Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Listeriosetestung

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

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Frage: Listeriosetestung

petitemimi

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Sehr geehrter Herr Prof. Costa, ich bin aktuell in der 33. Schwangerschaftswoche, bisher ist alles super verlaufen und während der letzten Wochen haben mir ihre Antworten auf Fragen anderer Forenmitglieder schon oft geholfen. Nun ist mir leider selbst ein Missgeschick beim Essen passiert, auf das ich keine eindeutige Antwort finde. Wir waren am Sonntagabend bei Freunden und haben dort zu Abend gegessen. Ich habe u.a. eine halbe Scheibe Käse (Tilsiter aus einem abgepackten Käseaufschnitt von Gut&Günstig) gegessen, bei der ich schon beim Essen dachte, dass es irgendwie scharf schmeckt. Ich hab mich aber nicht getraut, etwas zu sagen. Als ich dann auf die Rückseite der Packung geschaut hab, hab ich gesehen, dass der Käse schon seit 6 Monaten abgelaufen war! Das MHD war Mitte Februar (!) 2024. Es war den Freunden dann auch sichtlich unangenehm, der Käse muss wohl im Kühlschrank irgendwo ganz unten geschlummert haben... Die Packung wurde von den Freunden erst am Vortag geöffnet.    Ich bin gestern Früh dann zu meiner  Frauenärztin gegangen, weil ich mir natürlich Sorgen wg Listeriose mache... Es war kein Rohmilchkäse, allerdings habe ich vom Bundesinstitut für Risikobewertung eine Info gefunden, dass Hersteller ja nur verpflichtet sind, eine Listerien-Keimzahlbelastung unterhalb einer bestimmten Grenze (weniger als 100 Keime pro Gramm) einzuhalten. In den über 6 Monaten, die dieser Käse im Kühlschrank lag, können sich dort somit doch Listerien auch deutlich weiter vermehrt haben, oder?! Es wird ja nicht umsonst auch geraten, abgepackte Aufschnittprodukte schnell zu verbrauchen. https://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps-schutz-vor-lebensmittelinfektionen-mit-listerien.pdf Meine Gynäkologin hat gestern dann mit einem Mikrobiologen aus ihrem zuständigen Labor gesprochen, dieser empfahl "als psychologische Maßnahme" eine Stuhlprobe und einen vaginalen Abstrich sowie eine Blutprobe untersuchen zu lassen, einmal heute als Ausgangswert und dann nochmal in 14 Tagen. Mich wundert allerdings der Zeitabstand, da die mittlere Inkubationszeit bei schwangerschaftsassoziierter Listeriose beim RKI von 17-67 Tagen (Median 27) angegeben ist. Darf ich Sie bitten, die Situation einzuschätzen? Wie hoch sehen Sie das Risiko, dass ein Käse nach dieser langen Zeit belastet ist? Sind die vorgeschlagenen Untersuchungen aussagekräftig und wenn ja, sollte nochmal zu einem späteren Zeitpunkt (wegen längerer Inkubationszeit bei Schwangerschaft) getestet werden? Ich möchte einfach unseren kleinen Mann nicht verlieren und jetzt alles so richtig wie möglich machen, wenn man schon den Sonntagabend nicht ungeschehen machen kann. Denn auch wenn die Fälle von Listeriose sehr, sehr selten sind, stimm ich dem zu, was ich mal in einem Ihrer Beiträge gelesen hatte: was bringt es mir, wenn auch nur wenige Prozent betroffen sind, wenn ich zu den wenigen Prozent gehören sollte. Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Antwort und Geduld und wünsche Ihnen einen schönen Sommertag! Mimi Deine Schwangerschaftswoche: 33


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

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  Es ist schon richtig, dass diese 6 Monate jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums eine ziemlich lange Zeit ist und alles Mögliche passieren kann. Jedenfalls war der Käse "hinüber", wobei die Wahrscheinlichkeit, dass sich darin Listerien veremehrt haben, zumal in einem Kühlschrank und bei verschlosseneer Packung sehr gering ist. Im Kühlschrank sterben die Listerien nicht ab, aber eine Vermehrung ist deutlich erschwert im Vergleich zu den Temperaturen draußen... Aber ausgeschlossen ist nichts und daher ist eine Suche nach Listerien im Stuhl, in der Vagina und vielleicht im Blut angezeigt. Das mit den "psychologischen Gründen" lassen wir mal beiseite, weil es nicht darum geht, nur Sie zu beruhigen, sondern tatsächlich um die Suche nach Listerien. Denn, wie man weiß, eine Listeriose kann auch ohne Symptome ablaufen.  Sie haben Recht, dass eine Kontrolle nach 14 Tagen wahrscheinlich zu früh ist. Das ist aber kein Problem, Sie können Ihre Frauenärztin bitten, die Kontrolle eben eine Woche später durchzuführen. Sollten Listerien nachgewiesen werden (nach meiner Einschätzung sehr unwahrscheinlich, wohlgemerkt!), kann man sie gut mit Antibiotika "erledigen", keine Angst ! 


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