Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Tochter mag nicht essen

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Tochter mag nicht essen

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Jorch, Unsere Tochter mag nicht essen. Sie ist unkorrigiert fast 10 Monate alt (geb. 30+0 mit 1650 gr, KL 42 cm wg. Plazenta Previa mit wochenlangen Dauerblutungen) Sie ist ca. 74 cm gross und wiegt ca. 8500 gr. Zähne hat sie noch keine. Sie war noch nie die grosse Esserin und lag auch hauptsächlich wegen einer „Trinkschwäche“ so lange (7 Wochen) in der Klinik. Davon 6 Wochen mit Magensonde. Im Mai haben wir auf Anraten des Kinderarztes Brei eingeführt. Anfangs aß sie ihn noch, eine zeitlang verweigerte sie ihn ganz und wir mussten eine „Breipause“ von einer Woche einlegen. Ich habe inzwischen schon sehr viele Sorten an Gemüse und Getreide Breien ausprobiert. Auch selbst gekocht. Nichts konnte sie überzeugen mit Freude zu essen. Es gibt nur eine Sorte die sie nicht ganz verschmäht. Die Mahlzeiten sind mit sehr viel „Aktion“ verbunden. Lenke ich sie nicht ab und geb’ ihr ununterbrochen was zum Spielen in die Hand, schlägt sie mir den Breilöffel aus der Hand und verweigert das Essen ganz. Oft presst sie die Lippen zusammen, schiebt den Brei aus dem Mund und im schlimmsten Falle würgt sie und spukt dann die gesamte Mahlzeit wieder aus. Das passiert so ca. 3 Mal die Woche. Mehr als 120 gr. Brei hat sie noch nie gegessen. Daher biete ich ihr hinterher immer noch Milch an. Sie ist sehr quirlig und fast immer in Bewegung. Der aktuelle Essensplan gestaltet sich in etwa wie folgt: 06:30 Uhr (vor dem Aufstehen) ca. 170 – 240 gr. BEBA1 09:00 Uhr ca. 50 - 100 gr. BEBA1 (je nachdem wie viel sie vorher getrunken hat) 11:15 Uhr ca. 110 gr Gemüse-Fleischbrei mit etwas Obst, hinterher noch ca. 120 gr. BEBA1 15:00 Uhr ca. 50 gr Getreide-Obst-Brei und ca. 50 gr BEBA1 18:00 Uhr ca. 60 gr. Milchbrei 19:30 Uhr (vor dem Schlafen) ca. 240 gr. BEBA1 Ihr Tagesdurchschnitt liegt seit ca. 3 Monaten konstant insgesamt bei ca. 800 gr Milch und Brei am Tag. Feste Nahrung oder Gläschen ab dem 8. Monat verweigert sie ganz. Ist eine ordnungsgemäße Ernährung noch gewährleistet? Ist es vertretbar, dass sie in ihrem Alter noch so viel Milch und so wenig Beikost isst? Was kann ich tun? Eisentropfen bekommt sie keine mehr seit sie 6 Monate alt ist. HB-Wert wurde damals kontrolliert und lag nach meiner Erinnerung bei 12. Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe und dafür, dass Sie sich trotz ihrer beruflichen und privaten Eingebundenheit für dieses Forum noch die Zeit nehmen um uns Frühchen-Eltern zu helfen!!! Mit freundlichen Grüßen Iana


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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74 cm Körperlänge sind überdurchschnittlich, 8500 g Körpergewicht sind für das Alter normal. Auch die Tagesmenge ist hinsichtlich Kalorienzufuhr vermutlich normal. Das Gleiche gilt für die Zusammensetzung der Nahrung, zumal die industriellen Milchen angereichert sind mti Vitameinen und Spurenelementen wie Eisen. Ich sehe mindestens in den nächsten 4 Monaten keine zwingende Notwendigkeit, die Nahrung hinsichtlich Zusammensetzung und Menge zu ändern. Steigerung findet in diesem Alter ohnehin kaum mehr statt. Machen sie also so weiter, aber gehen sie davon aus, dass es Ihrem Kind reicht. Jedes Kind hat im Übrigen seinen eigenen Nahrungsbedarf, der von dem anderer Kinder abweichen kann. Ich habe unter meinen Kindern auch solche gehabt, die in ihrem Nahrungsmuster erheblich von dem abwichen, was ich meinen Medizinstudenten und angehenden Kinderärzten laut Lehrbuch beibringe, so dass sie das Examen bzw. die Facharztprüfung bestehen :-) Ich helfe Ihnen gerne. An manchen Abenden ist es sogar eine Entspannung für mich und sehr interessant. Lange Fragetexte sind übrigens für mich nicht so schlimm, da ich schnell lesen kann und die meiste Zeit beim Beantworten für das Tippen erforderlich ist.


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