Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Unsichere Bindung?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Unsichere Bindung?

PPIA

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Lieber Herr Nohr, ich nehme jetzt all meinen Mut zusammen. Mein Sohn wird bald 1 Jahr. Nie schreien gelassen, familienbett. Ich bin Hauptbetreuung. Zuerst viel geweint, meine Eltern waren 1x tgl. spazieren, dann auch bei Opa auf Arm. Morgens kümmert sich Papa immer eine Stunde, wenn ich von der Nacht müde bin. Mit 5 Mon. musste ich leider 2 Vormittage zwischen 2 & 4 Stunden zur Arbeit, Betreuung dann vom Papa. Wenn ich heimkomme, freue ich mich so! Er aber schaut er nur kurz zu mir, obwohl mein Mann das Gefühl hat er vermisst&sucht mich. Er krabbelt nicht auf mich zu, ist er aber auf Papas Arm, will er auf meinen. Aber kuschelt sich nicht an mich, sondern dreht sich zum Raum. Immer zeigt er dann aufgeregt lautierend auf verschiedene Gegenstände, nimmt so Kontakt auf, kein Blickkontakt. Der kommt dann erst im Spiel, dies sucht er mit mir. Manchmal will er nach kurzer Zeit stillen. Auch wenn wir auf dem Arm tanzen oder wild spielen, schaut er mich nicht an, aber lacht. Beim Trösten kuschelt er sich nur kurz an, dann streckt er sich immer noch weinend weg. Wenn wir "normal" spielen etc., schaut er mich oft an, lächelt und kommuniziert viel mit mir. Kurz: ich habe das Gefühl, wenn's aufregend wird, weicht er aus :-( Außerdem "flirtet" er gerne mit Fremden, kürzlich im Wartezimmer spielte er zu meinen Füßen mit einer Dame eigeninitiativ guguck.


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Hallo, ich glaube, dafür ist so ein Forum gut. Man kann offene und schwierige Fragen stellen, ohne gleich ganz sichtbar zu werden. Das erleichtert Manches. Also vielen Dank für Ihren Mut. Sie beschreiben einen Säugling an der Grenze zum KK, der eigentlich ziemlich unaufgeregt mit Trennungssituationen umgeht. Das kann bedeuten, dass er sich auch in Ihrer Abwesenheit ausreichend sicher fühlt , ausreichend sicher gebunden ist und so die Möglichkeit hat, auch auf andere zuzugehen, seiner Neugier nach Neuem nachzugehen. Ein dauernder Blickkontakt zu Ihnen ist dafür nicht notwendig. Für die Bindungserfahrung ist zwar das erste Jahr besonders wichtig, aber Bindung wächst und sichert sich über einen deutlich längeren Zeitraum. (Die Psychotherapie auch von Erwachsenen lebt insbesondere von der heilenden Wirkung einer guten Beziehungs- und Bindungserfahrung). Und ein wichtiger Schritt in der Beziehung ist die Loslösung, die sehr wohl schon am Ende des ersten LJ beginnen kann. Also geniessen Sie sowohl das Gemeinsame als auch das Explorierende Ihres Kindes, geben Sie im Raum mit dem stabilen Hintergrund einer sicheren Bindung. Viel Freude dabei. Dr.Ludger nohr


PPIA

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Andererseits: In der Krabbelgruppe entfernt er sich auch weit, kommt dazwischen aber ab und zu kuscheln. In fremder Umgebung soll ich länger bei ihm bleiben und folgt er mir. Er mag immernoch stillend einschlafen und sich nachts auch so beruhigen. Auf den Arm nehmen dürfen ihn nur ganz vertraute Personen, sonst reckt er sich sofort nach mir. Ich habe solch Sorge wegen o.a. Verhalten! Ich wollte immer alles gut machen, fühlte mich aber auch oft hilflos wenn er weinte und hin und wieder genervt. Aber ich habe auch so viel Liebe gegeben, getragen und gehalten. Schätzen Sie die Bindung unsicher ein? Wie und wie lange kann ich diese noch beeinflussen? Oder ist es schon zu spät? Tausend Dank für Ihre Antwort und wertvolle Arbeit!


PPIA

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Nochmals Entschuldigung. Ich habe das vorhin sehr nüchtern beschrieben. Mein Sohn ist ansonsten wirklich viel im Kontakt mit mir, reckt sich hich zu mir, wenn er tanzen will, lässt sich oft in meine Arme fallen, folgt mir auch zu Hause stets nach kurzer Zeit und lacht mich viel an. Auch bei der Wiedervereinigung habe ich tatsächlich das Gefühl er freut sich und will unbedingt bei mir sein. Nur dann eben auf dem Arm diese Überschussreaktionen/nicht Ansehen sorge mich so.


Anniquita83

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Du schreibst selbst, dass dein Sohn deine Nähe sucht und Blickkontakt hält etc. Aber du solltest auch akzeptieren, dass die Welt um ihn herum ebenfalls interessant ist und du nicht 24 Stunden das Nonplusultra bist. Ich denke, dass du eher ein Problem mit dem Loslassen hast.


PPIA

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Danke für deine Einschätzung, Anniquita. Vielleicht hast du recht. Mir erzählen zur Zeit alle Mütter die wieder in den Beruf einsteigen, wie dss Kind nur weinend zurück bleibt beim Papa und wenn sie heimkommen, freudig in die arme läuft/krabbelt. Loslösung beginnt ja erst um 1 Jahr rum und wenn ich beiden Bindungsstudien nachlese, werde ich eben verunsichert .


Anniquita83

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Lies solche Theorien am besten gar nicht, denn es sind eben doch nur Theorien. Vertraue auf dein Bauchgefühl als liebende Mama! Ich denke, das sagt dir insgeheim auch, dass dein Kind dich liebt und sich der Welt öffnen kann, gerade WEIL ihr so eine gute Bindung habt.


PPIA

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Lieber Herr Dr. Nohr, vielen herzlichen Dank für diese schnelle und äußerst ermutigende Antwort! Ich hoffe, Sie lesen dies noch. Ich wollte sie fragen, ob sie eine Erklärung für das beschriebene Verhalten haben. Es war heute wieder sehr eindrücklich, wie einerseits aufgeregt mein KK:-) bei meiner Rückkehr war, überall zeigte er ganz wild im Raum rum, dann wollte er wieder auf den Boden und dann erst mich ansehen. Wie eine Energie, die raus muss aber nicht im Kontakt mit mir. Haben Sie eine Idee dazu?


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