Tapper510
Liebe Frau Neumann, lieben Dank für die Tipps. Haben sie noch konkrete Ratschläge zur Reduktion der milchmenge und was tun, wenn unsere Tochter trotzdem nicht mehr essen möchte? Schnuller nimmt unsere Tochter nicht. Zu welchen Zeiten würden Sie Empfehlen was anzubieten? Schöne Grüße und danke Lisa
Hallo Tapper510 üblicherweise werden im Alter deiner Tochter ca 2-3 Milchportionen empfohlen. Das kann bspw ein Fläschchen am Morgen sein, eine Portion abends im Milchbrei und ggf eine Portion nachts. Esspläne/Beikostpläne und Empfehlungen sind als Orientierungshilfe gedacht. Die einzelnen Mahlzeiten kannst du verschieben, dass sie für euch gut in den Tagesablauf passen. Die üblichen Beikostpläne und Breirezepturen sowie die Mahlzeitenabfolgen verfolgen den Zweck, dass dein Baby bestmöglich mit allen wichtigen Inhaltsstoffen der Nahrung versorgt wird. Ich fange mal ganz von vorne an und gebe dir eine Übersicht zum klassischen Beikostplan für ein Baby (bei Säuglingsmilchernährung) mit ca 6-7 Lm: Morgens: Milch (1-2 Flaschen) Mittags: Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei = milchfrei, zur besseren Eisenresorption Nachmittags: milchfreier Getreide-Obstbrei = milchfrei, zur besseren Eisenresorption, und zur Unterstützung der Nährstoffaufnahme aus dem Mittagsbrei Abends: Milchbrei Milch fördert einen guten Schlaf Die Reihenfolge ist empfehlenswert, weil sich durch die vorgegebenen Zutatenkombinationen in den Breien, die Nährstoffe ideal ergänzen. Ab dem 10.Lm schließlich, wenn Babys einen Wachtumsschub hinter sich haben, deutlich mehr Interesse an fester Kost zeigen, selbständig nach Essen greifen und zum Mund befördern, häufig sogar weniger an Brei interessiert sind, dann gilt als Orientierung folgendes ab ca 10 Lm: morgens: Brot und Milch (bspw 1 Fläschchen) oder Babymüsli neu ist jetzt, dass der Start in den Tag mit einer Beilage zur Milch begonnen werden kann/sollte. Ideal ist dazu ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot oder Getreide als Müsli. Es geht jetzt darum, dass du dein Baby langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. Morgens ist die Bereitschaft zum Kauen noch hoch. Kauen ist wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Kaumuskulatur. Brot ist ideal geeignet. ZMZ: Brot oder Obst (milchfrei) je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot. Mittag: (milchfrei) ggf gewohnter Brei, dazu Mittagessen - entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie (alle Zutaten separat, breiig oder stückig, oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost (kann Milchprodukte enthalten) neu ist jetzt, dass neben dem üblichen Brei und bekanntem Fingerfood auch vermehrt Familienkost und vermehrt stückige Nahrung und das selbständige Essen, das Erlebnis ganz besonders im Vordergrund der Mahlzeit stehen. Nachmittag/ZMZ: (tendenziell milchfrei) Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, Waffeln etc nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht und auch diese Mahlzeit sollte milchfrei sein. Milch als Bestandteil von Kuchen und Co ist o.k. Abends: Brot und Milch (Fläschchen) oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc die Kombination aus Getreide mit Milch fördert den guten Nachtschlaf. dazu Obst/Gemüse ggf Rohkost nachts ggf Milch tagsüber zwischendurch bzw nach den Mahlzeiten: Getränk (Wasser/Tee) anbieten, Dauernuckeln vermeiden Die Familienkostphase ergänzt die übliche Beikost. Es geht jetzt ganz besonders um Genuß und Gewöhnung, Entdecken, Geschmack, Neugier, Kauen üben und vieles mehr. Koche leckeres Essen und gestaltet die Mahlzeiten erlebnisreich, dann klappt das mit der Umstellung langfristig gut. Wenn deine Tochter noch auf die Milchfläschchen besteht, diese regelrecht braucht, kannst du Pre-Milch (nach Bedarf) geben. Biete aber weiterhin Beikost, zu geregelten Zeiten, gemeinsam bei Tisch an - als sog. Entdeckerkost - probieren lassen, selbständig essen lassen. Deine Tochter wird nur so viel essen, wie sie hungrig ist - wenn ihr Kalorienbedarf durch Pre-Milch bereits gedeckt, hat sie keinen Hunger und keinen Anreiz, um mehr zu essen. Es wäre darum schon durchaus sinnvoll, wenn du die Fläschchen reduzierst (ggf Wasser zum Nuckeln anbieten - aber Dauernuckeln am Fläschchen wegen der Zahngesundheit unbedingt vermeiden!), damit deine Tochter Anreiz hat, um auch andere Speisen zu essen, zu entdecken. Richte fürs Frühstück etwa eine halbe Scheibe Butterbrot, ohne Rinde, in kleine Stückchen geschnitten. Mischbrot oder ein sehr feinvermahlenes Vollkornbrot ohne grobe Körner ist geeignet. Zu Anfang reicht schlicht Butter. Auch Frischkäse oder Mandelmus oder Avocado, etvtl pflanzliche Brotaufstriche kannst du draufgeben. Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf. Die motorischen Fähigkeiten müssen verfeinert werden und auch das Essen fördert das Zusammenspiel der Muskeln und trainiert die Kraft - auch in der Kaumuskulatur. Mehr als nur Milch und Brei zu essen/trinken ist für (d)ein Kind im Gesamten betrachtet ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht neben dem Nährwert der festen Nahrung auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Besonders gut und wichtig ist während diesem Prozess das selbständige Erkunden der Nahrung mit den Händen. Lass deine Tochter Fingerfood essen - selbständig. Dieser erste Kontakt mit der Nahrung schafft eine sanfte Annäherung und ist unbedingt gewünscht. Biete dazu viele Anreize. Biete jetzt immer wieder neue, weiche Nahrung in Stückchen an - zum spielerischen Entdecken - damit sich deine Kleine mit Neuem auseinandersetzen kann und sich über das Erfühlen mit den Händen und den Lippen, durch vorsichtiges Spüren mit der Zunge, an einen neuen Geschmack und an eine neue Konsistenz gewöhnen kann. Weich gegarte Gemüse/Kartoffelstückchen sind beim Mittagessen sehr bereichernd. Dein Kind kann sich langsam an Geschmack, Konsistenz, Mundgefühl, Verdaulichkeit, Bekömmlichkeit herantasten. Denn Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es sollten möglichst viele Sinne beteiligt sein: Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken...so findet das neue und unbekannte Essen gute Akzeptanz. Pflege ruhig gewisse Gewohnheiten im Speiseplan und füge langsam, durch Neugier und mit Spaß immer mehr und Neues hinzu. Und hab Geduld. Gib deiner Tochter Zeit beim Essen. Sitzt deine Tochter gut im Hochstuhl? Hat sie einen guten und festen, wackelfreien Sitz darin? Achte darauf, dass ihre Füße aufstehen und sie fest im Stuhl sitzt, nicht herumwackeln kann, weil sie sonst evtl vorschnell ermüdet, worunter die Esslust leiden kann und sie evtl nicht gut essen kann. Also dann Grüße Birgit Neumann
Tapper510
Lieben Dank Frau Neumann - wir werden damit beginnen die Fläschchen nachts zu reduzieren und dann weitersehen Beste Grüße & einen schönen Tag