Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Polyhydramnion?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Polyhydramnion?

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Liebe Frau Höfel, leider muss ich schon wieder nerven...ich bin heute bei 23+1 mit dem dritten Kind schwanger. Bei meinen beiden Töchetrn hatte ich immer ein Oligohydramnion, bei der Großen ab der 28. Woche, bei der Kleinen ab der 22. Woche. Gestern war ich bei der Feinsono, dort wurde ermittelt, dass ich eher viel Fruchtwasser habe...der Fruchtwasserindex ist 14,2, der größte Durchmesser 6,2 cm. Nun mache ich mir große Sorgen...ist das schon ein Polyhydramnion? Die Ärztin meinte nur, da das ganze noch in der Norm ist, wäre es kein Grund zur Sorge...aber nachdem ich eigentlich fest damit gerechnet hatte, dass das Oligohydramnion wieder auftritt (für das nie eine Ursache gefunden wurde), mache ich mir natürlich doch Gedanken. Die Entwicklung des Babies ist unauffällig, der Magen war gefüllt...Kann die Menge des Fruchtwassers in verschiedenen Schwangerschaften so unterschiedlich sein? Ich habe unheimliche Angst, dass ich unbemerkt Toxoplasmose oder Ringelröteln hatte und deswegen zuviel Fruchtwasser.... Kann ich etwas tun, um die Menge zu verringern, z.B. weniger trinken (wobei ich eh nicht sooo viel trinke) oder auf Zucker verzichten? Ist es wahrscheinlich, dass die Menge noch weiter steigt? Ich bin wirklich sehr besorgt... Vielen Dank für Ihre Antwort! Ganz liebe Grüße Maja


Martina Höfel

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Liebe Mamimaus, zwischen viel FW und zuviel FW besteht ein gravierender Unterschied! Nämlich der, dass das erste (so wie bei Ihnen) völlig in Ordnung ist und das zweite pathologisch ist. Bei Ihnen ist die FW-Menge an der oberen Grenze, aber in der Norm! Also okay! Für das Oligohydramnion gab es nie eine Erklärung. Genauso wird es Ihnen jetzt mit der hohen Fruchtwassermenge gehen. Ändern können Sie daran nichts. Trinken sollten Sie Ihren Nieren zuliebe reichlich. Wenn Sie etwas tun wollen, dann können Sie einen Glucose-Toleranttest machen. Nur zu Erklärung: ein Polyhydramnion oder Hydramnion bezeichnet die übermässige Ansammlung von Fruchtwasser um den Fetus herum und ist eine Komplikation, die für gewöhnlich erst in der mittleren oder späten Schwangerschaftsphase auftritt. Ein Polyhydramnion wird bei weniger als 0,5 % aller Schwangeren diagnostiziert. In den meisten Fällen ist die Ursache dieser Störung zwar unbekannt, jedoch betrifft sie Frauen mit Diabetes mellitus oder Mehrlingsschwangerschaftenhäufiger als andere. Sie tritt auch dann auf, wenn das Baby aufgrund einer kindlichen Fehlbildung nicht richtig schlucken kann. Solche Fehlbildungen gibt es beispielsweise als Verengungen oder Verschlüsse im Verdauungssystem, an der Wirbelsäule, dem Kopf, dem Gehirn oder den Muskeln. In NEUN von zehn Fällen wird sich auch überhaupt KEINE Ursache finden lassen. Je schwerer das Polyhydramnion umso wahrscheinlicher ist eine Fehlbildung. Die Symptome umfassen Beschwerden im Unterleib, angespannte Unterleibsmuskeln, glänzende und gespannte Haut am Unterleib sowie eine für das jeweilige Schwangerschaftsstadium ungewöhnlich grosse Gebärmutter, verstärkte Schwellungen in den Beinen, Kurzatmigkeitund Verdauungsstörungen. Ein Polyhydramnion kann ausser zu vorzeitigen Wehen auch zu einer Beckenendlage führen. Zur Abklärung wird man zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchführen. Ausserdem wird man Sie auf Diabetes untersuchen, um die Ursache für die Störung zu finden. Wenn es sich in Ihrem Fall um ein leichtes Polyhydramnion ohne Anzeichen einer Fehlbildung des Fetus handelt, werden Ihnen eventuell Medikamente zur Entspannung der Gebärmutter verabreicht. Damit soll das Risiko vorzeitiger Wehen verringert werden. In schweren Fällen wird jedoch möglicherweise sogar Fruchtwasser entnommen, um eine vorübergehende Erleichterung zu verschaffen und das Risiko vorzeitiger Wehen zu senken. Ich kann verstehen, dass Sie das Zuviel an Fruchtwasser aufgrund Ihrer Vorgeschichte nervös macht, aber wie gesagt: in 9 von 10 Fällen gibt es keine Ursache. Falls ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt wird, ist dieser bestens zu behandeln. Liebe Grüße Martina Höfel


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