Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

@ Jennifer

Frage: @ Jennifer

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Hallo Jennifer! Erst einmal möchte ich sagen, wie unendlich traurig und zugleich wütend mich Deine Geschichte macht. Ein solches Thema ist eigentlich zu schwierig, um es in einem Forum ausreichend zu diskutieren. Trotzdem muß ich dazu auch etwas schreiben. Unsere Tochter Alina (23+1)wurde im Dezember 2000 geboren. Sie geht seit Januar in den Kindergarten, die Frühgeburtlichkeit ist ihr (abgesehen vom Gewicht) in keinster Weise anzumerken. Wir wissen, wie viel Glück wir hatten! Die Wahrscheinlichkeit, dass es so gut ausgeht, dürfte bei etwa 10% liegen. Oder anders herum formuliert: Etwa 90 % der Kinder versterben oder haben unterschiedliche Grade der Behinderung. Aber ist dieses ein Grund, alle Kinder in diesem Entwicklungsalter ohne Prüfung des Einzelfalles versterben zu lassen? NEIN! Bisher habe ich immer auf Länder wie Holland, Dänemark oder die Schweiz geschimpft, die schon genau dieses tun. Ich bin entsetzt, wie weit diese Ansichten auch bei uns schon verbreitet sind. Ich schicke gerne jedem Arzt, der so denkt, Fotos von Alina. Die kann er sich dann an die Wand pinnen. Unterschrift: "Hätte ich dich sterben lassen?" Und ich nehme gerne von jedem, der über die Übernahme von Behandlungskosten zu entscheiden hat, ein eigenes Kind eine Woche in Pflege. Auf das leere Bett kommt ein Zettel:"Deine Behandlung war uns leider zu teuer". BITTE PRÜFT IMMER DEN EINZELFALL!!! Andrea mit Alina (23+1, am Leben Dank Ärzten, die den Einzelfall prüfen und auch ohne ausdrückliche Aufforderung behandeln) http://alinakathrin.gmxhome.de


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Ich freue mich bzw. bin erleichtert über solche Meinungsäußerungen, zumal wenn sie auch noch durch Beispiele hinterlegt sind. Aus dem Alltag heraus habe ich aber eher das Gefühl, dass die Mehrheit der Eltern unsere Anstregungen bei den ganz kleinen Frühgeborenen(< 25 SSW)skeptisch sieht. Die Aussage: "Ich will auf keinen Fall ein behindertes Kind" ist nicht zu selten, gerade auch bei Eltern mit hinreichend mediznischem Wissen. Man tut sich als Arzt sehr schwer, bei minimalen Chancen gegen den Willen der Eltern zu entscheiden, da ja letztlich das Kind ohne die Entscheidung mittragende Eltern langfristig chancenlos ist. Dass die Sparmaßnahmen im Gesundheiutswesen eine große Gefahr darstellen, glaube ich derzeit eher nicht, weil der Anteil für Kinder am Gesamtgsundheitsbudget ja doch sehr gering ist.


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