Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Gluten

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Gluten

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Hallo Herr Jorch, meine Tochter wurde im Mai geboren, SSW 33+5. Sie war 45cmm groß und wog 2330g, bei der U4 hatte sie 61cm und wiegt 6360g. Bisher stille ich sie voll und will das auch weiter machen bis sie eigentlich 6 Monate wäre. Meine Frage, die ich mir erst nach der U4 gestellt habe: Wenn ich im 2.Lebenshalbjahr mit Beikost beginne, was muß ich in Bezug auf Gluten beachten? Mein Vater hat Zöliakie. Bei ihm entwickelte sich das aber erst mit ca.50 Jahren, mit Mitte 50 wurde dann die Diagnose gestellt. Meine Geschwister und ich haben (bisher) keine Probleme. Ich habe 2 verschiedene Stellungnahmen gelesen: 1. Kein Gluten im ersten Lebensjahr. 2. Ruhig im 2.Halbjahr glutenhaltige Lebensmittel geben, bei Beschwerden kann so schnell eine Diagnose gestellt werden. Vielen Dank für eine Antwort im voraus, und vielen Dank für das Engagement in diesem Forum. Viele Grüße, Lulisa


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Das genetische Risiko für eine Zöliakie liegt bei Ihrem Kind deutlich unter 10 %. Ob es besteht, könnte man mit etwa 90 %igen Sicherheit mit einer (teuren)genetsichen Unetrsuchung herausfinden (Blutentnahme und Bestimmung der Genmarker HLA-DQ 2+8). Sicherer und preiswerter ist die Bestimmung von Antikörpern gegen tTG, evtl. zusätzlich auch EMA und Gliadin im Blut. Bei dieser Diagnostik gibt es nur 2 Einschränkungen hinsichtlich der Aussagekraft: 1. Angeborener oder erworbener IgA-Mangel (deshalb sicherheitshalber IgA mitbestimmen)und 2. noch keine Konfrontation mit Gluten (deshalb nach Beginn der Fütterung glutenhaltiger Nahrung Diagnostik evtl. wiederholen). Festzuhalten ist aber, dass Sie eine Zöliakie (Manifestation der genetischen Belastung) VOR Glutenbelastung nicht mit 100%iger Sicherheit auschließen oder beweisen können, weil letztlich doch eine Dünndarmbiopsie NACH Glutenbelastung für die Diagnose erforderlich ist. Deshalb würde ich Ihnen empfehlen, 1. mit der Glutenbelastung ruhig noch ein paar Monate zu warten, da es Hinweise gibt, dass eine frühe Glutenbelastung ein bestehendes genetisches Risiko eher und schwerer zum Vorschein bringt und getreidehaltige Beikost im 2. Lebenshalbjahr nicht unbedingt erforderlich ist 2. 2 Monate nach Beginn der Einführung von Getreide in die Beikost IgA + tTG-AK bestimmen zu lassen, um eine Zöliakie mit 97%iger Sicherheit auszuschließen.


Mitglied inaktiv

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Liebe Lulisa, ergänzend zu den Ausführungen von Prof. Jorch möchte ich folgende Information geben: Nach neuesten Studien (vor allem aus Skandinavien) wird empfohlen gerade "genetisch vorbelasteten" Babies ab dem 4.-6. Monat in geringen Mengen Gluten zu geben, vorausgesetzt es wird weiter gestillt. Dies sei die beste Methode um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Für genauere Beratung empfehle ich die Deutsche Zöliakiegesellschaft www.dzg-online.de. Die sind auf dem besten Wissenstand. Meine Tochter (4 Jahre) hat vermutlich Zöliakie. Eine Diagnose war nicht möglich, da sie schon die Diät machte als wir endlich einen Arzt fanden, der das Problem ernst nahm. Herzliche Grüße Larissa


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