Elisa M.
Sehr geehrter Prof. Serban-Dan Costa, Ich schätze Ihre Arbeit hier sehr und hoffe, dass meine Frage hier nicht allzusehr aus dem Rahmen fällt. Ich bin zurzeit nicht schwanger, plane allerdings eine Schwangerschaft in den nächsten 1-2 Jahren. Am Arbeitsplatz (molekularbiologisches Labor) habe ich hin und wieder mit Acrylamid (30%) gearbeitet. Zwar habe ich mich an die persönlichen Sicherheitsvorkehrungen gehalten und mir ist keine Exposition bewusst - allerdings liegt mein erster Umgang viele Jahre zurück und ich war damals auch noch sehr unerfahren im Labor, also will ich auch nicht gänzlich ausschließen, dass ich etwas Acrylamid inhaliert oder über die Haut aufgenommen habe. Acrylamid wird unter anderem als Substanz gelistet, die Geburtsfehler hervorrufen kann (https://birthdefectsvictims.com/causes/toxic-substances/), weswegen ich mir jetzt Gedanken mache, ob Acrylamid auch in kleinen Mengen als Keimzellmutagen die Eizellqualität beeinträchtigen kann. Herzlichen Dank für Ihre wunderbare Arbeit!
Ihre Information, dass Acrylamid reproduktionstoxische Effekte hat, also Mutationen der Keimzellen verursachen, ist richtig. Das konnte im Tierversuch gezeigt werden, allerdings waren die Dosierungen sehr hoch, und zwar lagen sie über den Dosen bei denen neurotoxische Wirkungen beobachtet wurden. Mit anderen Worten wird zuerst das periphere Nervensystem angegriffen, was man ganz gut beoabchten kann, bevor es zu Schädigungen der Keimzellen kommt. Diese Neurotoxizität äußert sich durch "Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Müdigkeit, horizontaler Nystagmus, Störungen von Gleichgewicht und Gliedmaßenkoordination" (siehe https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/zur_aktuellen_risikobewertung_von_acrylamid.pdf - eine ganz gute Übersichtsarbeit). In der von mir zitierte Arbeit werden auch Untersuchungen bei Arbeitern erwähnt, die im Tunnelbau tätig waren und relativ hohen Mengen Acrylamid ausgesetzt wurden. Ihre Symptome waren Prickeln und Taubheit an Händen und Füßen, also Anzeichen einer beginnenden peripheren Neuropathie. Wenn Sie also keinerlei Symptome hatten, dürfen Sie davon ausgehen, dass die Mengen an Acrylamid nicht so hoch waren, dass es zu einer Schädigung gekommen ist.