Darmstadt1986
Liebe Frau Henkes, ich selbst bin mit Ängsten aufgewachsen und möchte auf keinen Fall, dass das meinen Kindern auch Teile ihrer Kindheit trübt. Daher möchte ich mich mit der Frage an Sie wenden, ob Sie uns den Besuch bei einem Kinderpsychotherapeuten etc. empfehlen, oder ob man damit besser warten sollte und wie man mit der Angst in unserem Fall umgeht: Unser Sohn ist vor gerade 4 geworden und hat eine große Angst vor Monstern entwickelt. Das zeigt sich z.B. in der Situation, dass es ihm nicht genügt, wenn ich am helllichten Tag im Nebenraum bei offener Tür (Verbindung durch Schiebetür zu seinem Zimmer, nur spielt er quasi um die Ecke und sieht mich nicht, hört mich aber) Wäsche lege und er spielt. Manchmal genügt es nicht, dass ich im selben Raum auf dem Boden bin und er im Hochbett. Er ist seit 6 Wochen trocken und nässt teilweise tippelnd vor der Badezimmertür ein, weil wir nicht schnell genug mitgekommen sind und er sonst alleine im Bad hätte sein müssen. Ich bin für die Wahrheit: Es gibt keine Monster. Erkläre ihm das und dass wir nicht so ruhig wären, wenn ein Monster hier wäre. Mein Mann hat zusätzlich zu meiner Erklärung angeboten, ein Monsterspray anzumischen. Nur zur Sicherheit, aber es gebe ja auch gar keine Monster. Diese Variante kennen wir aus dem Erziehungsratgeber "Das gewünschteste Wunschkind", wo man einfach mit Wasser herumspritzt und erklärt, es handele sich um Monsterspray. Eine Stellschraube ist vielleicht das Fernsehen. Es wird bei uns eigentlich nur nach unserer Beurteilung pädagogisch Wertvolles geschaut aus dem Bereich der Öffentlich Rechtlichen (Sendung mit dem Elefanten, Pettersson und Findus), aber auch da machen ihm manchmal schon kleine Verfolgungsjagden zwischen Hund und Katz Angst. Das überträgt er aber nicht in den Alltag. Peppa Wutz ist nochmal anders und im Streaming-Sender...dort hat er stets Angst vor einem Arzt,einem Bären. Peppa Wutz ist aufgrund seiner Angst vor Monstern aktuell gestrichen. Es wird aber auch viel an Disney-Geschichten oder andere Tonies im Kindergarten gelesen und gehört, deren Inhalt wir manchmal nach der Erzählung unseres Sohnes für ihn als zu krass empfinden, darauf aber ja keinen Einfluss haben. Ansonsten ist er ein cleveres, sehr wortgewandtes Kind, das sich schon recht lange z.B. in Lego etc. vertiefen kann und schon lange auch längeren Geschichten folgen kann (hier lesen wir auch nichts mit Monstern). ich hoffe, ich habe die Situation ausreichend und angemessen dargestellt und Sie haben einen guten Rat für uns. Viele Grüße und besten Dank
Guten Tag, die Ängste Ihres Sohnes sind durchaus typisch für Vierjährige. Angst ist eine Ureigenschaft des Menschen. Sie können Ihren Sohn davor nicht bewahren. Es geht in der psychischen Entwicklung darum, den Umgang mit Ängsten und deren Bewältigung zu erlernen. Im Alter Ihres Sohnes spüren Kinder deutlicher als zuvor, dass sie sehr klein und hilflos angesichts möglicher Bedrohungen in der Welt sind. Das löst verständlicherweise Angst aus. Diese wird auf Monster o. ä. verlagert, um die Angst zu konkretisieren. Es hilft recht wenig, einem Kind die Angst ausreden zu wollen. Sinnvoller ist es, einem Kind Möglichkeiten an die Hand zu geben, mit einer Bedrohung umzugehen. So können Sie Ihrem Sohn sehr wohl erklären, dass es keine Monster gibt. Sie können aber gleichzeitig mit ihm besprechen, was er denn tun könnte, wenn ein Monster käme. Wichtig dabei ist, dass Ihr Sohn sich mit Ihrer Hilfe, Strategien überlegen kann, die ihn wirkmächtig machen und so zu Handlungen befähigen. So könnte er ein Monsterspray in seiner Nähe haben, das er selbst bei Bedarf einsetzt. Gemeinsam mit Ihrem Sohn können Sie sicherlich die verschiedensten Ideen entwickeln, damit er sich einer diffusen Bedrohung nicht hilflos ausgesetzt fühlt. Dann könnte er zunächst überlegen, was ein sehr starker Junge im Kiga wohl machen würde. Sie finden in der Kinderliteratur Geschichten, in denen es um Angstbewältigung geht. Manchmal sind es zunächst Tiere, die eine Angst überwinden müssen. Diese Geschichten können Ihrem Sohn Anregungen geben. Mit der weiteren Entwicklung des Selbstgefühls wird Ihr Sohn zu mehr Selbstbewusstsein finden. Damit wächst das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das reduziert Ängste. Für Ihren Sohn ist es wichtig zu erleben, dass Sie seine Ängste verstehen und ihn einfühlsam bei der Angstbewältigung begleiten. Dazu gehört auch, dass Sie ihn vor Ängsten bewahren, die z.B. durch Fernsehen entstehen. Eine Verfolgungsjagd zwischen Hund und Katze kann starke Angst auslösen, die sich nicht im Alltag sondern im Unbewussten auswirkt. Für Ihren Sohn ist es zudem wichtig, dass er sich immer wieder Ihrer körperlichen Nähe versichern kann, wenn eine Angst zu groß wird. Das gibt ihm die nötige Sicherheit. Kindertherapeutische Unterstützung benötigt Ihr Sohn zur Bewältigung dieser Entwicklungsaufgabe nicht. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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