Frage: Zu sehr auf mich fixiert?

Hallo Frau Höfel, ich hoffe meine Frage ist nicht zu blöd aber mich treibt sie schon einige Zeit umher und ich merke wie der Druck (für mich wächst). Ich habe eine neun Monate alte Tochter. Ich stille immer noch (bei meinen beiden Söhnen konnte ich nur 8 Wochen voll stillen) und ich genieße es auch noch. Jetzt werden die Stimmen aus meiner Familie und auch aus der erweiterten Familie immer lauter, ich solle abstillen und ich verwöhne sie total und kein Wunder das sie nur zu mir wolle wenn ich sie nicht auch mal abgebe oder sie weinen lasse. Sie ist tatsächlich sehr auf mich fixiert und zu anderen auf den Arm geht nur kurz oder wenn sie mich nicht sieht. Aber nach kurzer Zeit fängt sie an mich zu suchen und weint wenn sie nicht auf meinen Arm kommt. Habe ich sie zu sehr an mich gebunden? Was habe ich falsch gemacht oder was kann ich anders machen? Sollte ich mit ihr trainieren, dass sie auch anderen bleibt? Ich bin wirklich etwas ratlos. Lieben Dank und schöne Grüße RockaLevi

von rockalevi am 21.08.2023, 19:58



Antwort auf: Zu sehr auf mich fixiert?

... ich hätte es nicht besser ausdrücken können! Die WHO sagt: 6 Monate voll stillen und dann solange weiter wie Mutter und Kind wollen. Dazu die Fremdelphase, in der manchmal sogar gute Bekannte ängstlich angesehen werden! Und ja, dann kommt er, der "Du verwöhnst das Kind"-Hammer! Dabei ist verwöhnen nichts Ungewöhnliches. Es bedeutet, dass die natürlichen Bedürfnisse erfüllt werden. Fragen Sie doch mal "Du verwöhnst Dein Kind"-Behaupter, ob sie selber nicht auch gerne verwöhnt werden!? Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund/Mann es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie Ihren Mann, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin oder erzähl Deine Geschichte Deiner Tante! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Und das gilt nicht nur für die ersten Wochen! Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast! Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden. Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müßten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten." Lange Rede kurzer Sinn: Sie machen alles richtig! Beim nächsten verbalen "Du verwöhnst das Kind": Ohren auf Durchzug, lächeln und sich mit dem Satz umdrehen: Danke, wenn ich Rat benötige, dann frage ich! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 22.08.2023



Antwort auf: Zu sehr auf mich fixiert?

Hallo, ich bin zwar nicht Frau Höfel und normalerweise mische ich mich auch nicht in die Fragen anderer Personen ein, aber vlt. hilft dir meine Antwort ja trotzdem. Mit etwa 8 Monaten fangen Kinder an zu fremdeln. Dass deine 9 Monate alte Tochter dich bevorzugt und sich bei anderen nicht so wohlfühlt, ist völlig normal. Außerdem bist du die Einzige, die den leckeren Milchgeruch hat - sowas merken Babys auch und wer ist nicht gerne ganz nah am Buffet? ;) Zum Thema „Verwöhnen“: Das sind typische Sprüche älterer Generationen und sie entsprechen den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Bindung und Stillen in keiner Weise. Babys lange schreien lassen oder abzustillen bevor Mutter UND Baby dazu bereit sind, ist eher schädlich als nützlich. Die empfohlene Stillzeit ist übrigens in der Regel eine MINDESTstillzeit und je nach Quelle beträgt sie 6-24 Monate. Was sollte also verkehrt daran sein, dass du seit 9 Monaten stillst? Dass sie mal bei anderen Personen bleibt, ist natürlich irgendwann erstrebenswert, aber das muss nicht jetzt schon sein und du solltest es langsam angehen. Meine Tochter wurde problemlos mit 12 Monaten bei der Tagesmutter eingewöhnt - und das, obwohl ich sie 13 Monate gestillt habe und sie auch nicht Ewigkeiten habe schreien lassen. Das Einzige, was du nicht machen solltest, ist sie zu isolieren. Lass sie Kontakt zu Verwandten haben, die sie dann auch auf den Arm nehmen und Zeit mit ihr verbringen dürfen (wenn sie nicht gerade frisch geraucht haben oder Herpes haben natürlich ;)). „Rumreichen“ musst du sie ja trotzdem nicht - du entscheidest, wer zur engen Familie gehört und wem du vertraust. LG Maya

von Maya1807 am 22.08.2023, 09:31



Antwort auf: Zu sehr auf mich fixiert?

Guten Morgen, da kann ich mich nur anschließen, deine Tochter darf natürlich selbst entscheiden, bei wem sie grade sein möchte. Solche Phasen wird es immer mal wieder geben, genauso wie solche, in denen sie kaum zu dir möchte ;) solange es sich für euch beide gut anfühlt, dass sie an dir hängt, ist doch gut :) Solche Sprüche wie "du müsstest sie mal abgeben" kommen meist von den Omas, die es nicht haben können, nicht mit den Enkelchen zu knuddeln, auch wenn diese es grade gar nicht wollen

von Veve86 am 22.08.2023, 09:43



Antwort auf: Zu sehr auf mich fixiert?

Vielen lieben Dank für eure beiden Nachrichten! Ich weiß, dass ich mir nicht so viele Gedanken darum machen sollte. Aber die Situation ist ja auch nicht erst seit ein paar Monaten so, sondern wirklich seit der Geburt. Sie ist ein sehr zufriedenes Baby und weint/hat sehr selten geweint. Und die Sprüche kommen von der Oma aber auch von anderen Familienmitgliedern (Lehrerin). Daher hinterfrage ich das auch so sehr. Lieben Gruß RockaLevi

von rockalevi am 22.08.2023, 10:21



Antwort auf: Zu sehr auf mich fixiert?

Ich will ja nicht alle Pädagogen über einen Kamm scheren, aaaaaber.... Viele sind so schlimme Besserwisser, grade die kinderlosen mischen sich unglaublich gerne in die Erziehung anderer Familien ein, vielleicht grade weil sie keine eigenen Erfahrungen haben. Ihr macht das schon richtig so und findet euren eigenen Weg. Für die Bindung zu deiner Tochter ist es definitiv besser, ihr andere Leute nicht aufzuzwingen, und mögen sie Dir noch so nah stehen! Und sie ist ja nicht einmal ein Jahr alt, das müssen sich auch die anderen mal vor Augen führen

von Veve86 am 22.08.2023, 10:35



Antwort auf: Zu sehr auf mich fixiert?

Seit wann sind Lehrer Spezialisten für Babys und Bindung? Du macht überhaupt nichts falsch. Gut gebundene Kinder machen sich selbstbewusst auf den Weg in die Welt hinaus, sobald sie bereit dafür sind. Und gut gebunden sind Kinder eher, wenn sie eune starke, vertrauensvolle Beziehung zu ihren Eltern/engsten Bezugspersonen haben, wofür Stillen und Nähe wunderbare Mittel sind – und Schreienlassen garantiert Gift. Solange du deine Tochter nicht zum Stillen zwingst (und DAS Kind möchte ich mal sehen, das zum Stillen gezwungen werden kann, wenn es eigentlich nicht will), gibst nu ihr dadurch das Wichtigste, was sie braucht: Nahrung und Nähe und Liebe.

von widmerin am 22.08.2023, 15:28