Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Übergriffe unter Kindern

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Übergriffe unter Kindern

Ulli1802

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Sehr geehrte Frau Dr. Henkes ,  unser Sohn (6Jahre alt ) hatte im Ki dergarten stets einen Jungen ( auch 6) der sehr auffällig war. Es hat mehrere Vorfälle gegeben, wo dieser Junge Kinder unter Druck setzte sich ausziehen ( ihnen dann als Belohnung Süsses versprach , ...) im Sommer erzählte mir dann mein Sohn gemeinsam mit seiner Freundin, dass der betreffende Junge sie gefragt habe, ob er an ihren Genitalien lecken/lutschen darf. Weiter erzählten sie, dass er das in einem Tunnel auf dem Aussengelände des Kigas auch gemacht habe. Mit wem , war aus den beiden nicht raus zu kriegen. Ich erklärte den Kindern dass das nicht ok ist und informierte den Kiga. Kurz darauf kam unser Sohn jetzt in die Schule und der andere Junge ist weggezogen. Heute kam er mit mal aus dem Nichts zu mir und sagte: " Wie gut dass ... nicht mehr da ist " das kam mir komisch vor und ich fragte nochmal nach der Situation von damals. Er sagte mir, dass er damals aus Angst vor Ärger nicht die Wahrheit gesagt hätte. Der betreffende Junge hätte ihn gefragt und ihm dann am ... gelutscht in diesem Tunnel im Kiga. Ich war sehr geschockt und auf die Frage warum er das mit gemacht hat, meinte er nur , er wisse es nicht mehr. Ich sagte ihm, dass es gut ist dass er es gesagt hat und habe ihn einfach im den Arm genommen. Dennoch mache ich mir Sorgen.  Ist das noch im Bereich der normalen Körpererkundung? Kann mein Sohn davon Schäden davon tragen?  Er hatte mit diesem Junge  außerhalb des Kindergartens nie Ko takt und er ist ja nun auch weg gezogen Wie gehe ich am besten weiterhin damit um?  Vielen Dank im Voraus  Mit freundlichen Grüssen   


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke nicht, dass Sie sich Sorgen über psychische Schäden Ihres Sohnes aufgrund des beschriebenen Ereignisses machen müssen. Dieser Vorfall geht sicherlich über die üblichen sexuellen Erkundungen von Kindern hinaus. Er war jedoch weder schmerzhaft noch mit Gewalt verbunden. Vermutlich beschäftigt Ihren Sohn vor allem das damit verbundene schlechte Geheimnis. Die normale kindliche sexuelle Neugier hat ihren Sohn wohl dazu verleitet, dem Vorschlag des Jungen zuzustimmen. Auch ist der Reiz des Verbotenen groß. Daher wurde Ihrem Sohn erst anschließend bewusst, dass er dafür Ärger von Ihnen bekommen könnte. Aus Angst davor hat er dann geschwiegen. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über schlechte Geheimnisse, wenn sich eine gute Gelegenheit dafür bietet. Vermitteln Sie ihm, dass Sie seine Angst verstehen. Besprechen Sie mit ihm, wie er diese überwinden kann, damit er seine Gefühle und Gedanken, die ihn belasten, mit Ihnen teilen kann. Das hilft ihm, diese zu überwinden. Vielleicht finden Sie auch in der Kinderliteratur Beispiele, wie Kinder ihre Angst überwinden. Auf die sexuelle Handlung an sich müssen Sie nicht mehr eingehen. Sollte Ihr Sohn darüber sprechen wollen, können Sie ihm sagen, dass der Junge da wirklich etwas Komisches gemacht habe. Sie können Ihren Sohn ganz allgemein darin unterstützen, seine Körpergrenzen zu wahren und Nein zu sagen, wenn er diese nicht gewahrt sieht. Das erhöht seine Selbstschutzmöglichkeiten und er fühlt sich dann handlungsmächtiger. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes  


Gast2023

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Das klingt nicht mehr normal, sondern nach einem Jungen, der selbst missbraucht wird/ wurde


Ulli1802

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Lieben Dank für Ihre schnelle und umfassende Antwort. Ich werde mich an Ihre Vorschläge halten und auch nochmal ein Buch zu diesem Thema besorgen. Vielen Dank und ein schönes WE Ihnen 


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