Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Unerklärliche "Geburtsphobie" in den Griff bekommen

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Unerklärliche "Geburtsphobie" in den Griff bekommen

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrte Frau Höfel, zunächst möchte ich Ihnen danken, dass Sie Hilfesuchenden in diesem Forum mit so viel Rat und lieben Worten zur Seite stehen! Um Ihre Zeit nicht über das Maß zu beanspruchen, komme ich gleich zu Sache: Seit ich als kleines Mädchen durch ein sehr verschreckendes Bild in einem Gesundheitsbuch damit konfrontiert wurde, wie Babys auf die Welt kommen, ist das Thema "Geburt" für mich sehr problematisch. Ob das Bild der Auslöser war oder vielleicht meine eigene Geburt, die sehr schwer war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich weiß nur, was der Gedanke an eine natürliche Geburt bei mir bis heute auslöst: Panik, Wut, Abscheu, Ekel und Hilflosigkeit und das in einer Intensität, die mich selbst schockiert. Für diese Gefühle schäme ich mich, da ich vom Kopf her weiß, dass eine Geburt eigentlich ein wundervolles und wichtiges Ereignis ist. Mein größter Wunsch ist, in 2-3 Jahren schwanger zu werden und am Ende auf natürlichem Weg mein Kind auf die Welt zu bringen. Da ich aber weiß, wie mächtig und unkontrollierbar meine oben beschriebenen Gefühle hinsichtlich einer Geburt sind, habe ich Angst, dadurch bereits in der Schwangerschaft meinem Kind zu schaden, denn eine allzeit panische, verunsicherte und mit diesen grausigen Gefühlen betäubte Schwangere würde dem Kind m.E. schon vorgeburtlich einen psychischen Schaden zufügen. Da ich all dies nicht möchte, ist es mir wichtig, bereits jetzt an diesem Thema zu arbeiten. Im Moment (ich bin 25 Jahre alt) scheint meine biologische Uhr ganz leise zu ticken zu beginnen - jedes Baby, jedes glücklich strahlende Elternpaar lässt Freudentränen in meine Augen schießen ( und meinem Mann auch ;-) ) - und in mir tobt der Konflikt, dass ich einerseits diese schrecklichen Gefühle hege, andererseits aber unbedingt eine glückliche, gesunde (körperlich und psychisch) Schwangere, die natürlich gebärt, sein möchte. Ich habe bereits vor längerer Zeit mit einer Frauenärztin und mit einer Therapeutin über dieses Thema gesprochen, erntete jedoch nur Unverständnis und Entsetzen, was kontraproduktiv war. Meine Frage an Sie: Haben Sie solch einen "Fall" (in dieser Intensität) schon einmal gehabt und könnten mir ein paar Tipps geben, wie ich meine Gefühle hinsichtlich einer Geburt in den Griff bekomme, bzw. auf ein gesundes Maß reduziere? Ich danke Ihnen bereits jetzt für eine Antwort und wünsche Ihnen eine wunderschöne Weihnachtszeit! Herzliche Grüße


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe flying_soul, schade, dass die Therapeutin und/oder die Frauenärztin so unsensibel waren. Ihr Problem sollte ernst genommen werden und eine Lösung gesucht werden. Sie haben ganz Recht, manchmal wird das eigentliche Problem auf ein Ersatzobjekt (bei Ihnen das Bild) übertragen. Dann hat man etwas, um auf das Problem hinzuweisen. Bitte wenden Sie sich an eine Schwangerschafts(konflikt)beratung. Dort ist geschultes Personal, das Ihnen zuhören und bei Bedarf mit Ihnen einen Lösungsweg sucht. Liebe Grüße Martina Höfel


Hexhex

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Hallo, bin zwar nicht die Hebamme, wollte aber gern auch etwas dazu sagen. Also, eine Geburt ist keineswegs ein "wunderbares" Erlebnis. Vielleicht bist Du ein wenig zu sehr auf Hochglanzbilder der Werbung und auf Fernsehfilme etc. hereingefallen. Und fühlst daher eine Diskrepanz zwischen Deinem eigenen Eindruck und dem, was Andere Dir zum Thema Geburt vermitteln oder verkaufen möchten. Eine Geburt ist etwas äußerst Anstrengendes und Schmerzhaftes - erst HINTERHER ist alles wunderbar, weil man dann nämlich sein Kind im Arm hält und sofort genau weiß, wozu man das alles durchgestanden hat. Bedenke auch: Es ist eine recht neue Erfindung, dass Frauen eine Geburt gefälligst als etwas ganz Tolles und Wunderschönes zu empfinden haben. Noch unsere Großmütter wären nicht im Traum auf diese Idee gekommen. Sie wussten, welch harte Arbeit und was für eine Wahnsinnsleistung eine Entbindung ist, und dass auch Blut und andere Sekrete dazu gehören. Sie hatten keine romantischen Vorstellungen darüber. Sie hatten aber vermutlich auch keine übertriebenen Ängste, weil sie einfach oft schon andere Geburten miterlebt hatten. Sie wussten, da muss man durch, und dann ist es gut. Ich denke deshalb, dass es vielleicht schon helfen würde, Deine negativen Eindrücke von einer Geburt als normaler anzunehmen als Du es jetzt tust. Du musst Dich auf eine Entbindung nicht freuen oder davon etwas unglaublich Schönes erwarten, das wäre unrealistisch und übertrieben. Eine Riesenangst ist natürlich auch nicht nötig und nicht hilfreich. Denn eine Entbindung ist jetzt nix, was frau nicht schaffen kann. Wenn Du Deine Panikgefühle also gar nicht in den Griff bekommst, wäre sicher eine Psychotherapie, spätestens in der Schwangerschaft, hilfreich. Alles Liebe, H.


blauerVogel

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Hallo, ich finde Hexhex hat es schon gut beschrieben. Ich hab mir sehr viele Filme über Geburt angeschaut. Als ich gesehen habe wie das Kind sich rausschiebt dachte ich mir "oha". Es hat mich zwar nicht geekelt, aber die Vorstellung selber so da zu entbinden war dann doch schon sehr fremd. Ne meine Vagina dehnt sich nicht so weit. Bei mir fällt das Baby einfach raus :-) Als ich unter der Geburt dann gemerkt habe ich schwitze wie die Frau im Film, ich bin laut wie die Frau im Video und der Damm wölbt sich ebenso, fand ich das total gut und es hat mich beruhigt. Hast du nicht vielleicht eine Hebamme mit der du über deine Ängste sprechen kannst? Im Geburtsvorbereitungskurs hat meine Hebamme z.B. damals laut getönt um den Frauen zu zeigen wie sie bei der Geburt etvl. klingen. Viele haben danach gesagt es hätte unter der Geburt geholfen an diese Hebamme zu denken, weil es normal ist, so zu klingen. Und ich hatte ein ganz tolle 2. Geburt. Super schnell und es hat fast nicht weh getan. Das Kind ist nicht rausgefallen, aber es kann auch ganz tolle, fast schmerzfreie Geburten geben. Gruß


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