Mitglied inaktiv
Hallo Frau Hoefel, ich möchte gerne wissen, ob ein kleines Baby schon Antipathien kennt? Meine Tochter ist 6 Wochen alt und ich bin ihre Hauptbetreuungperson... nach der Geburt wurden wir getrennt und konnten uns nicht kennen lernen. Mittlerweile habe ich immer öfter das Gefühl, dass sie mich nicht mag. Kann sowas sein? Vielen Dank Cora
Liebe Cora, wie kommen Sie zu dieser Überzeugung? Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
hmm... es gibt verschiedene Momente in denen ich den eindruck habe... wir hatten eine sehr schwierige Geburt und sie wurde mir direkt weg genommen und in ein anderes Krankenhaus auf eine Intensivstation gebracht und blieb dort eine ganze Weile. Ich habe das Gefühl, dass wir das nicht mehr nachholen können. Alle Welt sagt mir, ich soll sie am Körper tragen und Hautkontakt herstellen... ich habe aber den Eindruck, dass sie sich wohler fühlt, je weiter sie von mir weg ist. Sie mag nicht von mir gebadet werden, nicht auf meiner Brust liegen und nicht ins Tragetuch oder ähnliches. Am Anfang dachte ich, dass wir uns eben aneinander gewöhnen müssen... aber irgendwie habe ich immer mehr das Gefühl, dass es an mir liegt. Ich kann leider auch nicht stillen... ich weiß gar nicht wie mein Kind sich ohne Klamotten anfühlt. Und immer wenn ich es raus finden möchte, fängt sie an zu weinen... Es kann natürlich sein, dass sie das bei jedem machen würde.. aber ich traue mich gar nicht, das raus zu finden. Ich müsste dann ja mit dem Ergebnis leben. Kann ein so junges Kind denn schon Menschen ablehnen oder bevorzugen?
Rübe08
Hallo, ich kann dir deine Frage fachlich nicht beantworten, aber ich würde dir gerne von meiner jüngeren Tochter erzählen. Im Gegensatz zu meiner älteren Tochter, die quasi das erste Lebensjahr am liebsten auf mir drauf verbracht hat und es schrecklich fand, wenn ich den Raum verlassen habe, war es bei meiner jüngeren Tochter so, dass sie besser geschlafen hat, wenn sie nicht auf dem Arm war und nicht gekuschelt wurde. Auch Tragetuch ging mit ihr nicht. Sie konnte sich einfach besser entspannen, wenn sie „ihre Ruhe“ hatte. Sie hat von Anfang an gerne in ihrem eigenen Bett geschlafen. Mir ist das sehr schwer gefallen, weil ich es von meiner ersten Tochter ja anders kannte. Ich habe zwar gestillt und wir wurden auch nach der Geburt nicht länger getrennt, aber die Geburt an sich war bei uns auch schwierig. Ich hatte den Eindruck, dass sie die ersten vier Monate diese Ruhe für sich gebraucht hat, um in der Welt anzukommen. Danach wurde sie offener für alles, wobei zum Beispiel Tragetuch nie ihr Ding wurde. Seit dem Kindergarten Alter hat sich das alles nochmal verändert und sie sucht sehr den Körperkontakt und will wahnsinnig viel kuscheln. Inzwischen ist sie ein Schulkind und bis vor kurzem kam sie jede Nacht zum kuscheln. Auch am Tag möchte sie jetzt wahnsinnig gerne viel Körperkontakt haben. Viel mehr zum Beispiel als meine ältere Tochter, die am Anfang sehr viel Nähe brauchte. Also gib die Hoffnung nicht auf, das kann sich alles ändern, vielleicht braucht sie einfach noch Zeit, in der Welt anzukommen. Mit dir persönlich hat das sicherlich nichts zu tun! Ich würde versuchen zum Beispiel beim wickeln den Kontakt zu intensivieren, über Blickkontakte und Gespräche, und einfach viel nebeneinanderliegen, das muss doch nicht Haut auf Haut sein...
Liebe cora, kann es sein, dass Sie ziemlich enttäuscht sind, weil alles anders gelaufen ist als ausgemalt? Und nun zweifeln, ob denn so alles richtig ist?Und dann verhält sich das Kind auch noch gegen jede „Norm“ und hängt nicht stundenlang an Brust und Bauch. Was Sie von Ihrem Kind beschreiben, hört sich völlig normal an. Wenn man das Kind auszieht, dann fröstelt es und weint, weil es eben nicht sagen kann, dass ihm kalt ist. Nasse Windeln sind auch so ein Ding- sie sind am Körper schön warm. Nimmt man sie weg, ist es an der Stelle richtig kalt. Mögen Sie sich Unterstützung holen? Wenden Sie sich bitte an die Schwangerschaftskonfliktberatung der Diakonie, Pro Familia, Donum vitae oder dem Sozialdienst der Kath. Frauen. Dort steht geschultes Personal zur Verfügung, welches sich Zeit für Ihr Anliegen nimmt, Raum für Ihre Fragen und Ihre Gedanken schafft! Und das eröffnet manchmal völlig neue Blickwinkel! Liebe Grüße Martina Höfel
Flowermama
Liebe Cora Auch ich möchte dich mit meiner Erfahrung ermutigen. Was Rübe beschrieben hat, traf eins zu eins auf mich auch zu. Erste Tochter lebte auf mir und wollte nonstop getragen und gestillt werden und so dachte ich, dass dies das normale Babyverhalten sei. Und dann wollte die Kleine nicht ins Tragetuch, das Stillen war Kampf, sie hat stundenlang geschrien, da kommt einfach das Gefühl auf, dass sie einen ablehnt. Ich habe dann mit einer Psychologin die Geburt (die auch nicht einfach war) und die ersten Wochen aufgearbeitet und es hat mir extrem geholfen den Zugang zu meiner Tochter zu finden. Sie ist jetzt 1 Jahr alt und ich fühle mich ihr sehr nah. Bei der ersten Tochter ist die Bindung einfach so entstanden, bei der zweiten musste ich darum kämpfen aber sie ist gewachsen und heute gut. Wenn du das Gefühl hast, dass sich der Knoten nicht bald löst, würde ich dir empfehlen rasch Hilfe zu organisieren und nicht zu lange zuzuwarten. Es passiert soviel im ersten Jahr und es ist schade diese Zeit "zu verpassen". Alles Gute euch!
Ernakuh
Ich möchte dir auch antworten: Die Situation ist die selbe wie bei dir gewesen. Schwere Geburt, kein bonding, Intensivstation, Stillen hat nicht geklappt. Wie oft hab ich in den ersten 5 Monaten gedacht: sie hasst mich. Totaler quatsch! !!! Ich hab mir Hilfe gesucht. Und es hat geholfen. Mir ging es besser und wir sind jetzt (12 Monate) ein tolles Team. Kuscheln? ??? Tagsüber niiiieeee aber seit knappen 2 Monaten braucht sie die mama nachts zum kuscheln . Ab 4 uhr früh wird nur noch mit mama geschlafen. Eure kuschelzeit kommt noch. Sie liebt dich. Glaub mir. Ich hab auch gelernt: nicht nur wir mamas müssen eine Geburt verarbeiten. Auch die Zwerge. Und sie müssen ankommen auf der großen unbekannten Welt:)