Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

kein spaß am essen

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: kein spaß am essen

petitechouchou

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guten abend, mein sohn nun 21 mon. war schon immer ein schlechter esser. schwierigkeiten beim stillen, später an der flasche und beim normalen essen fing es dann richtig an. im mund ist alles okay. er ist unglaublich aktiv und kann einfach nicht lange sitzen. er interessiert sich überhaupt nicht für essen. er ist sehr wählerisch. ich habe oft angst dass er zu wenig nährstoffe bekommt. ein auszug was er heute gegessen hat: fühstück:viertel brötchen mit teewurst, ein schnittchen apfel. gurke, tomate und der rest des brötchen landeten auf dem boden mittags: viertel brezel. obst wollte er nicht, joghurt wurde auch verweigert abend: teller nudelsalat, 4 erdbeeren und drei trauben (damit war ich sehr zufrieden auch wenn nudelsalat nicht so gesund ist, ist er doch mal seit langem mit ner ordentlichen portion im bauch eingeschlafen) er bekommt abends noch eine flasche 200ml 1er nahrung. meist aus dem grund, dass er beim abendessen nur im essen rumgestochert hat. snacks gibt es keine zwischendurch. er ist nicht abgemagert aber mit abstand der schlankeste in seinem umfeld. ich habe schon viele kindergerichte ausprobiert. andere kinder essen sie auch nur mein sohn würde sich ausschliesslich von trockenen nudeln, erdbeeren, keksen und brokkoli ernähren wenn er könnte. haben sie tips wie das essen nicht jedes mal zu einer zerreissprobe wird? oder rezeptideen wie ich ihm möglichst viele nährstoffe unterjubeln kann?


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo petitechouchou ich nehme mal an, dass der KiA deinem Kind eine insgesamt gute Gesundheit und gutes Gedeihen bestätigt hat. Hat der KiA schon einmal genau gekuckt? Weiß er um die Essproblematik? Wenn dein Kind einfach also einfach "nur" nicht viel essen mag und Neues nicht gut akzpetiert, könntest du versuchen erzieherisch mit gutem Vorbild zu handeln. Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen, dazu gehört auch, das Beobachten bei Tisch und Begutachten des Gekauten (wenn Gekautes und Eingespeicheltes wieder ausgespuckt und angeschaut wird) Sie lernen auf vielen Ebenen. Das Problem scheint bei euch auch darin begründet, dass dein Kleiner schlecht bei Tisch sitzen bleibt. Dein Kind befindet sich vermutlich auch gerade in der Phase, in der alles spannender für ihn ist, als Essen. In dieser Phase, in der die lieben Kleinen selbständig werden wollen, braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :-) Biete vermehrt Fingerfood an, das erspart das Füttern und dein Sohn darf selbständig werden. Neben Brot können das Kartoffelstückchen oder Bananenscheiben u.v.m. sein. Du musst wissen: Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur der Ernährung, sondern auch als Spiel zum Sammeln von Sinneseindrücken. Insgesamt kannst du dein Kind dadurch spielerisch ans Essen heranführen und das offerierte Speisenangebot erhöhen. Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht wirklich zwischen Spiel und Mahlzeit. Für sie ist alles spannend. Sie beobachten ihre Mitwelt und imitieren gerne. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die andere Familienmitglieder essen, Dinge die sie immer und immer wieder sehen. Ein Brötchen kann zerlegt werden, die Kruste bröckelt ab, das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Als Mama ist man sehr gefordert :-) Diese Experimentierphase gehört dazu und vergeht auch wieder. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Essen ist für die Kleinen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein Erlebnis für alle Sinne. Sie unterscheiden gar nicht so stark zwischen Spiel und Essen. Beides gehört für sie zusammen. Das heisst, du kannst dem am Anfang etwas entgegenkommen, in dem du die Zutaten bspw als Bild auf einen Teller legst. Dann können zuerst die Augen von einem "Gesicht" gepickt werden Schneide Butterbrot in kleine Stückchen, die dein Kind selber essen kann. Wichtig wäre, dass ihr regelmäßige Mahlzeiten du festen Zeiten, am, selben Ort, zusammen zelebriert. Qualität und Vielfalt zählt mehr als Quantität. Weil die Kleinen jetzt in einer bestimmten Entwicklungsphase sind, wachsen sie auch nicht mehr so rasant wie zu Beginn. Die Zunahme stagniert. Sie haben weniger Hunger. Kleine Portionen können ausreichend sein. Und je mehr sie sich bewegen, desto besser klappt das mit dem Essen. Zum Einen weil sie dadurch die nötige Ruhe bei Tisch haben und zum anderen, weil dann Energie benötigt wird :-) Gestalte den Übergang zu Tisch mit einem Ritual. Das kann helfen, erst mal zur Ruhe zu kommen. Wenn du deinem Kind bspw immer vor dem Essen ein bestimmtes Buch vorliest, ihm dann das Lätzchen umbindest und ihr euch beide das Essen serviert. Dann kann sich dein Kind darauf einstellen und weiss, wie die Mahlzeiten bei euch ablaufen. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot für euren Kleinen stetig erweitern können. setzt euch nicht zu erwartungsvoll zu Tisch und fordert nicht zu viel von ihm, sondern ladet ihn ein, Neues zu probieren und gib ihm gewohnte Sachen. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen meist (noch) kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Achte vor allem auf Routine, Rituale und dein persönliches Vorleben. Besonders schön hat das Jesper Juul formuliert. Ich zitiere hier aus dem Artikel*, (von Anfang der Woche, Schlusssatz): "Für ihn geht es in der Erziehung darum, persönliche Maßstäbe und Überzeugungen vorzuleben. "Erziehung findet zwischen den Zeilen statt", sagt er, "sie ist wie Osmose, sie kommt durch die Haut." " Also dann viele Grüße B.Neumann * http://www.spiegel.de/schulspiegel/helikopter-eltern-wie-ueberbehuetung-den-kindern-schaden-kann-a-915507.html


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