Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

GDM und Ikterus (etwas lang geraten...sorry)

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: GDM und Ikterus (etwas lang geraten...sorry)

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Hallo Dr. Jorch! Ich habe in beiden Schwangerschaften einen GDM gehabt, in der 2. war es so, dass ich ab der 30.SSW 4 x tgl. Insulin spritzen mußte. Trotz mehrmaliger Erhöhung der Einheiten wuchs der Kleine ab der 35. SSW zu schnell, beim US in der 37. SSW und einem ATD von 123 mm und einem gesch. gewicht von 3700 g wurde entschlossen, die Geburt nicht erst eine Woche vor ET einzuleiten, sondern sofort. Die Geburt am 10.12.00 dauerte 20 Stunden (mit Gel, Tropf, PDA) und Elias hatte trotzdem einen Apgar von 9/10/10, wog 3600 g/53 cm. Also rein äußerlich und auch von der SSW (37+4) kein Frühchen mehr. Am 1. und 2. Lebenstag wurden BZ- und Bilitests gemacht, ab dem 2. Tag mußte er unter die "Lampe", weil sein Bili auf 23 angestiegen war. Er wurde geschlagene 17 Tage bestrahlt, 12 Stunden Dauerbestrahlung, sein Wert sank mit der Bestrahlung meist auf ca. 17 und stieg nach einigen Stunden wieder auf über 21 an, so ging das Tag ein , Tag aus, ein sehr zermürbener Zustand. Erst nach knapp 4 Wochen lag sein Biliwert unter 16. Die Ärzte dort (es war ein großes KH mit Neonatologie - AK Barmbek in Hamburg) wußten keine Erklärung für den langandauernden Ikterus, eine Blutgruppenunverträglichkeit haben sie ausgeschlossen (beide Rh-pos., ich Gruppe 0, er Gruppe B). Elias entwickelte sich schlecht, zu langsam, bei der U 4 stellte man eine Retardierung und Hypotonie fest, außerdem hörte er scheinbar nicht richtig. BERA und OAE waren unauffällig, bzw. der erste OAE-Test war nicht gut, weil er mit 4 Monaten Paukenergüsse hatte, die wohl schon einige Zeit bestanden. Er brabbelte nicht, schrie nicht, weinte nur leise und jämmerlich, lag nur in Fechterstellung auf dem Boden, wir bekamen KG nach Vojta. Als er mit 4.5 Monaten mit Rotavirus und Pneumonie ins KH mußte, bekam er seinen ersten Neurodermitis-Schub. Auch dort fiel sein ruhiges Verhalten auf, selbst da weinte er nicht, reagierte nicht auf das Schreien der anderen Babys, die nochmal wiederholte BERA war wieder unauffällig. Bei der U 5 mit 6 Monaten wurde im UHeft mit der Kennziffer 17 eine cerebrale bewegungsstörung als gesichert eingetragen, wieder hypoton, nun sollte eine neuropädiatrische Untersuchung ind er Uniklinik Lübeck erfolgen. Heute ist er 7.5 Monate und ich habe das Gefühl, er ist "erwacht"! Seit zwei Wochen bewegt er sich, dreht sich, robbt und versucht in den Vierfüßlerstand zu gehen, er brabbelt und brüllt, seine Haut hat sich seitem SEHR verbessert, kein Kortison mehr! Für mich und die Kinderärztin ist es, als wäre es ein anderes Baby! Nun meine Fragen: Inwieweit kann der Diabetes eine Rolle spielen bezüglich Ikterus und motorische Entwicklung? Sehen Sie es auch so wie meine Kinderärztin, dass Elias zwar rein gewichts - und SSW-technisch kein Frühchen mehr war, aber im "Inneren" schon? Dass er noch nicht reif genug war und daher sein verlängerter hartnäckiger Ikterus kam? Was gibt es noch für Gründe für dieses ruhige, retardierte verhalten in den ersten Monaten? Halten Sie es für sinnvoll, auch trotz seines Entwicklungsschubes eine neurologische Untersuchung zu veranlassen? Was gibt es für Gründe für den Ikterus und ab welchem Biliwert kann ein Kernikterus entstehen? Welche Symptome zeigt dieser? Hypotonie? Puuuh, das war ein halber Roman, aber ich mußte es loswerden, weil es mich immer noch belastet und ich mir oft den Kopf zerbreche, woran es lag, dass er diese vielen Probleme hatte. Meine Tochter, 2.5 Jahre, hat all das nicht gehabt, auch bei ihr hatte ich Diabetes, allerdings nicht insulinpflichtig, die Geburt war in der 41. SSW spontan und sie war unauffällig in den ersten Wochen und Monaten. Ich danke Ihnen schon im Voraus für eine Antwort, vielleicht können Sie mir einiges erklären und Licht in mein persönliches Dunkel bringen. Viele Grüße Nina


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Mal schauen, wieweit ich Ihnen helfen kann: GDM + Ikterus: GDM und "Fast-Frühgeburt und schwere Geburt" sind drei gewichtige Faktoren für einen langandauernden Ikterus, der lästig aber nicht gefährlich ist, solange die Biligrenzwerte nicht bzw. nicht über längere Zeit überschritten werden. Entwicklungsretardierung + Ikterus/Frühgeburt/Diabetes: GDM-Kinder reifen langsamer und sind "innerlich" unreifer als berechnet. Somit entsprach Elias etwa einem Frühgeborenen von 35 SSW. Es ist möglich wenngleich nicht sicher, daß alle drei Faktoren in der Tat die zunächst bestehende Entwicklungsverzögerung verursacht haben. Wenn Elias jetzt einen Schub nach vorn macht, ist es berechtigt, den weiteren Verlauf zunächst abzuwarten und die geplante neuropädiatrische Untersuchung um 3 Monate zu verschieben.


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