Mitglied inaktiv
Woran machen sie es fest, ob sie ein extremes Frühgeborenes intensivbehandeln? Ich finde ihre Einstellung zu diesem Thema übrigens sehr gut, doch leider habe ich mit einer Neonatologin hier in der Uni andere Erfahrungen gemacht. Auf die Frage hin, ob man bei absehbaren schweren Behinderungen die Therapie abbrechen würde, haben wir die Antwort bekommen: Das können wir nicht, da dann das Kind womöglich noch schwerer geschädigt würde und trotzdem überleben könnte. Sie sagte uns sogar, daß selbst Kinder, die unter der 24.Woche vital geboren werden, am Leben erhalten werden müssen. Wer zieht hier eigentlich die Grenze? Gibt es keine Gesetze dazu? Ich finde es unglaublich, daß man Leben um jeden Preis erhält-egal mit welchen Konsequenzen- und die Eltern nach der Geburt eines extremen Frühchens keine Interventionsmöglichkeit haben. Was meinen sie dazu? Hat jeder Neonatologe seine eigene Ethik und setzt diese in die Tat um?
Das Thema ist schwierig und wird nicht einheitlich diskutiert. Letztlich geht es um 2 Fragen: 1. Welchen Willen hat (vermutlich) der Patient? 2. Wer kann das am besten beurteilen? Es besteht Einigkeit in Deutschland, daß die Tötung eines Patienten -auch bei sehr schlechter Prognose - Unrecht ist (juristisch und ethisch). Es besteht auch Einigkeit darin, daß Leid vom Patienten ferngehalten werden muß. Es besteht keine Einigkeit darin, inwieweit eine Intensivtherapie, die qualvoll ist und nur minimale Erfolgsaussichten hat, erlaubt bzw. geboten ist. Es besteht auch keine Einigkeit darin, ob der Elternwille oder die Einschätzung des Arztes bedeutsamer sind. Jedenfalls hat unsere Fachgesellschaft sich vor einigen Jahren festgelegt, daß die Entscheidung zur lebenserhaltenden Behandlung von FG unter 24 SSW nur in enger Absprache mit den Eltern getroffen werden sollte. In anderen Ländern (Schweiz, Niederlande) liegt diese Grenze 1 bzw. 2 Wochen höher.
Mitglied inaktiv
Hallo nochmals, ich kann Dir sagen wie es bei uns damals abgelaufen ist, Ellert ist vor 5 jahren in der 24SSW geboren, damals hat man uns erklärt erst ab 25 vollendeten SSW rät man zur Intensivbehandlung und macht Sectio. Vorher nur auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern. Man hat uns statistische Daten gegeben, dass quasi ein gesundes Kind ein Wunder wäre und die Chancen weniger als 50 % wären. Wir haben uns für eine Intensivtherapioe entschieden, die Sectio erfolgte auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin ! dagmar
Mitglied inaktiv
Hallo Dagmar! Leider schreibst Du nicht wie es fünf Jahre später aussieht, aber ich verstehe Du würdest es jederzeit wieder tun lassen ? Dein Kind hat keine schweren Schäden davongetragen ?
Mitglied inaktiv
Hallo Sigrid, ich weiss nicht so recht, wie Du das meinst. Ellert ist 5 1/2 und kann weder laufen noch reden noch sitzen oder eben Dinge, die gleichaltrige tun können. Er hat neben den körperlichen Problemen autistische Züge, die eine wirkliche Kommunikation unmöglich machen. Dennoch oder vielelicht gerade darum ist er ein ser glücklicher kleiner Mann der in seinem Rahmen allerlei Unsinn macht. Wir lieben ihn so wie er ist. Den Schritt haben wir noch nie bereut auch wenn seither unser Leben anders geworden ist. Wir haben sogar den Schritt gewagt noch ein Kind nach ihm zu bekommen immer in der Sorge, es könne wieder so kommen, und wir hätten immer wieder so entschieden. ABER: jeder muss diese Entscheidung für sich treffen und da die Wochen immer mehr nach unten gehen wird es immer mehr Kinder geben , die nicht überleben wie man sie sich erträumt hat. In der Presse hörst Du halt immer nur die gesunden Kinder und darauf hofft man selbst auch. Dagmar www.mini-ellert.de
Mitglied inaktiv
Hallo Apollo, ich kann Dir aus meiner persönlichen Perspektive sagen, dass die Eltern bis zu einem gewissen Grad sehr wohl eine Entscheidungsmöglichkeit haben. Nämlich in der Wahl der Klinik. Ich kam in der 22. SSW ins Krankenhaus mit placenta praevia totalis und Blutungen. Die Klinik in der ich in den ersten Wochen lag, hatte keine Kinderintensivstation und damit auch keine Möglichkeit, ein so kleines Frühchen zu versorgen. Die Kinderärzte sagten uns in einem sehr langen und einfühlsam geführten Gespräch, dass sie vor Ort nichts tun können. Sie würden uns empfehlen, irgendwann (den Zeitpunkt sollten wir uns selber überlegen) das Baby, am besten im Mutterleib, in eine Klinik mit angeschlossener Pädiatrie zu verlegen. Diesen Transport von Mama mit Baby im Bauch haben wir vier Wochen später vorgenommen, also in der 26. SSW. Gott sei Dank hat es dann noch mal 8 Wochen gedauert, bis mein Sohn tatsächlich auf die Welt kam. Ich möchte nur ausdrücklich betonen, dass die Wahl der Klinik von den Eltern sehr bewusst getroffen werden kann und sollte. Die Ärzte in der Klinik verstehen dann die Hintergründe Deiner Wahl und werden entsprechend handeln. Ich bin mir sicher, dass die Eltern mit der Entscheidung, ob, wann und wie lange lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen werden sollen, überfordert sind. Viele Grüße, Rebecca
Mitglied inaktiv
ll
Mitglied inaktiv
Unsere Erfahrungen mit der Uni Klinik Bonn sind äußerst schlecht. Wir wurden nach Einlieferung in ssw 23/2 in der dortigen Frauenklinik nicht gefragt ob wir einer intensivmedizinischen Behandlung in diesem Stadium zustimmen. es fand keine Aufklärung statt. Wir haben dann von uns gesagt, daß wir in so frühen Stadium einer solchen Behandlung nicht zustimmen. Die Zwillinge sind dann trotzdem in ssw 23/5 gegen unseren Willen behandelt worden. Zwei Tage später nach schweren Hirnblutungen bei beiden Kindern haben wir die Ärzte nochmals schriftlich aufgefordert die Behandlungen abzubrechen. Nachdem Operationen erforderlich waren (Hydrocephalus; NEC)haben wir unsere Zustimmung zunächst verweigert. Nachdem der Chefarzt eine gerichtliche Klärung angestrebt hat haben wir dennoch zugestimmt. Unser Sohn ist gestorben, die Tochter behindert.Es gibt Kliniken, wo der Willen der Eltern keine Bedeutung hat und wo völlig verantwortungslos mit der Zukunft von Familien umgegangen wird. Dies muß man sich immer vor Augen halten, falls man in so eine Situation kommt.
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