Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

veränderter Zyklus nach missed abortion?

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: veränderter Zyklus nach missed abortion?

Weiskirchen

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger,  im März diesen Jahres bin ich nach knapp elf Monaten "Versuchszeit" auf natürliche Weise schwanger geworden. Ende Mai 2023 wurde leider eine missed abortion in der 12. SSW bei mir festgestellt. Ich habe mich für die medikamentöse Abführung entschieden. Seitdem hat sich mein Zyklusverlauf "irgendwie" verändert: Vor der Schwangerschaft lag bspw. die Basaltemperatur vor dem Eisprung bei mir immer unter 36,20 Grad, nach dem Eisprung bei deutlich über 36,60 Grad. In den letzten Zyklen hat sich diese deutliche Spanne reduziert: Vor dem Eisprung um die 36,30 Grad, manchmal, an einzelnen Tagen, ist die Temperatur auch hoch bei 36,50 und 36.60 Grad. Außerdem sinkt die Temperatur bei Periodenbeginn nun sehr verzögert (was sie vor der Schwangerschaft nicht gemacht hat - ich wusste vor der Schwangerschaft/ Missed Abortion genau, an dem Tag, an dem die Temperatur erstmalig wieder gesunken ist, kommt die Periode) und steigt nach dem durch LH-Messung vermuteten Eisprung nun sehr verzögert. Die Absenkung der Temperatur mit Periodenbeginn dauert nun mehrere Tage.  Zusätzlich machen mir die unregelmäßigen Sprünge der Temperatur Sorge - also vor dem Eisprung, wie gesagt, nicht konstant tief, sondern gelegentlich auch tageweise hoch. Ich mache mir Sorgen, dass mit meinem Zyklus irgendwas nicht stimmt, weil unser Kinderwunsch groß ist. Von August bis ca. Mitte November habe ich Mönchspfeffer genommen. Schon seit einem Zyklus vor der ersten Schwangerschaft nehme ich nach dem LH-Peak Progesteron (Famenita 200). Sollte man das Progesteron nach dem LH-Peak nehmen oder unabhängig davon ab dem 12. Zyklustag?    Auch die Entwicklung des LH-Werts hat sich verändert. Einen deutlichen Peak (mit sehr niedriger Basaltemperatur) hatte ich seit der Schwangerschaft leider nicht mehr. Der LH-Wert steigt zwar, aber der "Peak" (wie empfohlen am frühen Nachmittag gemessen nach zweistündiger Trinkpause) lag diesen Zyklus bei (nur) 0.36 und letzten Zyklus bei 0.56. Der Zervixschleim ist meiner Einschätzung nach gut ausgeprägt, wenn man das so sagen kann - also in der fruchtbaren Zeit klar und spinnbar. Ist es "normal", dass der Zervixschleim VOR dem LH-Peak klar und spinnbar ist, zum vermuteten Eisprung aber nicht mehr? Müsste es nicht gleichzeitig sein?  Und kann man davon ausgehen, dass die Basaltemperatur immer nur nach einem sicheren Eisprung ansteigt, also bei keinem Eisprung niedrig bleibt? Trotz des gering gemessenen LH-Peaks steigt meine Basaltemperatur immer an und bleibt dann bis zur Periode (und inzwischen, wie gesagt, auch über ihren Beginn hinaus) hoch. Kann ich also davon ausgehen, einen Eisprung zu haben, trotzdem die letzten LH-Peaks so gering ausgefallen sind?  Und kann ich trotz des seltsamen / veränderten Basaltemperaturverlaufs von einem Eisprung ausgehen und der Möglichkeit, bald wieder schwanger werden zu können?  Entschuldigen Sie bitte die vielen Fragen. Ich weiß nicht, ob Sie mir bei meinen Fragen und Sorgen auf diesem Weg helfen können, wäre Ihnen aber dennoch für eine unterstützende Antwort sehr dankbar! 


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Da ich nicht alle Details über Sie bekannt sind, kann ich hier oft auch nur spekulieren, aber ich kann Ihnen einige allgemeine Informationen zu Ihren Fragen geben. Veränderungen im Zyklus nach einer Schwangerschaft: Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich der Menstruationszyklus nach einer Schwangerschaft, auch nach einer Fehlgeburt, verändert. Hormonelle Schwankungen können dazu führen, dass sich Muster wie die Basaltemperatur und der Zervixschleim ändern. Das Alter kann hier eine Rolle spielen, aber sehr oft ist die gesamte Situation nach einer Fehlgeburt verändert. Es ist ganz natürlich, dass Sie jetzt deutlich angespannter sind und sich mit vielen Details beschäftigen. Gerade wir Menschen sind es gewohnt, bei gründlichem Vorgehen mehr Erfolg zu haben. Leider ist das bei dem feinen Wechselspiel der Hormone während eines Fortpflanzungszyklus nicht der Fall. Einnahme von Progesteron: Die Einnahme von Progesteron 2 Tage nach dem LH-Peak ist eine gängige Praxis, um die zweite Hälfte des Zyklus zu unterstützen, insbesondere bei Frauen mit Kinderwunsch. Die genaue Zeit und Dosierung sollten jedoch immer mit einem Arzt besprochen werden, da sie individuell angepasst werden muss. Basaltemperatur und Eisprung: Die Basaltemperatur steigt typischerweise nach dem Eisprung an und bleibt bis zur nächsten Periode erhöht. Es dauert aber 40 bis 44 Stunden von der ersten LH-Ausschüttung Ihrer Hirnanhangsdrüse bis zum tatsächlichen Eisprung. Und es dauert ein paar Stunden, bis Sie den Eisprung im Urintest bemerken können.  Es ist möglich, dass Sie trotz der geringen LH-Peaks einen Eisprung haben. Es ist sowieso fast unmöglich, mit Urintests die Intensität des Eisprungs festzustellen. Eine veränderte Basaltemperaturkurve allein ist nicht immer ein eindeutiger Indikator für das Vorhandensein oder Fehlen eines Eisprungs. Entscheidend für den Erfolg ist eine ungestörte Eizellreifung. Der kontinuierlich wachsende Follikel produziert dann ausreichend Östrogene, was wiederum für guten Zervixschleim und hoch aufgebaute Schleimhaut sorgt. Durch den hohen Östrogenspiegel wird dann irgendwann der LH-Anstieg getriggert. Tatsächlich kommt es beim tatsächlichen Öffnen des Follikels zum Abfluss der Follikelflüssigkeit. Die Eizelle wird dann herausgespült und idealerweise vom Eileiter aufgefangen. Tatsächlich sinkt dann der Östrogenwert ein wenig. Unter dem Einfluss des sich jetzt aus dem Follikel entwickelnden Gelbkörpers verändert sich der Zervixschleim und der Sollwert für die Körpertemperatur wird um 0,3 bis 0,5 Grad höher gestellt (Auswirkung des Progesteron). Der Gelbkörper produziert dann idealerweise wieder viel Östrogen und Progesteron, die Schleimhaut verändert sich und es werden ideale Bedingungen für die Einnistung geschaffen. Zervixschleim und fruchtbare Tage: Klarer und spinnbarer Zervixschleim ist ein Zeichen für fruchtbare Tage und tritt typischerweise kurz vor dem Eisprung auf. Wie oben beschreiben verändert sich die Konsistenz des Zervixschleims um den Zeitpunkt des tatsächlichen Eisprungs. Schwangerschaftschancen: Auch wenn sich der Zyklus verändert hat, besteht weiterhin die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Jedoch können sich durch die Veränderungen im Zyklus die fruchtbaren Tage verschieben. Es ist wichtig, dass Sie diese Fragen und Bedenken mit Ihrem Arzt besprechen, da er oder sie Ihre individuelle Situation am besten beurteilen und entsprechende Empfehlungen geben kann. 


Weiskirchen

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger,  herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Seit der Fehlgeburt habe ich so gehofft, dass sich mein Zyklus wieder "normalisiert", also wieder so wird, wie vor der Schwangerschaft, um möglichst schnell wieder schwanger werden zu können. Dass dies nicht passiert ist, ist belastend, frustrierend und lässt Zweifel an der Funktionalität des Körpers aufkommen. Dass das für eine neue Schwangerschaft gar nicht sein muss, sondern dass sich diese auch mit einem veränderten Zyklusverlauf einstellen kann, hat mir bisher niemand gesagt - diese neue Erkenntnis erleichtert mich.  Die Progesteroneinnahme hat mir meine Gynäkologin nach dem 12. Zyklustag empfohlen. Ich habe mir aber dann Sorgen gemacht, dass das womöglich zu früh sein könnte, wenn der LH-Peak und damit der vermutete Eisprung erst später stattfindet. Wenn ich das Progesteron nun zwei Tage nach dem höchsten LH-Wert nehmen soll, gilt das auch für die relativ geringen Werte (wie gesagt war mein höchster gemessener LH-Wert diesen Zyklus nur bei 0.36)? Mein Zervixschleim war vom 10. bis 12. Zyklustag gut ausgeprägt, also "üppig" vorhanden, klar und spinnbar, die Basaltemperatur war am 9. und 10. Zyklustag mit 36.11 und 36.12 Grad recht niedrig, ist dann vom 11. bis 13. Zyklustag auf ca. 36.6 Grad gestiegen und danach, ab dem 14./15. Zyklustag deutlich auf über 36.6 Grad angestiegen, der höchste von mir gemessene LH-Wert war am 12. Zyklustag mit 0.36. Kann ich Ihrer Einschätzung nach dann, unabhängig von den relativ niedrigen LH-Werten von einem Eisprung ausgehen? Bzw. anders gefragt - reicht die Beurteilung des Zervixschleims aus, um den Zeitpunkt des Eisprungs zu schätzen? Wenn der Schleim also von Dienstag bis Donnerstag "top" war, kann ich dann genau an diesen Tagen oder etwas später (am Freitag, Samstag (?)) von einem Eisprung ausgehen? Gerne würde ich mir die Urintests zur Bestimmung der LH-Werte ersparen, um mich von "untypischen", niedrigen oder nicht idealen Werten nicht verunsichern zu lassen. Das ist der Hintergrund meiner Frage. Nochmals herzlichen Dank für Ihre Zeit und wertvollen Informationen!  Mit vielen Grüßen  Anne Schmidt     


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Das Progesteron würde ich erst einnehmen, wenn der Eisprung sicher vorbei ist . In Ihrem FAll erst nach dem 15/16, Zyklustag, Der Zeitpunkt des Eisprungs variiert von Frau zu Frau und kann sich auch von Zyklus zu Zyklus unterscheiden. Wenn Ihr Zervixschleim auf den 10. bis 12. Zyklustag hinweist, dass er "üppig" und spinnbar ist, könnte dies auf eine bevorstehende Ovulation hindeuten. Die Temperaturerhöhung ist kein sicherer Indikator, da schon etwas Unruhe in der Nacht zu einer Temperaturerhöhung führen kann. Das LH im Urin genau genug messen zu können, ist praktisch nicht möglich. Lassen Sie es weg oder bitten Sie Ihre Frauenärztin, am Tag des besten Zervixschleims das LH im Blut zu messen. Wenn Ihr Zervixschleim von Dienstag bis Donnerstag "top" war, ist es durchaus möglich, dass der Eisprung in diesem Zeitraum stattgefunden hat oder kurz danach. Es ist jedoch schwer, den genauen Tag ohne zusätzliche Tests wie LH-Urintests sicher zu bestimmen. 7 Tage nach dem Eisprung könnte man noch das Östrogen und das Progesteron im Blut messen. Dann sind sie sicher, ob es eine gute Gelbkörperphase ist. Es ist verständlich, dass Sie sich vor unnötigem Stress und Verunsicherung durch untypische LH-Werte schützen möchten. In diesem Fall können Sie sich auf die Beobachtung von Zervixschleim und Basaltemperatur verlassen, aber seien Sie sich bewusst, dass dies keine absolute Sicherheit bietet und es weiterhin Variationen in Ihrem Zyklus geben kann. Ich empfehle Ihnen, Ihre Fortschritte und Beobachtungen weiterhin mit Ihrer Gynäkologin zu besprechen, um sicherzustellen, dass Sie die bestmögliche Unterstützung und Beratung für Ihre Situation erhalten. Ich wünsche Ihnen viel Glück auf Ihrem Weg zur Schwangerschaft und stehe Ihnen gerne zur Verfügung, wenn Sie weitere Fragen haben.


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