Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

'hat noch Zeit' oder doch lieber fördern?

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: 'hat noch Zeit' oder doch lieber fördern?

Mitglied inaktiv

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Hallo Professor Jorch, nach einer turbulenten 2. Schwangerschaft bekam ich meine Tochter bei 34+0 (1.750g, 42 cm) nachdem ich sie bereits 10 Wochen im KH 'ausgebrütet' habe! =) Ein toller Abschluss nach einer aufregenden und Sorgenvollen Zeit. Nun ist es so, dass sie korr. 8 Monate alt ist und ausser 'sich drehen' nichts macht. Ich bin wirklich eine entspannte und geduldige Frühchenmutter, da meine 1. Tochter aus der 27. Woche ist, KG und Arzttermine ohne Ende hatte und man ihr aber jetzt, 3 Jahre später die Frühgeburt überhaupt nicht mehr anmerkt. =) Ich habe nur etwas Angst, dass ich bei meiner 2. Tochter etwas 'verpasse'. Wir haben diesmal keine KG - keine Frühchensprechstunde, dass ist toll, aber ich habe dieses Mal die Entwicklung (hat sie Defizite, oder ist alles im Rahmen?) nicht im Blick. Über eine kurze Einschätzung würde ich mich freuen. Alles Gute für das Jahr 2010 und vielen Dank, für Ihre so wichtige Arbeit hier im Forum!


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Die nächsten grobmotorischen Schritte nach Drehen von Bauch auf den Rücken und umgekehrt (4-7 Monate) sind ja Robben (6-9), Sitzen (7-10), Stehen (9-13), Krabbeln (10-15 oder auch garnicht) und Laufen (10-17). Wenn Ihre Tochter den nächsten Schritt mit 8 Monaten noch nicht erreicht hat, wäre das also nicht automatisch "krankhaft". Ferner ist die Beachtung der grobmotorischen "Meilensteine" ja nur ein kleines Segment der neurologischen Beurteilung eines Kindes. Ich will damit sagen, dass Ihre Beschreibung durchaus noch einem völlig normalen Verlauf entsprechen kann, aber auch ein Hinweis auf eine neurologische Störung sein kann. Es gibt ja nicht nur die Folgen der Frühgeburtlichkeit, sondern eine Vielzahl von anderen Entwicklungstörungen, die auch mal ein Frühchen betreffen können. Da diese Entwicklungsstörugen aber in der Regel nicht kausal behandelt werden können, verpaßt man meistens nichts, wenn man den Verlauf abwartet. Krankengymnastik sollte nie ungezielt erfolgen, sondern immer nur unter einer neurologischen Diagnose. auch wenn es nur eine vorläufige Arbeitsdiagnose ist. Mein Rat: Noch 2 Monate abwarten, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die nächsten Entwicklungsschritte jetzt bald kommen, insbesondere dann, wenn andere Hinweise auf neurologische Fehlentwicklungen fehlen (Spastik, Störungen der Handmotorik, Wahrnehmung, Lautäußerung). Bei Ausbleiben von Robben oder Sitzen dann zunächst neurologische (neuropädiatrische) Diagnostik und nicht einfach ungezielte Physiotherapie. Berichten Sie doch bitte über den weiteren Verlauf.


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank Professor Jorch, ich werde auf jeden Fall einen 'Bericht' in ca. 2 Monaten geben! :o) Sie haben mir Mut gemacht, erstmal noch abzuwarten und meine Tochter nicht allzu kritisch zu beäugen. Vielen Dank!


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