Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Gallen bzw. Lebererkrankung bei Minifrühchen

Frage: Gallen bzw. Lebererkrankung bei Minifrühchen

Mitglied inaktiv

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Hallo, von unserem Frühchen habe ich bereits im Forum berichtet. Lilian, bei der Geburt nur 365 gramm schwer, wiegt inzwischen 1030 gramm. Den Ärzten nach, wäre es wünschenswert, wenn sie schon erheblich mehr zugenommen hat. Woran kann es liegen, dass das nicht so ist. Wie schwer sollte Sie Ihrer Ansicht nach inzwischen sein ? Geboren wurde sie am 7.4.2004. Sie ist entwicklungsgemäß ansonsten gesund, allerdings ist ihre Haut recht dunkel gefärbt und ihre Leberwerte sind nicht optimal und die Gallenflüssigkeit ist etwas eingedickt. Angeblich soll das an der langwährenden venösen Ernährung unmittelbar nach der Geburt liegen können. Ursprünglich war der Bilirubinwert etwas zu hoch, ist aber inzwischen wieder zurückgegangen, nun aber sollen andere Leberspezifische Werte zu hoch sein. Weil die Ärzte uns erstens nicht unnötig beunruhigen wollen und zweitens davon ausgehen, dass sich dass alles "auswächst" und z.Zt. selbst noch nicht sagen können, in welche Richtung es geht, sagen sie uns nichts genaueres. Allerdings ist in diesem Zusammenhang das Wort "Mukoviszidose" gefallen, was mich nun sehr beunruhigt. Leider sehe ich den Arzt selbst viel zu selten um nachzufragen und meine Frau ist mit der Versorgung der Kleinen und Känguruhen vollauf beschäftigt. Mich würde nun Ihre Meinung hierzu sehr interessieren. Grundsätzlich vertraue ich aber dem behandelnden Arzt vollauf, ich möchte aber mal eine zweite Meinung evtl. aufgrund eigener Erfahrungen haben. Danke!


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Die Befunde und Symptome, die Sie beschreiben, sprechen für das Vorliegen einer Lebererkrankung, die bei Frühgeborenen auftritt, die lange teilweise oder vollständig über Infusionen ernährt werden mußten (sogenannte TPE-Hepatopathie). Sie kann am besten verhütet und behandelt werden durch möglichst frühzeitige Ernährung über den Darm. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung aus, wenngleich dies Wochen oder - wie in Ihrem Falle - auch Monate dauern kann. Diese Kinder gedeihen wegen der lange gestörten Leberfunktion meistens schlecht. In Einzelfällen sind diese Kinder bedroht durch Infektionen aufgrund ihrer Gedeihstörung oder die Entwicklung einer Leberzirrhose. Als ursächliche Faktoren für eine solche Lebererkrankung gelten: - die Unreife bei der Geburt - der verminderte Gallefluß bei inaktivem Darm - vom Darm ausgehende Infektionen der Leber und der Gallenwege - Überlastung der Leber durch Kohlenhydrate (weniger Einweiße und Fette) in der Infusionslösung - Minderdurchblutung der Leber bei allgemeinen Kreislaufstörungen Vor einigen Jahren wurde außerdem die PVC-Belastung als möglicher Risikofaktor diskutiert und als Folge dieser Diskussion die Verwendung von Kathetern aus anderem Material empfohlen und in den Kliniken umgesetzt. Ob das verminderte Gedeihen bei Ihrem Kind nur mit dieser Hepatopathie zusammenhängt oder auch veranlagungsbedingt ist, kann ich von hier nicht beurteilen. Auch ohne Hepatopathie zeigen eine Reihe von derart untergewichtig geborenen Frühchen nämlich ein vermindertes Wachstum. Die derzeit angezeigten Maßnahmen sind angemessene Fütterung von Milch und Überwachung der Leberfunktion. Beides scheint ja bei Ihrem Kind zu erfolgen.


Mitglied inaktiv

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nachstehenden Beitrag zu meinem Eingangsthema hab ich heut zufällig auf der Homepage vom Greenpeace Magazin gefunden: GPM 3/01 - In Baby-Spielzeug wurden gefährliche PVC-Weichmacher schon verboten. In Kliniken gefährden sie laut einer Studie von Mannheimer Medizinern weiterhin Patienten: als Bestandteil von PVC-Infusionsschläuchen, -Spritzen, -Blutbeuteln und -Beatmungsmasken. Vor allem bei Frühchen auf Neugeborenen-Intensivstationen, die künstlich beatmet oder ernährt werden, gerät häufig der Stoffwechsel der Leber aus dem Ruder, schwere Organschäden drohen. Bislang gingen die Ärzte davon aus, das die unreife Leber die hoch konzentrierte Zufuhr von Nährstoffen über die Vene noch nicht verkraftet. Die Mannheimer Forscher hingegen halten den Weichmacher DEHP (Di-2-ethylhexylphthalat) für den Auslöser, der aus den Schläuchen ausgeschwemmt und direkt ins Blut transportiert würde. Studienleiter Stefan Loff: „Die DEHP-Belastungen der Frühchen liegen um das Tausendfache über der Durchschnittsbelastung Erwachsener.“ Die Experten empfehlen, PVC-Schläuche so schnell wie möglich zu verbieten. Alternativen aus Polyethylen oder Polyolefinen seien bei vielen Medizin-Produkten verfügbar — den Kliniken jedoch zu teuer


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