Mitglied inaktiv
Hallo! Ich bin 25 Jahre, zum ersten Mal schwanger, in der 10SSW, und habe FaktorVLeiden, allerdings nur heterozygot. Meie Aerztin hat mir deshalb empfohen taeglich Fragmin zu spritzen, aber ich stehe dem skeptisch gegenueber. Wie hoch ist das Risiko wirklich (schliesslich wussten und wissen immer noch viele Schwangere nicht, dass sie diese Mutation haben)? Gibt es natuerliche Alternativen zum Spritzen (z.B. Kompressionsstruempfe, besondere Ernaerung, viel Bewegung)? Ich will mein Baby und mich nicht gefaehrden, aber ich habe einfach schon zu oft Medikamente verschrieben bekommen, die eigentlich nicht noetig waren und deren Nebenwirkungen belastend waren. Wuerde mich sehr ueber Erfahrungen, Einschaetzungen und Vorschlaege freuen! Vielen Dank!
Liebe Mamandi, Schwangere haben im Vergleich zu Nicht-Schwangeren gleichen Alters ein fünffaches Risiko für die Entwicklung einer tiefen Venenthrombose (Duplaga et al 2001). Eine antithrombotische Medikation wird in der Schwangerschaft zur Prophylaxe bzw. Therapie venöser Thromboembolien speziell bei nachgewiesenen Defekten des Gerinnungssystems (z. B. Faktor V Leiden – Mutation) oder sonstigen Zusatzrisiken (z. B. Lungenembolie und tiefe Beinvenenthrombose in der Vorgeschichte) angeraten. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung ist in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man Ihnen neben Kompressionsstrümpfen auch niedermolekulares Heparin verordnet, um das Thrombose- und Embolie- Risiko zu minimieren. Dazu gehört dann auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung). Nach der Klassifikation hat der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko – sofern man ein 5 -10fach erhöhtes Thromboembolie- Risiko auf als niedriges Risiko betrachten mag. Der homozygote Merkmalsträger hat ein 80 - 100faches Risiko. Nachdem die oralen Antikoagulanzien in der Schwangerschaft wegen fruchtschädigender Effekte ausscheiden, hat sich der Einsatz von unfraktioniertem wie auch niedermolekularem Heparin (z. B. Fraxiparin, Clexanem, Fragmin P) zunehmend verbreitet. Mehrere Übersichtsarbeiten gehen inzwischen von einer sicheren und effektiven Behandlung mit niedermolekurem Heparin in der Schwangerschaft aus (Sanson et al 1999, Ensom et al 1999). Das Mukopolysaccharid (unfraktioniertes) Heparin ist bei einer Molekularmasse von ca. 15.000 nicht plazentagängig, so dass eine unmittelbare Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung nicht denkbar ist. Bei Überdosis sind Blutungskomplikationen im mütterlichen Kompartiment möglich, was z. B. mit einem retroplazentaren Hämatom oder einer vorzeitigen Plazentalösung einhergehen kann. Nur auf diesem indirekten Wege können Fehlgeburten oder ein Absterben der Schwangerschaft unter Heparintherapie ausgelöst werden. In der Schwangerschaft gibt man deshalb niedermolekulares Heparin. Bei einer Molekularmasse von ca. 5.000 passieren auch die niedermolekularen Heparine (z. B. Fragmin, Fraxiparin, Clexane) nicht die Plazenta. Da diese neuen Präparate eine längere Halbwertszeit aufweisen, genügt eine Injektion einmal täglich. Niedermolekulare Heparine haben das unfraktionierte Heparin in der Thrombosetherapie bzw. –prophylaxe während der Schwangerschaft weitgehend abgelöst. Sowohl Clexane als auch Fragmin P sind als niedermolekulare Heparine in der Schwangerschaft akzeptabel. Eine Dokumentation im Mutterpass dokumentiert ist selbstverständlich. Das Heparin sollte vor der Geburt kurzfristig abgesetzt werden. Bei FaktorV ist eine Spinal- Anästhesie und/oder eine PDA kontraindiziert. Auch einen Kaiserschnitt sollte man nach Möglichkeit vermeiden - im Notfall muss er natürlich durchgeführt werden. Liebe Grüße Martina Höfel