Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wie soll man Besten mit einem trotzdendem Kind umgehen

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wie soll man Besten mit einem trotzdendem Kind umgehen

Anna0585

Hallo, meine Tochter (4 Jahre & 3 Monate) trotzt momentan sehr stark. Es begann vor ca. einem halben Jahr und hat sich bis jetzt gesteigert. Sie hat z. B. früher beim Tischdecken geholfen, jetzt hat sie oft keine Lust mehr. Gestern bei den Kindergartenhausaufgaben (Corona-Hausaufgaben), hat sie 5 Blätter schön durchgearbeitet (dauerte ca. 20 Minuten) danach wollte sie noch eines ausmalen und plötzlich wurde sie trotzig und hat nicht mehr gemalt. Alles Hinreden und Locken mit einer kleinen Süßigkeit half nichts mehr. Ich hab Sie daraufhin noch verpflichtet das Bild zu Ende zu malen, doch ohne Erfolg. Wie soll man in solchen Situationen am Besten reagieren? Einfach aufhöhren, obwohl abgemacht war, dass man eine bestimmte Tätigkeit noch zu Ende bringt? Sie trotz Trotz Verpflichten beim Tischdecken zu helfen? Außerdem ist mir aufgefallen, dass Ihre Frustrationstoleranz in letzter Zeit gesunken ist. Wenn etwas nicht nach ihrem Sinne läuft, reagiert sie bockig und zieht sich zurück. Wie soll man sich da am Besten verhalten? Vielen Dank für Ihre Tips! Anna


Liebe Anna, die Persönlichkeit Ihrer Tochter entwickelt sich, und das nicht immer zur Freude der Eltern. Eigentlich stellen Sie die Frage nach einer Erziehungshaltung, was lässt man durchgehen, wo muß man konsequent sein, was geht gar nicht? Das ist nicht wirklich mit einem Regelwerk zu lösen, sondern, wie gesagt, mit einer Haltung, die zu einem selbst passt. Kinder brauchen sowohl Leitlinien, Hilfskonstruktionen, auch Regeln aber vor allem auch Verständnis und Raum, Eigenes zu entwickeln. Ziel ist ja nicht, dass Ihre Tochter hauptsächlich gehorcht, sondern dass sie eigene Motivationen entwickelt, selbst lernen oder helfen will. Insofern kann ich zu den Beispielen nur sagen, was mir zuerst dazu einfällt. Beim Tischdecken, was ja eine Hilfe sein soll, würde ich sagen "schade, aber vielleicht ja morgen wieder", damit die Freiwilligkeit zum Ausdruck kommt. Nach 20 min. Schularbeiten könnte in diesem Alter eine Pause gut angebracht sein. Da könnte man sagen, "das hast du bisher toll gemacht (würde ich nicht nach 2 min. sagen), den Rest schaffst du nach einer kleinen Pause. Es geht aus meiner Sicht darum, die Eigenmotivation entstehen zu lassen und zu fördern, weniger um gehorchen. Machtkämpfe, die aus solchen Situationen ja oft entstehen, verlieren immer beide (s. Text zum Trotz auf dieser Seite). Ich hoffe, ich konnte Ihnen auch ohne konkrete Tips ein bißchen helfen, solche Situationen gemeinsam zu lösen. Dr.Ludger Nohr


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