Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Sich selbst beim Namen nennen

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Sich selbst beim Namen nennen

Mitglied inaktiv

Lieber Dr. Posth, Seit einiger Zeit beobachte ich an meinem Sohn Robin (26 Mon) folgendes: Wenn wir uns im Spiegel betrachten und man fragt ihn: Wen siehst du da?, dann zeigt er auf die andere Person und nennt den Namen. Sich selbst will (?) er nicht benennen bzw. dreht sich weg oder sagt "nein". In anderen Situationen ähnlich, immer wenn er sich bei Antworten selbst benennen müsste, kommt ein "nein" oder verlegenes Lächeln. Sehr selten und nur in Situationen, wo er von sich aus etwas möchte dann sagt er auch "Robin haben". Wir fordern diese Situationen wo er sich nicht benennen will nicht heraus, im Spiel oder im Alltag entstehen solche Situationen ja immer wieder. Als er jünger war hat er sich aber im Spiegel erkannt und sich auch benannt! Kann das am Trotzalter liegen? Bin gespannt auf Ihre Antwort! LG Yvonne PS: Ihr Buch lässt sich trotz mancher Fachausdrücke gut verstehen, bin gerade am Beginn des Kapitels zum Trotzalter - sehr informativ für mich zur Zeit!


Liebe Yvonne, normalerweise erlebt man dieses Phänomen, das Sie von Ihrem Sohn beschreiben, schon bei 1 1/2-jährigen und wertet es als Ausdruck erster eindeutiger Selbsterkenntnis. Kinder, die sich lange in der dritten Person benennen, sind vielleicht in dieser Hinsicht etwas später dran. Studien speziell hierzu sind mir jedoch nicht bekannt. Es ist aber ganz typisch, daß die Herausforderung des Kindes, sich selbst zu benennen im Trotzalter wieder schnell zu einer Verweigerung führt. Das geschieht dann häufiger, wenn man vielleicht zu oft diesen Effekt hat erzielen wollen. Man sollte also sein Kind gar nicht so oft fragen: "wen siehst du da?" oder "wer bist du?". Immerhin forciert man damit ja seine Identifikation, und wenn die noch etwas unsicher ist, dann ruft man Unsicherheit, Unwillen und Verweigerung hervor. Auch die Verlegenheit, die beim Kind entsteht, ist typisch. Etwas später stellen sich die Kinder dann aber von alleine gerne heraus und "markierne schon mal den Kasper", wenn sie sich nicht genügend beachtet fühlen. In meinem Buch habe ich mich bemüht, alle unvermeidlichen Fachausdrücke immer gleich zu erklären oder wenn nötig zu übersetzen. Schande über mich, wenn ich es einmal unterlassen habe. Ich hoffe, das verdirbt Ihnen nicht den Spaß beim Lesen. Viele Grüße


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