Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

HepatitisB.. dringend

Frage: HepatitisB.. dringend

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Hallo, Ich bin in der 38SSW und bei der letzten Blutabnahme war mein Blutwert nicht eindeutig. Es hieße der HepatitisB-Test sei "schwach positiv". Mir wurde jetzt nochmals Blut abgenommen und ich warte jetzt völlig verunsichert und voller Angst das Ergebnis ab. Meine Ärztin sagte mir nur ich solle mich vorher nicht verrückt machen denn für mich wäre es nicht mehr schlimm und mein Sohn müsse nach der Geburt direkt geimpft werden. Ist das wahr? Kann ihm denn nichts passieren falls ich diesen Erreger wirklich in mir habe? und wie kann das sein dass ich den Hepatitis-Erreger in mir trage aber niemals Anzeichen einer solchen Krankheit hatte? Ich habe jetzt einiges darüber gelesen und kann mir nicht vorstellen dass ich mich selbst geheilt habe, denn das wäre sehr sehr selten. In den meißten Fällen bliebe die Krankheit chronisch. Außerdem müßte ich dann schon so viele Menschen angesteckt haben und keiner hat jemals Anzeichen einer Hepatitis von denen gehabt. Dann müßten die sich alle selbst geheilt haben? ich verstehe das alles nicht!! Was ist mit meinem Baby denn dann??? Bitte antwortet mir Sabrina


Martina Höfel

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Liebe Sabrina, für Schwangere sind vor allem Hepatitis B, C und E von Relevanz. Aufgrund des hohen Übertragungsrisikos auf das Ungeborene beinhaltet das Vorsorgeprogramm für Schwangere auch ein Screening auf Hepatitis B. Das Risiko einer Übertragung von Hepatitis C ist hingegen sehr gering. In tropischen Ländern führt die Hepatitis E zu besonders schwer wiegenden Verläufen, die mit einer hohen mütterlichen und kindlichen Sterblichkeit einhergehen. Das doppelstrangige DNS-Virus gehört zur Gruppe der Hepatna-Viren. Die enthaltenen Gene kennzeichnen die Antigenstrukturen. Diese können heutzutage separat nachgewiesen werden und geben Aufschluss über das Infektionsstadium. Zur Virus-Übertragung kommt es über den Blutweg oder den sexuellen Kontakt. So kann beispielsweise eine Infektion durch den Stich mit kontaminierten Spritzen beim Konsum von Drogen, die in die Venen verabreicht werden (iv-Drogenkonsum/"Needle-Sharing"), erfolgen bzw. durch kontaminierte Blut- oder Blutproduktgabe sowie durch den Kontakt mit virushaltigem Sekret auf Wunden. Beim sexuellen Kontakt kann virushaltiges Sekret oder Blut über winzige Schleimhautdefekte eindringen und so eine Übertragung ermöglichen. Dieser Infektionsweg ist besonders in Ländern mit einer niedrigen Durchseuchung relevant. Kurz vor oder während einer Entbindung kann das Virus von der infizierten Mutter auf das Neugeborene weitergegeben werden. Diese Übertragungsform ist vor allem in Ländern mit hoher Hepatitis-B-Durchseuchung relevant. In den westlichen Industrieländern ist die Durchseuchung eher niedrig, man schätzt sie auf unter ein Prozent. Im östlichen und südlichen Europa liegt die Verbreitung hingegen bereits bei zwei bis sieben Prozent der Bevölkerung. Besonders häufig tritt Hepatitis B in Teilen Asiens, Mittel- und Südafrikas auf. In diesen Gebieten geht man davon aus, dass rund 20 Prozent der Bevölkerung bereits mit den Viren in Kontakt gekommen sind. HB-Viren infizieren die Leberzellen. Durch die eigene Körperabwehr wird die infizierte Zelle erkannt und zerstört. Die Antigene werden in großer Zahl in den infizierten Leberzellen gebildet. Man kann drei wichtige Strukturen nachweisen: Einmal das Hbs-Antigen, eine Struktur der Virusoberfläche, dann das HBc-Antigen aus dem Viruskern, sowie ein nicht gebundenes Antigen, das HBe-Antigen. Der Organismus bildet relativ rasch Antikörper gegen die verschiedenen Virusstrukturen, wobei sich einige ein Leben lang nachweisen lassen. Etwa die Hälfte der Infizierten bemerkt die Infektion nicht. Diese wird zumeist bei einer Routineuntersuchung auf HBV-Antikörper festgestellt. Bei der anderen Hälfte verläuft die Infektion hingegen symptomatisch, wobei die Erkrankung in etwa einem Prozent dieser Fälle rasch fortschreitet, zum Leberkoma führt und schließlich tödlich endet. Bei etwa zehn Prozent der Patienten entwickelt sich aus der akuten eine chronische Erkrankung. Dies gilt auch für nicht-symptomatische Infektionen. Die Folgen einer chronischen Hepatitis B können Leberzirrhose oder Leberkrebs sein. Die Übertragung des Virus von einer akut oder chronisch infizierten Schwangeren auf das Ungeborene erfolgt meist im letzten Schwangerschaftsdrittel und tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 5-12 Prozent auf. Hauptsächlich findet die Infektion jedoch während des Geburtsvorganges statt, bei dem das Kind in rund 80 Prozent der Fälle mit den Viren in Kontakt kommt. Eine Ansteckung über die Muttermilch ist möglich und führt zu weiteren fünf Prozent der Infektionen. Ob das Kind letztlich infiziert wird, ist stark von der Viruskonzentration der Mutter und der übertragenen Virusmenge abhängig. Ein Kaiserschnitt ist NICHT nötig! Häufig sind die Kinder nach dem Viruskontakt so genannte Virusträger und Ausscheider ohne klinische Symptome. Sehr selten kommt es bei ihnen zu rasch tödlich endenden Krankheitsverläufen. Als größtes Problem bei infizierten Kindern gilt die hohe Rate an chronisch verlaufenden Hepatitiden, die in späterer Folge zu Leberzirrhose oder Leberzellkrebs führen können. Durch die Bestimmung des HBs-Antigens der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel kann man jene Frauen herausfinden, die das Virus potenziell auf das Kind übertragen können. Lässt sich also das HBs-Antigen nachweisen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ansteckungsgefahr abschätzen zu können. Hilfreich ist dabei die Suche nach weiteren Antigenen und nach den gebildeten Antikörpern. Kinder von Antigen-positiven Frauen bekommen im direkten Anschluss an die Entbindung eine passive und aktive Hepatitis-B-Impfung, die nach vier Wochen sowie sechs Monaten wiederholt wird. Das Impfen des Kindes ermöglicht infolge auch das Stillen - vorausgesetzt, es wurde zuvor nur das HBs-Antigen festgestellt. Eine die Ursachen bekämpfende Therapie der akuten Hepatitis ist bislang nicht bekannt. Im Fall eines chronischen Verlaufes kann eine Interferon-Therapie bei etwa einem Drittel der Patienten zu einer Besserung der Symptome führen. Oben genannte Risikofaktoren sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Die sicherste Prophylaxe ist die aktive Impfung. Eine kurzfristige passive Impfung mit Immunglobulinen wird beispielsweise bei Neugeborenen empfohlen, deren Mütter positiv auf HBs-Antigen getestet wurden. Die Hepatitis-B-Impfung schützt gleichzeitig vor Hepatitis D. Eine Infektion mit dieser Hepatitis-Form ist jedoch nur möglich, wenn man zuvor schon mit Hepatitis B in Kontakt gekommen ist. Ohne das Vorhandensein von HBV kann sich das HD-Virus nicht vermehren. Warten Sie in Ruhe die nächste Blutuntersuchung ab! Da Ihr Kind sofort geimpft wird, besteht für Ihr Kind keine Gefahr! Liebe Grüße Martina Höfel


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