Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Essen für ein- und zweieinhalbjährige.

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: Essen für ein- und zweieinhalbjährige.

anketaferner

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Hallo Frau Neumann, ich (ziemlich unkreativ beim Kochen) bräuchte ein paar Tips was ich kochen könnte, um nicht wie bisher immer ZWEI Menüs für meine Kinder (13 Monate und 2,5 Jahre) zu kochen. Ich koch mich meist "dumm und dämlich" da ich für meinen Sohn (13 Monate) meist Kartoffeln und Gemüse (und mal Fisch oder Fleisch) mache und meine Tochter hauptsächlich Suppe und Fischstäbchen isst. (Und mein Mann bekommt natürlich auch noch extra und ich bin Vegetarier und da ess ich dann ja auch nicht alles :-)) "Experimente" wie zB Nudeln mit Tomatensauce oder Milch/Grießbreie gehen daneben und werden von keinem gegessen. Auch ist dann hier meine Frage, wenn Kinder das Essen verweigern, ob ich jetzt noch schnell was Andres anbiete oder sie erst bei der nächsten Mahlzeit dann Brot/Obst etc... bekommen sollen? Mein Sohn isst recht brav, da ist das nicht das Thema, aber meine Tochter verweigert FAST ALLES und kostet es nichtmal... eine Stunde später ist sie natürlich hungrig und möchte Banane/Schokolade/Eis..... :-( Meine Kinder essen eher deftiges, haben Sie ein paar Tips was der Kleine UND die Große gemeinsam essen können....? DANKE und glg


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo anketaferner überlege dir zunächst, was du konkret verändern möchtest. Dann stellst du Regeln auf und handelst entsprechend konsequent. Babys und Kinder müssen an neue Speisen erst gewöhnen, dafür müssen sie öfter als einmal, sogar bis zu 10 mal diese Gelegenheit bekommen. Je mehr euere Kinder bei euch Großen sehen, was und wie ihr esst, desto mehr wollen sie nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern. Und Kinder mögen gerne immer weder die gleiche Gerichte essen. Je öfter du ein Gericht kredenzst, desto häufiger sieht und riecht es dein Kind. Je häufiger deine Kleine probiert, desto größer ist die Wahscheinlichkeit, dass sie es irgendwann mag. Verzichte auf Experimente, und koche besser, was dir und deinem Mann schmeckt. Mit diesem Vorleben genussvoll zu speisen, seid ihr auf einem insgesamt guten Weg. Eine "Extrawurst" sollte für alle anderen bei Tisch verfügbar sein. Es bietet Wahlmöglichkeiten und verliert den Status des "Besonderen". In Frankreich gibt es bspw Baguette, zur Hauptspeise. Das können bei euch bspw Nudeln, Brot oder Reis sein.Wer Hunger hat und das Hauptgericht nict mag, kann sich dabei bedienen und gleichzeitig kleine Happen vom zunächst nicht gemochten Hauptgericht vorsichtig probieren. Zwanglos. Und wenn vielleicht schmeckts ja doch. Vielleicht auch erst beim nächsten Mal.. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Schaue auch, dass du adäquates Esseverhalten vorlebst. Iss selbst das, was du gerne magst, Iss auch immer wieder die gleichen Sachen, im Wechsel. Routine, Rituale. Versuche ganz viel Routine in den täglichen Ablauf zu bringen und achte auf ausreichend Bewegung an der frischen Luft. Damit entsteht Hunger und Appetit. Wie wär´s wenn du das Problem gemeinsam mit deinen Kindern angehst. Kennst du vielleicht die Kochbücher von DIE MAUS? Kochbücher für Kinder, also Bücher die für Kinder geschrieben wurden, um ihnen Kochen und Backen beizubringen sind generell gut geeignet. Die Bücher sind optisch sehr ansprechend und die Rezepte einfach in der Zubereitung und im Klang und durch das Bild ansprechend. Erkläre deinen Beiden sie Situation, die dir nicht gefällt und plädiere an ihre Mitarbeit. An einem Tag in der Woche könntet ihr zum Beispiel zusammen kochen. Wenn ihr dabei chronologisch vorgeht, kann nicht schon zuvor mit einem etwaigen "bäh" geurteilt werden. Wenn das Essen aufgetischt ist, muss jeder probieren - das sollte als Regel gelten und mit Worten schildern warum es evtl nicht gemocht wird. Esserziehung kannst du durchaus auf diese Weise angehen. Es ist eine Bereicherung für das Leben. Neue Aromen können benannt und eingeordnet, neue Esserfahrungen gemacht werden. Kocht zum Beispiel einmal Rotkohl, frisch aus einem kleinen Kopf. Macht damit Farbenspiele in dem du ein Blatt vom Kopf im Ganzen abkochst. Den entstandenen Saft - kennst du wahrscheinlich - wird in verschiedene Behälter (Gläser) gekippt, in die du vorher Wasser mit verschiedenen Zusätzen gefüllt hast. Spülmittel, Soda (Backpulver), Essig, Zitrone, etcetc siehe Foto den Rotkohl werden sie anschliessend auch probieren. Dazu handgemachte Kartoffelknödel und Frikadellen. zwar viel Text, aber doch einfach in der Zubereitung sind Kartoffelknödel: Zutaten: 1 kg Kartoffeln 150 g Kartoffelmehl 2 kleine Eier 1 EL Salz, nimm viel weniger wegen Babykost Muskatnuss gerieben, nach Belieben 20 g Butter Die Kartoffeln mit Schale gar kochen. Mit kaltem Wasser abschrecken, schälen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Diesen Kartoffelbrei mit Kartoffelmehl (ca 150 g, je nach Flüssigkeit der Masse) Eier, Salz, Muskat und Butter gut verkneten. Etwas quellen lassen. Den Teig zu einer Rolle formen und in 8-12 Scheiben schneiden. Daraus- mit mehlbestäubten Händen- gleichmäßige Knödel formen. Noch besser klappt es, wenn du Einmalhandschuhe dafür benutzt und zum guten Verteilen des Kartoffelmehls und zum ersten Kneten einen flachen und großen Teigschaber verwendest. Die Knödel müssen eine glatte Oberfläche haben, damit sie beim Garen nicht zerfallen. Risse ggf mit heissem Wasser ausbessern. Einen flachen Topf mit Salzwasser (1TL pro Liter Wasser) zum Kochen bringen. Die Kartoffelknödel ins Wasser geben, erneut zum Sieden bringen und darauf achten, dass sie nicht am Boden kleben. Mit halb aufgelegtem Deckel bei mittlerer bis schwacher Hitze15-20 min ziehen lassen. Die fertigen Knödel mit einer Schaumkelle herausheben und in eine vorgewärmte Schüssel geben. In die Schüssel einen umgedrehten Kaffeetassenteller legen, damit überschüssiges Wasser weiterhin abtropfen kann und die Knödel nicht zu matschig werden. Fertig Ob die Kinder mit Knetmasse kneten oder Knödel aus Kloßteig formen - Erlebnis ist das allemal. Über Umwege kann man langfristig manchmal viel erreichen. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen meist (noch) kleiner). Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Und hier noch ganz allgemeine Infos. Jedes Kind is(s)t unterschiedlich. Manche Kinder essen gern und viel und einfach alles bis auf wenige Ausnahmen. Manche Kinder essen wenig und sind dabei oft noch sehr mäkelige Esser. Das wichtigste Element ist zunächst einmal einfach die Tatsache, dass ein Kind überhaupt isst :-) Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit. Sie lehnen vor allem den Geschmackseindruck "bitter" ab. Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als bei anderen Personen. Kinder sind viel sensibler in ihrem Geschmacksempfinden. Das kann zu Ablehnung bestimmter Speisen führen. Kinder müssen oft über 10 mal von etwas probieren, bevor sie wirklich gut akzeptieren. Kleine Mengen reichen dafür aus. Essen ist überlebenswichtig. Da wir Menschen Allesesser sind, können wir aus einem großen Repertoire an Lebensmitteln schöpfen, die uns nähren. Was wir essen sollten, und welche Möglichkeiten der Auswahl wir haben, das gründet auf den Erfahrungen der Gesellschaft und Kultur, in der wir aufwachsen und leben. Wir Menschen sind recht anpassungsfähig. Allerdings muss man sich behutsam an neue Speisen heranwagen. *Besonders Kinder essen deshalb am liebsten immer das Gleiche! Nämlich das, was sie gut kennen und was sie am besten nährt. Essen hat nicht nur Geschmack, Konsistenz, Nährstoffe und Vitalstoffe, sondern auch andere Begleitstoffe, sog. sekundäre Pflanzenstoffe. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich oder erfordern "Entgiftungsmechanismen". Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauunng/Verdaulichkeit hat. Mittels bestimmter Verarbeitungstechniken (kochen, schälen, säuern, raspeln, fermentieren etc) ist es der Menschheit insgesamt gelungen, viele Lebensmittel essbar und geniessbar zu machen. Wichtig ist wirklich, dass Esserlebnisse sich positiv auf das Gesamtempfinden auswirken. Und die Verdauung bzw solche Entgiftungsprozesse sind individuell (im Organismus) verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe (es gibt auch viele ,die als gesund gelten) , Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Mit viel Fett (z.B.Rahmspinat) werden solche Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Übrigens ist Obst deswegen beliebter, weil es im Vergleich zum Gemüse einfach nahrhafter ist. Es liefert auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie, d.h. Kalorien und sättigt besser, und : es hat viel weniger störende Begleitstoffe. Ein Saft ist nahezu frei davon. Da stört keine weiße Haut mehr von der Orange. Der Apfel hat keine harte Schale und man kann einfach geniessen :-) ohne zu kauen... Was du schreibst, beklagen übrigens nicht wenige viele Mütter: Das Kind möchte nicht das essen, was Mama will. Und das ist auch kein Phänomen der neueren Zeit. Nein, es war schon immer so. Auch zu Großmutters Zeiten, und auch während der sog. Hungerjahre, als Nahrung knapp war. Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit. Hilfreich ist es, in kleinen Schritten vorzugehen. Einmal vom Apfel abbeissen, ein Stückchen Banane essen bspw - das wäre ein großer Erfolg. Also dann Grüße B.Neumann


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