Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Frühchen in der SSW 27+1 / Morphingabe

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Frühchen in der SSW 27+1 / Morphingabe

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Guten Morgen! Ich habe zur Zeit echt ein riesiges Problem! Wir haben vor sechs Wochen ein Baby in der 27+1 SSW bekommen mit einem Geburtsgewicht von nur 540 Gramm. (Jetzt 700 Gramm) Am Anfang lief alles sehr gut und der Kleine atmete "nur" mit einem CPAP. Allerdings drückte dieser zuviel Luft in den Bauch, so daß unser Wurm ständig gebläht war und dann auch anfing, Apnoen zu bekommen. Daraufhin wurde von den Ärzten beschlossen, ihn voll zu beatmen. Allerdings hat er stark dagegen angekämpft und wurde für 10 Tage sediert!!! Dann hat er sich die Beatmung endlich gefallen lassen und es ging ihm auch sehr gut! Am Wochenende wurde jetzt ein Röntgenbild der Lunge gemacht, das eher unauffällig war, allerdings war seine Magenblase und der Darm wieder stark mit Luft gefüllt! Ein Leck hätte er angeblich keines in der Beatmung, aber man müsse ihn wieder sedieren, um ihn richtig beatmen zu können. Während der Untersuchungen stieg der Sauerstoffbedarf plötzlich auf 94 % um eine 89-er Sättigung zu erhalten!!!!!!!!! (Für drei Stunden) Als der Oberarzt dazukam, drehte er ein wenig an der Geräten und plötzlich wurde "nur noch" 60 % Sauerstoff gebraucht, wobei man aber auch sagen muß, daß unser Wurm sonst immer zwischen 21 und 25 % gelegen hat!? Als wir dann gestern abend das Krankenhaus verließen, ging es ihm soweit wieder gut und wir waren etwas beruhigt. Vorm zu Bett gehen habe ich dann aber noch mal auf der Intensiv angerufen und bekam beinahe einen Schock: Jaja, es ginge ihm wieder besser, Sauerstoff bei 30% mit 94 Sättigung, allerdings hätte man ihm ja MORPHIN geben müssen und er bräuchte jetzt einen Blasenkatheter!!! Nun zu meiner Frage: 1. Morphin ist doch ein Schmerzmittel! Warum nimmt man soetwas bei so einem kleinen Baby zum Sedieren? 2.Das Atemzentrum wird doch durch Morphin gehemmt! Kann das bei so einem hohen Sauerstoffbedarf gut sein? 3.Durch Morphin kommt es doch ständig zu Verstopfung und Harnretation! Wird hier nicht das eigentliche Problem noch verstärkt? 4.Morphin dämpft das Hustenzentrum! Wie soll unser Wurm da seinen Schleim in der Lunge abhusten? 5.Nicht zu vergessen: Was ist mit der Gefahr von Bradykardie? Bei "normalen" Säuglingen kann ein Morphiumgehalt von 1% doch schon tödlich sein, oder? Ich vertraue diesen Ärzten in der Klinik wirklich nicht mehr! Sehr oft habe ich bei Gesprächen mit den Oberärzten wirklich das Gefühl, sie wissen eigentlich gar nicht, was sie tun! Oft bekommt man auch als Antwort: Tja, ganz ehrlich, das weiß ich jetzt auch nicht so genau! Jetzt warten wir eben mal ab!" Das kann doch nicht deren Ernst sein! Vielleicht können Sie uns etwas helfen, denn ich befürchte echt, bald durchzudrehen! Vielen Dank schon Mal Dany


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Ja, wenn man im Beipackzettel oder sonstwo die Nebenwirkungen von Morphin liest, bekommt man es wirklich mit der Angst. Trotzdem ist Morphin unter den gegebenen Umständen (Beatmung) wahrscheinlich die beste Lösung. Es nimmt Atemnot (dadurch kein Ankämpfen gegen die Maschine) und reduziert den Streß (Streßhormone verschlechtern das Wachstum) ohne den Kreislauf zu beeinträchtigen, der für die Sauerstoffversorgung des Gehirn wichtig ist. Die Verminderung des Atemantriebes und des Hustenreflexes sind unter Beatmung ja eher erwünscht, zumal beides durch die maschine und durcvh Absaugen ersetzt wir . Sedativa hätten mehr Nebenwirkungen und würden den Grund für Unruhe (Atemnot und Schmerzen) nicht. Bradykardien treten eigentlich nur bei Überdosierung auf. Die entscheidenden Nebenwirkungen sind die Harnverhaltung und die Verstopfung, so daß Vor- und Nachteile von Morphin auch unter Beatmung jeweils abgewogen werden müssen. Der Verlauf Ihres Kindes ist nicht ungewöhnlich. Es hat offensichtlich anfangs keinen Surfactantmangel gehabt und konnte deshalb spontan atmen. Die Lunge war aber trotzdem strukturell unreif und deshalb auf die Dauer nicht in der Lage spontan zu atmen. Die Schwankungen im Sauerstoffbedarf können auch damit zusammenhängen, daß der Lungengefäßwiderstand sehr schwankt und sehr unterschiedliche Blutmengen von der rechten auf die linke Herzseite durch die offenen Blutwege gelangen. Viel Medizin, aber Sie scheinen ja interessiert und belesen. Diskutieren Sie ruhig mit den Ärzten. Meine Grundregel ist, daß man eigentlich alles einem Nichtmediziner so erklären kann so daß er es vesteht.


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Heute abend geht es unserem Wurm zum Glück schon wieder viel besser und er braucht wieder nur 23% Stoff um eine 95-er Sättigung zu erreichen! (Peep bei 4,7 und 20 mbar Druck) Hoffentlich geht es so weiter! Gestern wurde er auf Grund seiner instabilen Lage nicht gewogen, was aber heute abend nachgeholt wurde: Er hat jetzt von Samstag auf Heute (2 Tage) von 700 auf 780 Gramm zugenommen, wobei man bestimmt von 20 Gramm Wasser ausgehen muß! Aber auch bei dieser "Vermutung" würde dann noch eine Zunahme von 60 Gramm in zwei Tagen vorliegen. Innerhalb von 7 Tagen ist er auch von 32 auf 34,5 cm gewachsen! Ich vermute ja, daß ihm das auch zu schaffen macht! Drücken Sie uns doch auch ein wenig die Daumen, daß wir unseren kleinen Mann so schnell wie möglich gesund mit nach Hause nehmen dürfen! Und noch Mal vielen Dank für Ihre Rückantwort! Manchmal hilft es einfach, jemanden zu befragen, der nicht direkt mit dem Kind konfrontiert ist! Und Ihre Antworten, welche ich bisher in diesem Forum gelesen habe, erscheinen mir sehr kompetent! Danke nochmal! Daniela


Mitglied inaktiv

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Hallo Daniela! Laßt euch nicht unterkriegen von den Ärzten (und Schwestern)!!! Glaubt an euren Sohn und schenkt im viel Liebe, seit immer da für ihn, das gibt ihm die Kraftdas alles gut zu überstehen. Ich hatte auch ein Frühchen in der SSW 24+3 mit 585 Gramm. Heute ist meine kleine Maus 16 Monate, Kerngesund und Rotzfrech. Ich kann Dir Nachempfinden,manchmal weiß man wirklich nicht mehr, wen man alles Vertrauen kann und wen nicht. Verliere nie den Mut !!!! Es geht immer ein Schritt vorwärts und zwei zurück. Viel Glück, ich drück euch die Daumen!! Gruß Nicki PS. würde mich auf eine Rückmail freuen.


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