Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Trinkhöchstmenge

Frage: Trinkhöchstmenge

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Hallo Frau Höfel, unser Sohn 12 Wochen wurde 4 Wochen vor dem eigentlichen Termin geboren. Geburtsgewicht 2650 gr. Anfangs konnte ich ihn nicht stillen, da er aufgrund einer starken Gelbsucht zu schwach zum saugen war. Er hat daraufhin abgepumpte Muttermilch und Pre-Nahrung bekommen. Heute wiegt er 5300 gr. und wird großteils gestillt. Er schafft es allerdings immer noch nicht eine komplette Mahlzeit an der Brust zu trinken. Deshalb wiege ich ihn vor und nach jeder Mahlzeit und gebe ihm dann den Rest per Flasche (Muttermlich, in Ausnahmefällen Pre-Nahrung). Er trinkt ca. 900 ml / Tag, was ja ziemlich genau 1/6 seines Körpergewichtes ist. Folgende Frage: Mein Sohn trinkt tagsüber alle 3-4 Stunden zwischen 140 u. 160 ml / Mahlzeit. Abends bekommen wir ihn hingegen kaum satt. Er trinkt meistens gegen 17.00 Uhr ca. 180 ml (Zeitraum 1,5 Stunden) und vor dem Schlafen über einen Zeitraum von 2 Stunden ca. 250 ml. Danach schläft er dann 5-6 Stunden. Ist das in Ordnung, dass er abends soviel trinkt? Gibt es eine Trinkhöchstmenge pro Mahlzeit (wie gesagt, er braucht für die Menge ca. 2 Stunden)? Besteht die Gefahr, dass wir ihn an zu hohe Trinkmengen gewöhnen (z.B. sein Magen durch die hohe Trinkmenge vergrößert wird). Wie lange gilt die 1/6-Regelung eigentlich? Ich habe mal gelesen, dass Babys nicht über 1L pro Tag trinken sollen. Stimmt das? Wie gesagt, die 900 ml / Tag überschreitet er nicht. Allerdings hat er abends dann immer einen ganz dicken Bauch. Verdauungsprobleme hat er keine. Herzlichen Dank Kerstin


Martina Höfel

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Liebe Kerstin, oje, soviel Stress! Pumpen und wiegen und pumpen und wiegen. Wieviel füttern Sie denn nach? Nach drei Monaten und guter Gewichtszunahme sollten Sie (sofern es nervt) das ständige Wiegen vielleicht etwas entspannter sehen! Ihr Sohn wird sich trotzdem holen, was er braucht. Das abendliche Dauerstillen hat einen Namen: Clusterfeeding. "So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. So einen Wachstumsschub macht Ihr Kind gerade durch. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht." (Text Biggi Welter) Das gilt auch für Flaschenfütterung. Außerdem: Ihr KInd verarbeitet seinen Tag, auch wenn dieser anscheinend ganz ruhig verlief. (Ruhig für uns: für ein Kind in diesem Alter ist der Rasenmäher, die laute Stimme des Nachbarn, das Müllauto usw. jedesmal eine neue Erfahrung- und zwar aus dem Nichts!). Und das ist okay so! Wichtig ist , dass Sie diese Unruhe akzeptieren lernen! Es ist die Sprache Ihres Kindes! Es kann nicht anders ausdrücken, was Ihm auf der Seele liegt! Und da ist es egal, ob es sagen will: "Mir ist warm" oder "Ich habe Dich lieb und will hier nie mehr weg!" Diese Unruhe ist für Eltern sehr schwer auszuhalten und sie tun (fast) alles für Ihr KInd! Und da liegt manchmal die Crux! Denn jede Intervention (Schnuller rein, mal auf dem Arm, mal in die Wiege oder Wippe, hier ein Spielzeug und da eine Rassel, zwischendurch Wickeln ) stört es in seiner Mitteilung: es will erzählen und darf nicht! An Ihnen ist es, DAS auszuhalten und DA zu sein! Diese Stunden heißen auch "Großmutter-Stunden", da Großmütter einfach die Ruhe haben, damit umzugehen. Kind in Wiegehaltung auf dem Arm, leise erzählend und auf-und-ab gehend. Diese Ruhe hat frau als frisch gebackene Mutter einfach noch nicht, da immer im Hintergrund das Bild des seelig lächelnden Säuglings (aus Werbung und Literatur) im Hinterkopf spukt. Und natürlich macht frau sich auch Sorgen, ob das Kind etwa krank ist. Und ob frau gar eine schlechte Mutter ist, da sie das Kind nicht zur Ruhe kriegt! Wie gesagt, Ihr Kind ist okay - halten Sie es, geben Sie ihm Sicherheit. Die 1/6 Regel ist nach drei Monaten lediglich noch ein grober Gradmesser. Manche Kinder kommen mit weniger aus und nehmen trotzdem genausoviel zu, wie Kinder mit größerem Appetit.. Liebe Grüße Martina Höfel


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