Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Brokkoli und sonst kein Gemüse...

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Brokkoli und sonst kein Gemüse...

Mitglied inaktiv

Hallo Birgit! Wir sind Mitte Dezember von Amerika zurück nach Deutschland gezogen. In den USA hat mein Sohn (aktuell 13 Monate) mittags meist Gläschen gegessen und somit alles wichtige (Gemüse, Fleisch, Kartoffeln, Öl) bekommen. In D verweigerte er die Gläschenkost ganz, probierte zwar, aber moche es nicht und weinte dann. Vieles schmeckt etwas anders, zum Bsp. gab es in Amerika nur "sweet potatoe" im Glas, aber nicht die normale Kartoffel usw. Also wollte ich ihn noch weiter an die normale Kost gewöhnen (hatte ich natürlich schon seit einiger Zeit gemacht). Er isst gerne alleine Fingerfood, z.B. Vollkornnudeln, gefüllte Nudeln, Brot aller Art, Dinkelstangen, Banane, Apfel, Käse. Auch Leberwurst und Schinkenwurst isst er, aber sonst kein "richtiges" Fleisch. Hin und wieder Frikadelle. Habe schon alles probiert und die Kinderärztin sagt, dass er Fleisch braucht wg. des Eisens. Außerdem mag er außer Brokkoli kein Gemüse! Ich habe schon ganz viel ausprobiert und er probiert auch Vieles, aber scheint es nicht zu mögen und spuckt es wieder aus. Selbst Möhren (die er früher gerne im Gläschen gegessen hat) nimmt er nicht. Er isst ausreichend, ist also nicht untergewichtig oder so - Ballaststoffe, Kohlenhydrate, Obst, Milch und Milchprodukte sind kein Problem, aber eben Kartoffel, Gemüse und Fleisch! Nun gibt es ganz oft Brokkoli und Co. und auf Dauer ist das natürlich seeeeeeeeeeehr eintönig und auch daran verliert er so langsam das Interesse... Wenn wir etwas essen, will er es auch oft probieren, aber meist mag er es halt nicht. Ich bin langsam ratlos. Er will auch nicht gerne gefüttert werden, so dass z.B. Suppen, Saucen u.ä. schwierig sind. Mit dem Löffel klappt es alleine auch noch nicht. Was könnte ich tun????? Das Ganze scheint mir keine "Phase" zu sein, sondern es läuft nun schon seit Mitte Dezember so.... Und ich kann auch nicht ständig ganz viele Sachen kochen - etwas Neues zum probieren und dann noch Brokkoli und Nudeln, falls er es nicht isst. Vielen Dank für jeden Tipp!!! Mona


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Mona lass dich von eurer Kinderärztin bezüglich der mahnenden Empfehlung, dass euer Kind mehr Fleisch essen sollte, nicht allzu sehr verunsichern. Oder besteht konkreter Anlass zur Sorge? Du7 schreibst, dass dein Kind durchaus Fleisch esse. Deine Aufzählung, was dein Sohn schon alles isst, ist lang. Ernährungsbedingter Eisenmangel entsteht langsam. Es gibt Kinder, die mögen kein Fleisch. Oft kommt es hier auf die Zubereitungsart und die Sorte, sowie die Qualität an. Fleisch ist die beste Eisenquelle. Am besten rotes Fleisch wie Rind. Kaufe doch besonders gute Qualität. Welche Sorten Fleisch gibt es bei euch und wie bereitest du es zu? Bolognesesosse ist bei Kindern meist recht beliebt. Oder Gulasch, da ist das Fleisch sehr zart und gut kaubar. Oder Hamburger selbstgemacht? Auch Hühnerfleisch (fetteres Fleisch vom Hühnerbein) mögen viele Kinder. Sowie Wurst. In Gemüse und Getreide ist zwar Eisen enthalten (Spinat übrigens nicht so sehr), wird aber vom Körper wesentlich schlechter aufgenommen. Auch Aprikosen und allgemein Trockenfrüchte (Datteln)(ungeschwefelt) enthlaten Eisen. Auch rote Säfte (Traubensaft) sind hilfreich. Hilft dir das weiter? Eisen wäre auch in Rote Bete (Saft). Wurst enthält auch ein Eisen, besonders Salami, aber auch jede Menge Zusatzstoffe. Prozentual gesehen, ist allerdings deswegen auch weniger Eisen enthalten. Denn der Fleischanteil in der Wurst ist ja geringer als in einem Stückchen Fleisch der selben Gewichtsmenge/Verzehrsmenge. 100g Fleischwurst bspw enthalten ca 1,7 mg Eisen. 100g Muskelfleisch vom Rind ca 2,2 mg. Vom Schwein etwa 1 mg. Rinderhack im Schnitt ca 2,4 mg. 100g Bratwurst etwa 1 mg. 1 Wiener Würtschen ca 2,4 mg Eisen /100g Quelle: Die grosse GU Nährwerttabelle 2002/03 Dein Kind isst eine Sorte Gemüse. Damit du ihm die nicht verleidest, muss es die nicht jeden Tag geben. Obst ist genausogut. Und davon isst dein Kind. Die Verdauung ist individuell verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauung/Verdaulichkeit hat. Mit viel Fett (z.B. Rahmspinat) werden Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Hast du mal ausprobiert, deinem Sohn Süßkartoffel statt die hier übliche Kartoffelsorte zu geben? Wenn er die isst, kannst du evtl langsam überleiten zu anderen Kartoffeln. Dass dein Kind neue Speisen probiert ist doch schon mal toll. Kleinste Mengen können ausreichen. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben noch dazu eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Willst du dein Baby an weitere LM gewöhnen, dann mach das ganz langsam mit kleinen Mengen, aber stetig. Bekannte Speisen mit neuen Speisen erweitern. Und Essen auch zum Sammeln von neuen Sinneserfahrungen nutzen. Gruss Birgit


Mitglied inaktiv

hallo, viel. kann ich dir auch einen anstoß geben. ich finde, dass der speiseplan für ein 13 mon. altes kind sehr vielfältig ist. brokkoli ist eines der gesündesten und auch eisenhältigsten gemüsen- du solltest nur unbedingt für deinen sohn BIO-brokkoli kaufen, denn gerade brokkoli ist sonst sehr gespritzt. wegen dem eisen- er ist wahrscheinlich gut damit versorgt. ich merke ienfach wenn man kindern essen anbietet holen sie sich was sie brauchen. meine tochter ist oft 2 monate kein fleisch und dann haut sie so rein, das gleiche bei anderen sachen. ich würde weiter so vielseitig kochen, vielleicht kochst du mal hirse auch das hat sehr viel eisen und haferflocken. es gibt auch veg. familien wo die kinder durchaus sehr gesund sind wenn nicht oft gesünder als "normale"fleisch esser familien. lg ps. auch meine tochter ist nur brokkoli:-) kannst ja mal in der suchfunktion schauen:-)


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Mona lass dich von eurer Kinderärztin bezüglich der mahnenden Empfehlung, dass euer Kind mehr Fleisch essen sollte, nicht allzu sehr verunsichern. Oder besteht konkreter Anlass zur Sorge? Du7 schreibst, dass dein Kind durchaus Fleisch esse. Deine Aufzählung, was dein Sohn schon alles isst, ist lang. Ernährungsbedingter Eisenmangel entsteht langsam. Es gibt Kinder, die mögen kein Fleisch. Oft kommt es hier auf die Zubereitungsart und die Sorte, sowie die Qualität an. Fleisch ist die beste Eisenquelle. Am besten rotes Fleisch wie Rind. Kaufe doch besonders gute Qualität. Welche Sorten Fleisch gibt es bei euch und wie bereitest du es zu? Bolognesesosse ist bei Kindern meist recht beliebt. Oder Gulasch, da ist das Fleisch sehr zart und gut kaubar. Oder Hamburger selbstgemacht? Auch Hühnerfleisch (fetteres Fleisch vom Hühnerbein) mögen viele Kinder. Sowie Wurst. In Gemüse und Getreide ist zwar Eisen enthalten (Spinat übrigens nicht so sehr), wird aber vom Körper wesentlich schlechter aufgenommen. Auch Aprikosen und allgemein Trockenfrüchte (Datteln)(ungeschwefelt) enthlaten Eisen. Auch rote Säfte (Traubensaft) sind hilfreich. Hilft dir das weiter? Eisen wäre auch in Rote Bete (Saft). Wurst enthält auch ein Eisen, besonders Salami, aber auch jede Menge Zusatzstoffe. Prozentual gesehen, ist allerdings deswegen auch weniger Eisen enthalten. Denn der Fleischanteil in der Wurst ist ja geringer als in einem Stückchen Fleisch der selben Gewichtsmenge/Verzehrsmenge. 100g Fleischwurst bspw enthalten ca 1,7 mg Eisen. 100g Muskelfleisch vom Rind ca 2,2 mg. Vom Schwein etwa 1 mg. Rinderhack im Schnitt ca 2,4 mg. 100g Bratwurst etwa 1 mg. 1 Wiener Würtschen ca 2,4 mg Eisen /100g Quelle: Die grosse GU Nährwerttabelle 2002/03 Dein Kind isst eine Sorte Gemüse. Damit du ihm die nicht verleidest, muss es die nicht jeden Tag geben. Obst ist genausogut. Und davon isst dein Kind. Die Verdauung ist individuell verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauung/Verdaulichkeit hat. Mit viel Fett (z.B. Rahmspinat) werden Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Hast du mal ausprobiert, deinem Sohn Süßkartoffel statt die hier übliche Kartoffelsorte zu geben? Wenn er die isst, kannst du evtl langsam überleiten zu anderen Kartoffeln. Dass dein Kind neue Speisen probiert ist doch schon mal toll. Kleinste Mengen können ausreichen. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben noch dazu eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Willst du dein Baby an weitere LM gewöhnen, dann mach das ganz langsam mit kleinen Mengen, aber stetig. Bekannte Speisen mit neuen Speisen erweitern. Und Essen auch zum Sammeln von neuen Sinneserfahrungen nutzen. Gruss Birgit


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