Mitglied inaktiv
Hallo Frau Höfel, nachdem meine Tochter nun 10 Monate alt ist und wir zum Ende hin eine Turbulente Schwangerschaftszeit hatten (Bluthochdruck, Eiweiss, Präeklamsie -> Notkaiserschnitt in der 35 SSW) wollen wir trotzdem bald ein Geschwisterchen für sie. Mein Arzt meinte, man müßte wohl bereits in der Planungsphase und auch bei eingetretener Schwangerschaft Acetylsalicylsäure geben, um diese beiden Hauptversorgungsadern geschmeidig zu machen, da sie bei der 1. Schwangerschaft ab ca 20 SSW wohl nicht mehr elastisch genug geworden wären. Mein Fliegengewicht hatte auch nur 1900 Gramm bei der Geburt (jetzt wiegt sie 7 kg und ist quietschvergnügt). Ich dachte eigentlich, dass dieser blutverdünnende Wirkstoff eher eine Gefährdung Fötus bzw Embryos darstellt und es eher zu einem Abgang führen könnte? Was meinen Sie dazu? Vielen Dank für Ihre Meinung!
Liebe anglefish, nein, ich habe Sie nicht vergessen. Ich habe nur eine einigermaßen verständliche Zusammenfassung gesucht: Bei der Präeklampsie besteht bereits vor klinischer Manifestation eine thrombozytäre Hyperaktivität mit gesteigerter Freisetzung des vasokonstriktorisch (Gefäße zusammenziehend)wirksamen Thromboxans. Daher gilt die tägliche orale Gabe von 50 - 150 mg Acetylsalicylsäure (low-dose ASS) als viel versprechender Ansatz für eine Prävention der Erkrankung. Während durch erste Studien eine deutliche Senkung der Präeklampsiefrequenz wie auch eine verminderte Rate intrauteriner Wachstumsretardierungen festgestellt wurde, bestätigten die meisten groß angelegten Studien der 90er Jahre diese Ergebnisse nicht. Als Kritikpunkte an diesen Untersuchungen sind der überwiegend späte Behandlungsbeginn, die mit 60 mg pro Tag niedrige Dosierung, die oft unzuverlässige Tabletteneinnahme und der Einschluss von Schwangeren mit chronischen Erkrankungen wie chronische Hypertonie, Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen zu nennen. Eine aktuelle Cochrane-Analyse unter Einschluss aller randomisierten (Patienten werden zufällig den Kontrollgruppen zugeordnet) Studien konnte die weitgehende Unbedenklichkeit von low-dose ASS in der Schwangerschaft zeigen und ergab eine signifikante Verminderung des Präeklampsierisikos um 15 % sowie eine 14 %ige Reduktion der perinatalen Mortalität (Sterberate), unabhängig von der Dosierung und dem Therapiebeginn. Mit größerer Wirksamkeit ist durch die tägliche Einnahme von 100 mg ASS, beginnend ab der 12. SSW, zu rechnen, wobei die abendliche Verabreichung einen zusätzlichen Vorteil bieten soll. Während der Einsatz von ASS bei chronischer Hypertonie, Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus nicht sinnvoll erscheint, kann diese Behandlung den Frauen mit vor der 32. SSW aufgetretener Präeklampsie oder schwerer fetaler Wachstumsretardierung in vorangegangenen Schwangerschaften empfohlen werden. In der aktuellen Schwangerschaft ergibt sich eine Indikation zur Medikation mit niedrig dosiertem ASS, wenn im II. Trimenon ein pathologischer uteriner DopplerFluss festgestellt wird. Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Für die ausführliche Antwort. Nun ist mir klar, dass Sie mich nicht überlesen haben, sondern ganz schön viel Arbeit zur Beantwortung meiner Frage hatten! :-) Sie haben mir wirklich sehr weitergeholfen, da ich auch Sorge hatte, es könne zu vermehrten Abgängen aufgrund der ASS kommen. Herzlichen Dank nochmal. anglefish
Liebe anglefish, tja, auch ich bin nicht allwissend!*grins* Liebe Grüße Martina Höfel