Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Beikostverweigerer

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: Beikostverweigerer

lionalil

Beitrag melden

Hallo, mein Sohn ist jetzt 7,5 Monate alt. Wir haben mit der Beikost angefangen, als er 6 Monate war, aber es bisher nicht über ein paar Löffelchen hinaus geschafft. Jede Mahlzeit zehrt an meinen Nerven, weil mein Kind nur rumturnt, aufstehen will, quengelt, Brei rumspuckt, den Mund nicht aufmacht und sich für alles interessiert - nur nicht für sein Essen. Zum Essen zwingen will ich ihn nicht, er soll ja kein schlechtes Verhältnis dazu aufbauen, also geb ich ihm halt so viel wie ich ohne Schreien mit viel Einsatz in ihn reinbekomme und danach bekommt er noch eine Flasche abgepumpte Milch. Mittags kriegt er Gemüse-Kartoffel(und manchmal mit Fleisch)-Brei und abends milchfreien Getreidebrei (mit ein klein bisschen Obstmus, damit er überhaupt was davon isst). Ich habe den Getreidebrei anfangs mit Muttermilch angerührt, was mir von einer Beraterin der LLL gesagt wurde, damit er sich langsam an den Getreidegeschmack gewöhnt, hat aber nichts gebracht und er hat da auch nicht mehr davon gegessen. Vollmilch hab ich noch nicht eingeführt, weil ich selber Milch nicht gut vertrage und mein Sohn auch Blähungen bekommen hat, wenn ich doch welche getrunken habe. Jetzt hab ich hier im Forum gelesen, dass er in seinem Alter eigentlich schon dreimal Brei bekommen sollte. Er isst ja aber nicht mal die ersten zwei richtig, wie sinnvoll ist da dann die Einführung von Nr. 3? Außerdem verstehe ich nicht so ganz, warum er von mittags bis abends in 6 Stunden 3mal Brei kriegen soll, aber vormittag überhaupt nicht. Kann man die drei Mahlzeiten nicht auf den ganzen Tag verteilen? Haben Sie irgendwelche Tipps für mich, wie ich weiter vorgehen kann um meinem Sohn das Essen beizubringen und außerdem einen vernünftigen Essensplan aufzustellen? Für Ihre Hilfe wäre ich wirklich dankbar! LG


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Beitrag melden

Hallo lionalil ich kann deine Verunsicherung gut verstehen. Scheinen doch die meisten Babys freudig ihre Beikost zu essen. Du kannst aber ganz beruhigt sein, es sind nicht alles Babys, die begeistert Brei essen. Viele Mamas haben etwas zu beklagen. Mal isst ein Baby nicht genug, manchmal verweigert es den Gemüsebrei, manche Babys wollen viel mehr als eine Portion im Gläschen, Manche essen nur Gläschen, wohingegen Mama lieber selber kochen würde.... Was die Verteilung der empfohlenen Breimahlzeiten betrifft,.. Es wurde ein Plan zu erstellt, in dem die Gewohnheiten (schlafen, ruhen, essen) der meisten Babys berücksichtigt wurden, wobei auch die Nährstoffzufuhr gewährleistet bleibt. Morgens entbehren die wenigsten Babys gerne ihre Milch. Im Laufe des Vormittags schlafen viele noch und dann ist es schon Zeit fürs Mittagessen, woraufhin alsbald ein Schläfchen folgt.... Du kannst die Mahlzeiten so verteilen, wie es für euch stimmig ist. Ich gebe dir mal einen ganz großen Überblick und komme dann zu den Details: Es gibt im Wesentlichen drei Breitypen: den Mittagsbrei: bestehend aus Gemüse, Kartoffel, Öl und Fleisch dem nachmittäglichen Getreide-Obstbrei: bestehend aus Getreide, Obst und Öl/Butter und dem Abendbrei: bestehend aus Milch, Getreide und etwas Obst(saft) Die restlichen Mahlzeiten sind: Muttermilch nach Bedarf oder Säuglingsmilch in empfohlener Menge eine Art Fahrplan für die Beikost. klassische Variante: Morgens: Milch (1-2 Flaschen- je nach Packungsanweisung, bzw Stillen nach Bedarf) Mittags: Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei = milchfrei, zur besseren Eisenresorption Nachmittags: milchfreier Getreide-Obstbrei = milchfrei, zur besseren Eisenresorption, und zur Unterstützung der Nährstoffaufnahme aus dem Mittagsbrei Abdends: Milchbrei Milch fördert einen guten Schlaf und der Brei ist insgesamt leichter verdaulich als ein Gemüse-Kartoffel-Fleischbrei Die Reihenfolge hat ansonsten insofern eine Bewandtnis, dass durch die bestimmten Lebensmittelkombinationen die Nährstoffe ideal ergänzt werden. Damit nach dem Mittagsbrei nicht gleich wieder ein Brei folgt, sollte zunächst der Abendbrei eingeführt werden und dann erst der Brei am Nachmittag. Morgens entbehren die meisten Babies am allerseltensten ihre Milchflasche oder Mama´s Milch. Ist ein anderer Zeitpunkt oder eine andere Breisorte für die zweite Löffelkost für euch besser, dann wähle diese Uhrzeit und den passenden Brei. Von Brei und Löffel wollen übrigens manche (Still)babys gar nichts wissen. Sie finden es viel besser, lieber gleich richtig mit zu essen, mit eigenem Löffel oder Gabel, mit den Fingern und am liebsten alles, was sie in die Hand bekommen. Beikost ist aus vielen Gründen wichtig und bei gestillten Babys nicht nur allein für die Sättigung bestimmt. Es geht dabei auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Wenn nach Bedarf gestillt wird, ist diese Methode eine gute Möglichkeit die Kleinsten von Beginn an in den Essalltag zu integrieren. Sie hat sogar einen Namen: baby-led-weaning*. Einer neuen Studie zufolge, soll diese Art der Beikosteinführung, d.h. wenn Babys die Art und Menge der Beikost selbst bestimmen, also buchstäblich alles selbst in die Hand nehmen, vor (späterem) Übergewicht schütze. Mit dieser Methode würden gesunde Essgewohnheiten gefördert. Allerdings seien für diese Untersuchung nur etwa 150 Babys beobachtet worden. Eine allgemeingültige Empfehlung könne man deshalb noch nicht aussprechen. Es macht deshalb wenig Sinn, dein Baby zum Brei essen all zu sehr zu animieren. Lass dein Baby die Beikost selbst spielerisch erkunden, füttere ggf zwischendurch ein paar Löffel und achte auf die einleitenden Rituale, die zu einer Mahlzeit führen. Diese sollten stets rhythmisch und pünktlich, ins Tagesgeschehen eingebunden sein. Achte auch auf eine gute und entspannte Atmosphäre bei Tisch. Stillen solltest du weiterhin nach Bedarf. Es ist ja auch so, dass du beim Stillen keinen Überblich über die Menge und die Kalorien hast, die dein Baby nimmt. Möglicherweise ist der Hunger und Appetit einfach nicht vorhanden, so dass der Anreiz fehlt, etwas, bzw mehr zu essen als nur ein paar Löffel. Doch diese wenigen Löffel sind trotzdem bestens :-) Schaffe ganz viel Routine, achte weniger auf die Menge als vielmehr auf das Erlebnis einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit. Essen ist mehr als nur satt werden. Es sind auch kulturelle Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren. Also dann Grüße B.Neumann *Das baby-led-weaning", wird frei übersetzt mit ungefähr "babygesteuerte Beikosteinführung". Stillen nach Bedarf reiche aus. Statt Brei könnten Babys sofort festere Nahrung kennenlernen. Sinn und Zweck ist dabei mehr das Kennenlernen einer anderen Konsistenz und Geschmacks. Sattwerden sei dabei zweitrangig. Für Stillbabys (die nach Bedarf und ausreichend und oft gestillt werden) akzeptabel, für nicht gestillte Babys weniger gut geeignet. Es sollte trotzdem einiges dabei beachtet werden. Dein Baby sollte bspw schon gut sitzen können. u.v.m. ! Ich kann das nicht ganz vorbehaltlos empfehlen und deshalb kannst du auch mal Biggi Welter im betreuten Stillforum dazu befragen, ob das tatsächlich so sinnvoll ist :-) und für jedes Stillbaby gelten kann. Für solche Babies, die einfach keinen Brei und Löffel mögen und gleichzeitig gut entwickelt sind, ist das sicher gut. Auch als kombinierte Form der Beikost ist das eine gute Idee. Denn es führt schon früh, ganz zaghaft an die Familienkost heran. Und viele Babys finden das richtig gut. Aber es sollte individuell gehandelt werden. Stückchen in der Beikost nach Bedarf, - ja - wenn es gut ankommt. Gut eignen sich weich gegarte Gemüse-, Kartoffel- oder Obststicks, die die Allerjüngsten mit der ganzen Hand umschliessen können - um die Hand schliesslich an den Mund zu führen. Wenn Beikost bei dieser Methode zwar nicht in der übliche empfohlenen Menge gegessen werden kann, ist diese Methode - wenn der Löffel einfach nicht akzeptiert wird - trotzdem gut, weil die Kleinsten mit Essen, Geschmack und Konsistenz konfrontiert werden und sich an Nahrung gewöhnen können. Denn so heisst es bspw in den neuesten Empfehlungen (nach neuesten Erkenntnissen) sollten Babys zwischen dem 5. und 7. Lm unbedingt mit glutenhaltigen Getreidesorten konfrontiert werden, weil genau in diesem Zeitfenster Toleranzen gebildet werden könnten.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.