde nie zugefüttert. Ab Et konnte er gestillt werden, machte aber bis er ca. 4 Monate alt war immer Klick-Geräusche. Er war sehr hypoton, was sich auch aufs Stillen auswirkte. (Er konnte den Saugschluss nicht so gut halten.) Dennoch hat er immer adequat zugenommen. Mit 3 Wochen hatte er dann eine bakterielle Superinfektion mit Lungenentzündung. In der Zeit hat er Gesundheitsbedingt nichts mehr zu sich genommen. Ich musste wieder abpumpen und ihm die Milch einflößen. Danach war er leider schief und hatte seit dem bis zum 8. Lebensmonat dauerhaft Verstopfung. Völlig egal ob er er nur gestillt wurde oder Beikost bekam. Es war richtig schlimm aber der Arzt fand nichts. Da er ja auch schief war und durch die Hypotonie motorisch verzögert sind wir zum Orthopäden und Osteopathen. Nach der Behandlung war die Verstopfung schlagartig weg und seit dem nie wieder irgendetwas. Er hat völlig normalen Stuhlgang. Auch keine Durchfälle, nichts. Mit Beikost haben wir im 6. Monat begonnen, aber man spürte den Monat, den er zu früh kam, er hatte absolut kein Intresse. Mit 7 Monaten aben wir es weiter versucht. Anfangs sogar halbwegs erfolgreich, er aß immer mal ein paar Happen (er hasste Löffel, hat es nur vom Finger gelutscht). Baby Led Weaning, wie bei seiner großen Schwester damals konnten wir aber nicht machen. Auf Grund der Hypotonie war er extrem instabil und konnte nicht greifen wenn wir ihn auf dem Schoß festhielten. Er waberte da nur so rum und wir haben es gelassen, wollten das nicht erzwingen obwohl wir bei der Großen davon begeistert waren. Ich kann gar nicht mehr genau ausmachen wie die Probleme anfingen aber er wollte immer seltener essen, hat ja eh nie viel genommen. Wir waren glaube 3 mal im Krankenhaus am Tropf. Waren nun bereits 2 mal im SPZ. Er hatte ja auch das Trinken verweigert, bis hin zur Dehydrierung. Er wurde beim Arzt und im SPZ gut untersucht. Es wurde nichts gefunden. Mittlerweile ist er übrigens gerade, zeitgerecht entwickelt, normoton und auf der untersten Perzentile (nun konstant, er kreuzt die Perzentilen nicht mehr und fällt auch nicht ab). Manchmal bin ich erschrocken, wenn er neben dem 4,5 Monate alten und großen Baby einer Freundin liegt, das genauso groß ist wie mein 14 Monate alter Junge und 2 kg mehr wiegt. Meine große Tochter war auch immer groß und kräftig. Leider isst er aber wie gesagt nur das oben aufgeführte. Also quasi nur Sachen mit Kohlenhydraten und ein wenig Obst, Gurkenmitte und lutscht Tomate. Man kann ihn schon eine ganze Weile nicht mehr füttern. Auch nicht mit Sachen die er erkennt und normalerweise mag. Er isst niemals etwas das wir ihm hinhalten, er will es vorher in der Hand haben. Er schaut es sich an und am liebsten mag er Essen so, dass er es auseinanderreißen kann (er knurrt sehr passend dazu...). Er isst was er mag aber in jeder Form, auch als Krümel die er mit dem Pinzettengriff aufsammelt. Es darf nur keine Breiform haben, er vertraut dem Brei nicht. Generell hasst er Unbekanntes. Das fing ja damals schon mit dem Löffel an. Er probiert nichts neues. Nicht nur beim Essen. Er mag viele Konsitenzen nicht. Kein Matsch, kein Glitzer. Derzeit liegt er manchmal kreischend auf dem Boden und stützt sich mit den Unterarmen ab und hält die Hände hoch, um auf keinen Fall Sand zu berüren. (Wenn die fiese Mama ihn mal auf den Boden setzen muss, weil die Große beim Klettern Hilfe braucht...) Ich selbst bin Asperger Autistin, bei der Beschreibung erinnert mich das manchmal daran, aber um ehrlich zu sein habe ich das bei ihm eigentlich ausgeschlossen. Er ist absolut überhaupt nicht "autistisch" im Verhalten. Hält Blickkontakt, lächelt uns an, redet mit uns, liebt kuscheln und jeden Körperkontakt über alles. Es ist ihm fast das wichtigste überhaupt, denn er ist super anhänglich und etwas schüchtern. Er ist an allen möglichen Spielsachen interessiert und lässt sich von der Großen auch mal zeigen wie etwas geht und macht es nach. Er ist vollkommen normal, bis auf die Sache mit dem Essen und unbekannten Texturen. Passenderweise hat er heute übrigens mal etwas neues probiert. Wir waren an einem Käsestand auf dem Markt. Meine Große hatte ein Stück probiert und fing an rumzuhüpfen und zu betteln, dass sie mehr bekommt. (Ich hatte dem Kleinen schon was angeboten, der lehnte wie immer ab). Nachdem sie da ewig rumbettelte und immer noch mehr wollte, streckte er die Hand aus, zog aber wieder zurück, man sah ihn überlegen. Musste schon ziemlich gut sein, wenn die Schwester so ausflippt. Er hat am Ende zum erstaunen wirklich probiert. Es war ein alter, sehr streng schmeckender Käse (ich liebe die und eigentlich trinkt er den Geschmack seit seiner Geburt per Milch). Er fand es lecker und wollte mehr.. Ich glaube wirklich er würde auch bei anderen Sachen den Geschmack mögen, wenn er nur irgendwie mal kosten würde. Aber unkenntlich machen hilft nicht. Entweder er pult raus, was er sieht oder er probiert vorsichtshalber nicht. Ich muss ihn also irgendwie zum kosten bringen. (Tierfiguren und schöne Formen locken ihn nicht) Liebe Grüße
Avraa
Achso und das Wichtigste habe ich fast vergessen. Aus der Phase, dass er gar nicht essen und trinken "will" sind wir glücklicherweise raus. Wenn nichts von dem was er mag angeboten wird, verweigert er zwar alles, wird aber immer unglücklicher, weint irgendwann, sagt auch "nom nom". Er weicht aber nicht auf etwas anderes aus. Zum schlafen stillt er dann richtig viel. (Er bekommt 1 mal zum Mittagsschlaf nach dem Essen und nachts Milch)
Hallo Avraa vielen Dank für deine sehr ausführliche Rückmeldung. So ähnlich habe ich es mir auch gedacht. Leider kann ich dir jedoch nicht weiter helfen. Es bleibt weiterhin Sache des KiA. Beobachte dein Kind und reagiere. Ich wünsche euch alles Gute! Grüße Birgit Neumann