kaktusengel
Sehr geehrter Hr. Prof. Jorch, ich habe eine allgemeine Frage zur Pränatalmedizin. 1976 bekam meine Mutter Zwillinge in der 31. SSW. Obwohl zwischen Einweisung und Geburt 14 Stunden lagen, war es für die Frauenklinik ohne Perinatalmedizin kein Thema, meine Mutter vor der Entbindung zu verlegen - mit der Begründung, die Kinder hätten bei einer Geburt in der 31. SSW kaum Überlebenschancen. Also wurde die Kinder geboren und dann ca. 1 Std. ohne Versorgung transportiert (außer Sauerstoff und Inkubator). Nach einem Tag starb das Mädchen, nach drei der Junge wegen fetaler Atelektasen. Es würde mich interessieren, ob man damals allgemein eher der Ansicht war, Kinder der 31. SSW nicht zu versorgen oder ob dies unterschiedlich bewertet wurde ... Es hat sich ja viel geändert in der Pränatalmedizin. Intubiert wurden sie, soweit war man damals anscheinend schon! Herzlichen Dank für Ihre Antwort Kaktusengel
Ich habe im Spätsommer 1977 als Assistenzarzt auf einer Frühchenstation angefangen, kenne die Zeit also gut aus eigener Erinnerung. Ja, damals herrschte "auf dem flachen Lande" noch häufig die Meinung, dass Frühchen unter 32 SSW so schlechte Chancen haben, dass sich eine Verlegung vor der Geburt nicht lohnt. Auch auf unserer Station an der Unievrsitätskinderklinik Münster haben längst nicht alle Frühchen mit 30 SSW überlebt. Es gab aber auch schon damals einige wenige Kliniken mit ganz guten Ergebnissen, z.B. an der Universitätskinderklinik Tübingen und in Melbourne/Australien. Wir haben damals auch einen Frühchenabholdienst betrieben und waren der Meinung, dass ein solcher Babynotarztdienst eine medizinischer Fortschritt sei. Heute wissen wir, dass wir dadurch die schon damals eigentlich sinnvolle Zentralisierung der Risikogeburten verzögert haben.
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