Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Wie das Baby an die Wiege gewöhnen?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Wie das Baby an die Wiege gewöhnen?

annegh

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Liebe Frau Höfel, mein Baby ist nun 3 Wochen alt. Mein Tag besteht seit der Geburt nur noch aus 4 Dingen: Stillen, Tragen, Schlafen und Wickeln. Sehr eintönig und äußerst deprimierend! Ich habe jegliche Zeitgefühl verloren, jeder Tag ist langweilig gleich, mein Haushalt bleibt liegen, ich habe kaum Wäsche im Schrank und wann ich mir das letzte Mal etwas zu essen gekocht habe, weiß ich nicht mehr. Mein Baby will nämlich nur getragen werden. Immer, wenn ich es ablege, wacht es auf (wenn es nicht wach ist) und schreit, bis ich es wieder hoch nehme. Wie kann ich es (möglichst sanft) daran gewöhnen, wie normale Babys in der Wiege zu liegen, die Welt zu entdecken und mir auch mal Tragepausen zu gönnen? Sie schläft bei mir in der Nacht mit im Bett und rutscht unter meine Decke. Das müsste doch reichen, oder nicht? Haben Sie Tipps, wie ich es schaffe, mein Baby abzulegen, ohne das es brüllt? Das Gebrülle macht sie übrigens auch beim Wickeln - sie hasst es, gewickelt zu werden (und ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt noch richtig mache). Freue mich über Ihre Antwort! a~


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe annegh, nein, 15 Stunden sollen Sie nicht tragen - und schon gar nicht auf dem Rücken. Aber der Trick heißt dennoch: tragen, tragen, tragen und dasein und in den Arm nehmen und gelassen bleiben! Allerdings sollte das Tragetuch so gebunden sein, dass das Kind eben NICHT wie in einem Rucksack hängt, sondern quasi an den Körper gewickelt ist. Von der Hebamme zeigen lassen. Ansonsten ist der Tag nur so langweilig wie SIE ihn gestalten! Sie wollen was kochen? Dann tun Sie es! Sie wollen waschen? Dann tun Sie es! Sie machen auch nichts falsch. "Sie schläft bei mir in der Nacht mit im Bett und rutscht unter meine Decke. Das müsste doch reichen, oder nicht?" Nein, denn Ihr Kind versteht nicht, was Sie von ihm wollen! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 2 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiss gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft bei Ihnen mit Körperkontakt (in Sicherheit) oder beim Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiss nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bißchen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tips. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, daß Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr KInd - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Liebe Grüße Martina Höfel


waschbaer

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Nimm sie in ein tragetuch. dann ist sei bei dir aber du hast die Hände frei . essen kochen kann auch der Mnn ? Das ist ein normales verhalten in dem Alter Klingt sehr depprimiert . Kann die oMa mal kommen und die Kleine etwas spazierenfahren damit du mal eine Stunde für dich hast


annegh

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Hallo Waschbär, die Oma ist tot und der Papa lebt woanders. Vom Tragetuch hab ich schon Schmerzen. Man kann ja nicht 15 Std. am Tag einen 4-kg-Rucksack tragen. a~


Apfelkernchen

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Wie trägst Du denn Dein Baby im Tuch? Ich habe meine Kleinen immer in der Doppelkreuztrage getragen und das wirklich stundenlang. Damit hatte ich beide Hände frei, konnte den Haushalt erledigen, habe auch auch gekocht und der Rücken hat mir auch nicht mehr weh getan als in der Schwangerschaft. Wenn mein Spatz dann so richtig tief eingeschlafen war, war es auch möglich ihn in die Wiege zu legen - allerdings sind alle meine kInder Bauchschläfer und schlafen bis heute nur auf Lammfellen... (deshalb hatten wir immer ein Angelcare unter der Matratze als sie Babys waren) Hast Du Mal eine andere Schlafposition als die Rückenlage ausprobiert?


annegh

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Hallo Frau Höfel, und alle anderen, erstmal DANKE für die ausführliche Antwort. Mein Baby weint eig. nicht, es schreit nur. Ich lege es auch nicht weg, wenn es bei mir eingeschlafen ist - es wird durch alles wach und schreit dann. Ich könnte sie also gar nicht irgendwo hinlegen, wo sie dann "woanders" wieder wach wird. Das ist vergebene Liebesmüh. Ich habe drei Tragedinger, komme damit aber nicht so wirklich klar (obwohl meine Heb. mir das schon einige Male gezeigt hat). Die Dinger sitzen zu locker bzw. werden beim Tragen locker, und mein Baby mag zwei davon gar nicht. Sie nickt darin auch nur mal kurz weg, ist aber sofort wieder wach und will da raus: Zappelt, strampelt, jammert, wehrt sich gegen den Druck. Außerdem verstehe ich mein Baby nicht - ich stopfe ihr mittlerweile bei jedem Anfall von Schreien meine Brust rein (gestern nuckelte sie dann eineinhalb Stunden daran rum), da ist sie dann wenigstens mal ruhig, auch wenn ich nix machen kann. Ich sitze dann da, starre vor mich hin, heule oder warte einfach (und hoffe, dass es irgendwann besser wird), bis es viell. mal aufhört (oder eben auch nicht). Langsam verzweifele ich wirklich und fühle mich einfach schlecht, leer, einsam und völlig unfähig. Oft ist es schon so, dass mich das Schreien gar nicht mehr berührt - ich klicke es einfach weg, sodass es mich bestenfalls mal nervt, aber nicht mehr berührt, und starre dann auch Löcher in die Luft, bis sie heiß gelaufen ist oder viell. mal aufhört - oder ich kriege mich dann wieder ein, stehe auf, trage sie oder, oder ... Was kann ich bloß noch tun, um sie wirklich zu verstehen und ihr ihre Bedürfnisse zu befriedigen? a~


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