Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Sicherer Bindungsstil

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Sicherer Bindungsstil

Maryluu33

Guten Morgen Frau Henkes,  ich habe eine 11 Wochen alte Tochter. Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, wie ich dazu beitragen kann, dass sie einen sicheren Bindungsstil entwickelt. Ich habe selber einen unsicher-ambivalenten Bindungsstil, der mir noch als Erwachsene Schwierigkeiten bereitet. Ich weiß auch, warum ich diesen entwickelt habe. Ich möchte meiner Tochter so etwas gerne ersparen und sie bestmöglich dabei unterstützen, eine sichere Bindung zu uns als Eltern aufzubauen. Natürlich mache ich mir sehr viele Gedanken darüber. Stelle ich kurzzeitig ambivalentes Verhalten bei mir oder meinem Mann unserer Tochter gehenüber fest, plagt mich direkt mein Gewissen. Ich verbiete mir das eigentlich selbst. Auch versuche ich, sie nie allein zu lassen, wenn sie schreit oder wach ist, damit sie unsere Bindung nicht als unsicher erlebt. Nicht einmal für eine Minute, weil ich Sorge habe, dass sie das als Verlassenwerden interpretieren könnte. Ich habe selbst ein extrem stark ausgeprägtes Verlassenheitsschema, das nur mit jahrelanger Schematherapie einigermaßen "geheilt" werden konnte. Diesen Schmerz mag ich meiner Tochter nicht zumuten.  Leider setze ich mich damit selbst sehr unter Druck, was einerseits sehr anstrengend für mich ist und andererseits oft zu großen Schuldgefühlen führt, wenn ich meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werde. Können Sie mir sagen, wie kontraproduktiv es für die Entwicklung einer sicheren Bindung ist, wenn meine Tochter mal einen kurzen Moment alleine schreit oder wach ist und mich nicht sieht, weil ich z.B. kurz zum Kühlschrank oder zur Toilette gehe? Wie schlimm ist es, wenn ich mich kurzfristig mal ambivalent verhalte, indem ich z.B. auf ihr Schreien normalerweise mit großem Verständnis und ruhig reagiere und ab und zu mal etwas genervt, weil ich selbst in dem Moment nicht ausgeglichen bin?  Was kann ich generell noch tun, um ihr eine sichere Bindung zu ermöglichen?  Vielen lieben Dank für Ihre tolle Arbeit hier! 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, was Sie beschreiben, sind ganz normale Alltagssituationen. Die kommen immer mal wieder vor und sind völlig harmlos. Damit werden Babys in der Regel gut fertig, weil es sich um kurze, begrenzte Situationen handelt. Ihre Tochter macht doch täglich die Erfahrung, dass Sie sich sehr gut um ihre Bedürfnisse kümmern. Das gibt ihr Sicherheit und festigt die Bindung. Auf dieser Grundlage lernen auch noch kleine Babys, Ausnahmen zunehmend zu tolerieren. Sie können auch vom Kühlschrank aus den Kontakt durch Ansprache aufrecht erhalten, wenn das notwendig ist. Zur Toilette können Sie Ihre Tochter mitnehmen. Die Stimmung von Müttern kann nicht immer gleich gut und ausgeglichen sein. Das wäre übermenschlich. Was Kinder brauchen, ist die Erfahrung, dass Mütter sich Mühe geben, so gut wie möglich für sie zu sorgen. So entsteht Urvertrauen. Leichte Stimmungswechsel werden dann auch toleriert. Sie lieben Ihre Tochter und lassen sich intensiv auf sie ein, indem Sie versuchen ihre primären Bedürfnisse zu erfüllen. Das reicht zur Bildung einer sicheren Bindung vollständig aus. Versuchen Sie, entspannt die Zeit mit Ihrer Tochter zu genießen und sich an ihr zu erfreuen. Möglicherweise würde Ihnen das durch einige weitere therapeutische Gespräche erleichtert. Mutterschaft bedeutet eine enorme Veränderung. Da können sich schnell neue Unsicherheiten oder Schuldgefühle einschleichen, die Sie möglichst rasch wieder hinter sich lassen sollten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Dr. Posth, mit gr. Interesse verfolge ich Ihr Forum, habe ihr Buch gel. Unser kleiner ist 17 Mon. Ist ein lieber, verschmuster aber fordernes Baby. In ersten Mon ein Schreib., wir haben ihn nie schreiengel., viel getragen, auf der Brust schlafen gel., nach Bedarf gestillt, leider gab es Sit., da wir es nicht geschafft haben, ihn zu beruhige ...

Hallo Herr Dr. Posth, m. Tochter, 9,5 Monate, forumgsgem. Betreut, zZt. immer noch bis zu 90% gestillt, noch keine Zähne,, sitzt u. robbt seit Anf. Mai, krabbelt seit Anf. Juni und zieht sich jetzt überall hoch. Mittags max. 100 g Gem-Fleisch-Brei, nachmittags max 50 g Frü-Getr-Brei abends max. 100 g Hirse o. Griesbrei o. Milch. Kommt teilweise a ...

Hallo Dr. Posth, Mein Sohn ist nun 15 Monate alt, vor zwei Wochen war er zum ersten Mal ohne Mama und Papa für 2 h bei seiner Patentante und ihrem 6 Monate älteren Sohn zum spielen,beide kennt er seit seinem 2. Lebensmonat u. sieht sie 1-4 mal die Woche. Beim Abschied war der kleine Mann auf dem Arm der Tante wir sagten ihm tschüß, gaben ihm eine ...

Hallo, ich frage mich, ob mein Sohn sicher gebund. ist. Er ist temperamentv., war ab. kein Schreibaby u er wird immer ausgeglichener. Fremdeln mal mehr, mal weniger, Familienbett u wird forumsgemäß erzogen (allerdings habe ich wenige Male die Geduld verloren u reagierte etwas überspannt). Vater stets s. einfühlsam u wird seit ca. 2,5 Monaten auch w ...

Sehr geehrter Herr Dr. Post, ich litt eine Zeit lang nach der Geburt an PPD und habe mein Kind nicht als solches annehmen können obwohl es ein absolutes Wunschkind war (entstand nach Icsi,Frühchen,traumatische Sectio).Ich war stark überfordert und ließ sie einige Male weinen während ich weinend neben ihr lag.Nun ist sie knapp 1 Jahr und meine PpD ...

Anz. für sich. Bindung:u.A. Anhänglichk. u. Weinen,w. Mu. Raum verl. Tochter 9 Mt.ist nur s.selten anhängl.Weint auch nicht,w. ich Raum verlasse.Ist z. Bsp.bei Tante zufried., wenn ich Raum verl.,obw. sie diese nur s. selten sieht (wenn sie mich ab. hört,ruft sie mich manchm.) Im Fam.bett: benöt. keinen Körperkont. Fremdeln: krit. Blick,s. selten W ...

Lieber Hr Dr. Posth, mein Sohn ist 10,5 M alt. Ich bin AE. Er wird noch recht häufig gestillt. Familienbett, nie schreien gelassen, wird viel auf dem Rücken getragen. Fremdeln war/ist nicht sehr ausgeprägt. Er versteckt sein Gesicht kurz darauf lächelt er meistens wieder. Er ist schon sehr mobil. Krabbeln und versucht einige Schritte zu laufen. ...

Hallo Herr Posth, mein Sohn 5 1/2 Monate (Notkaiserschnitt,3Monatskoliken,voll gestillt,viel Tragetuch)schläft nur noch im Tragetuch ein, wenn man ihn seitlich im Arm schaukelt, weint er.Lässt sich selten ablegen zum Schlafen.Spielt auch mal alleine auf Spieldecke,weint nicht wenn ich raus gehe,manchmal lässt sich nicht zum Spielen ablegen-dann Tra ...

Hallo Herr Posth, danke für die letzte Antwort. Weiche Zeichen fürs Fremdeln ist mir mit 3 Monaten aufgefallen.Zwischendurch schaut er Fremde skeptisch an, lacht aber dann.Aber bei manche lacht er gleich.Wie ist das zu erklären?Einmal hat in meine Freundin aus dem Kinderwagen geholt, ich war in einem anderen Raum, er hat schnell stark geweint und s ...

Guten Tag Frau Henkes, mein Baby ist 10 Monate alt und eher aufgeschlossen, fremdelt wenig. Mein erstes Kind war sehr auf mich bezogen und deshalb gab es folgende Situationen von mir aus kaum : -Baby im Raum oder draußen kurz allein mit bekannten Personen ( Omas,Opas)  lassen ohne Verabschiedung  - Oma (sehen sie alle 2-3 Wochen) allein m ...