Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährung (14 Monate) (auch an alle)

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährung (14 Monate) (auch an alle)

Mitglied inaktiv

Ich weiß, dass mein Sohn in diesem Alter schon alles essen kann, was wir essen (wird mir immer vom Arzt oder anderen Müttern erzählt). Leider sieht das in unserer Praxis anders aus. Mein Kleiner "steht" total auf Gläschen. Er will zwar bei uns probieren, aber meistens mag er es nach 1-2 Bissen nicht mehr. Ich bin schon froh, dass er frische Banane und Birne ißt. Ich weiß wirklich nicht, wie ich ihn an die normale Ernährung ranführen soll. Gibt es Rezepte, bei denen es leichter klappt? Ich wollte z.B. Nudeln mit Tomatensoße (ggf. mit etwas Gemüse) machen. Was geht sonst noch? Er bekommt abends immer noch seinen Milchbrei, ich mische aber mittlerweile immer ein paar Vollkornhaferflocken unter, damit er etwas zu kauen hat. Ist das o.k.? Hab ihn auch schon Käse und Joghurt probieren lassen, mag er aber nicht. Soll ich ihm einfach mal z.B. mittags kein Gläschen geben und schauen was passiert? Aber ich kann ihn doch nicht hungern lassen. Ich weiß wirklich nicht weiter! Leider halten sich Kinder selten an die Vorgaben oder Theorien von uns Erwachsenen!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Silke die Familienkost sollte langsam (!) die Breimahlzeiten ersetzen. Zu Anfang sollte es ganz basic sein. Mal eine Nudel, ein (wenig gesalzenes) Kartoffel-oder Gemüsestück. Es muss keine üppigen Portionen von Neuem essen, sondern es einfach als "Spielerei" und sich an den üblichen Breien sattessen. . So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennenlernen. Jeder bekommt einen Teller und Besteck. Auch dein Baby bekommt eignes Besteck, bzw darf mit den Fingern essen. Und den Inhalt des Gläschens gibst du auf den Teller, ebenso etwas von deinem Essen von deinem Teller. Dein Sohn liebt die Gläschen weil er sie kennt und gut verträgt. Willst du das verändern, musst du die Gläschen weglassen bzw unbedingt ergänzen. Denn: Das Wichtigste wäre, dass euer Sohn neue Speisen probiert. Immer und immer wieder. Ausspucken erlaubt. Denn nur über das Probieren können neue Esserfahrungen gesammelt werden. Auf diesen Erfahrungen beruht genussreiches Essen und darauf basiert widerum die Appetisteuerung. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben noch dazu eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Appetitsteuerung viele Faktoren zusammenspielen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt. Jedes Kind hat seine Favoriten. Dieses Herauszufinden, ist schon mal was wert Dazu ist es wichtig, dass ein Kind ein möglichst breitgefächertes Repertoire hat, aus dem schöpfen kann. Das bedeutet, dass möglichst viel probiert werden sollte. Manchmal ist so eine Situation nicht der Essenstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Die Verdauung ist individuell verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauung/Verdaulichkeit hat. Mit viel Fett (z.B. Rahmspinat) werden Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Hilft dir das weiter? Gruss Birgit


Mitglied inaktiv

Hi, ich hatte das Problem andersrum-kann Dir aber vielleicht helfen;-) Mein zweites Kind wollte mit 13/14 nur noch das essen,was wir auf dem Teller hatten.Manchmal gings aber eben nicht weils wirklich Mahlzeiten für Große waren(Sosse scharf oder sowas).Dann hab ich Zb. ein Gemüsegläschen über Nudeln/Kartoffeln getan als Sosse.Oder eine Gläschenmahlzeit gemacht und da was von unserem Fleisch/Gemüse mit reingetan.So hat er gesehen er bekommt das gleiche wie wir und hat trotzdem ein "komplettes Essen" gehabt. Hat prima funktioniert mit dem Kompromiss bei uns-vielelicht klappts ja bei Euch auch... Geht gut bei Beilagen(Nudeln,Kartoffeln/Reis)mit Gläschen, Würstchen oder mal ein bisschen Fleischwurst in ein Gemüsegläschen, Gemüsestücke in eine Gläschen-Komplettmahlzeit, Obststückchem und Kekskrümel kannst Du ja prima in den Brei rühren zum kennenlernen.Zwieback mit Milch und Obst drüber geht auch gut zum probieren...so kann er sich langsam umgewöhnen denk ich. Aber ich an Deiner Stelle würde mir keine Soregn machen,ich kenne Kinder die länger als Deiner nur Gläschen wollten und dann plötzlich von einem Tag auf den anderen umgestellt haben-von selbst... Wenn er dann ein bisschen rumprobiert hat oder sich mit diesen Kompromissen wie oben angefreundet hat gibts massig Kinderrezepte die Du durchprobieren kannst,ob hier im Forum oder gib mal im goole "kochen für Kinder" ein-da kannst du Dich austoben;-)) Gruß von Mima


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