Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Schnullerentwöhnung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Schnullerentwöhnung

Rosarot6835

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Hallo Frau Henkes! Meine Tochter ist 3 Jahre und 3 Monate alt. Leider kann ich ihr den Schnuller immer noch nicht abgewöhnen. Im Kindergarten darf sie keinen benutzen. Dort schläft sie auch ohne ein. Unterwegs kommt sie auch ohne zurecht, aber zu Hause läuft sie ganz viel mit dem Schnuller im Mund rum. Sobald sie zur Tür reinkommt wird sofort der Schnuller und ihr Kuscheltier geholt. Ich glaube, das ist eigentlich nur Routine. Die Sprachentwicklung ist zwar super, aber ich finde, so langsam kann sie ihn mal weglassen. Ich habe sie versucht mit einem tollen Geschenk von der Schnullerfee zu überzeugen. Damit habe ich sie aber in eine Zwickmühle gebracht. Einerseits will sie das Geschenk (sie wünscht sich einen Roller) und andererseits will sie den Schnuller nicht hergeben. Darüber weint sie oftmals.  Laut Aussage des Kinderarztes soll ich einfach alle Schnuller wegschmeißen. Dann würde sie drei Tage heulen und dann wäre es vorbei. Eine Erzieherin meinte dazu, damit würde ich ein Bindungsproblem und Vertrauensbruch ihr gegenüber auslösen. Erwachsene, bei denen das so gehandhabt wurde erzählten mir, dass das für sie ein Schock war, den sie bis heute nicht vergessen können.  Und jetzt stehe ich irgendwo dazwischen und weiß nicht was ich tun soll. Ich habe den besseren Zeitpunkt mit einem Jahr leider aus Unwissenheit verpasst. Ich dachte immer, irgendwann wird sie ihn von sich aus nicht mehr wollen und dann selbst weglassen. Ich befürchte inzwischen, damit liege ich daneben. Können Sie mir vielleicht einen Vorschlag machen, wie ich mit der Situation umgehen kann?  Vielen Dank !


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, versuchen Sie, mit der Schnullerentwöhnung entspannt umzugehen und lassen Sie Ihrer Tochter Zeit. Sie können zunächst versuchen, den Schnullergebrauch so zu lenken, dass er nur noch für emotional bedeutsame Situationen zur Verfügung steht, z.B. wenn Ihre Tochter sich weh getan hat oder zum Einschlafen. Der Schnuller muss nicht ständig zur Verfügung stehen. Vermitteln Sie Ihrer Tochter, dass Sie nicht verstehen können, was sie sagt, wenn sie mit dem Schnuller im Mund spricht. Bleiben Sie konsequent dabei. Zunehmend wird der Schnuller mit fortschreitender Entwicklung für Ihre Tochter uninteressanter. Dann kommt eines Tages der Zeitpunkt, an dem Sie mit Ihrer Tochter besprechen können, dass der Schnuller abgeschafft wird. Es gibt ein schönes Bilderbuch zu dem Thema von Uri Orlev und Jacky Gleich: Der Glücksschnuller. Damit können Sie Ihre Tochter vielleicht zum Schnullerverzicht anregen. Ich halte es nicht für sinnvoll, Ihre Tochter im Hau-ruck-Verfahren vom Schnuller zu entwöhnen, wie es Ihr Kinderarzt vorschlägt. Ein Bindungsproblem müssen Sie deswegen jedoch nicht befürchten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Veve86

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Hi  Ich bin zwar keine Expertin, bei unserer Großen hatten wir aber dasselbe Problem, außer dass ich sie nicht mit der schäbigen Schnullerfee bestechen wollte. Es gab auch mE keinen triftigen Grund, ihr den Schnuller gegen ihren Willen wegzunehmen, die Sprache ist für ihr Alter sehr weit entwickelt und die Zähne tippi toppi.   Grade beim Wechsel von der Tagesmutter in den KiGa mit knapp 3,5 Jahren "brauchte" sie ihren Schnuller wieder sehr intensiv, ohwohl er vorher fast abgewöhnt war. Ihre Bezugserzieherin sagte uns dasselbe bzgl. Vertrauen und dass sie ihn nach der Umstellung von alleine aufgeben würde. Wir haben ihr gut zugeredet, dass sie ihn gar nicht mehr braucht und wir uns freuen, wenn sie ihn freiwillig abgeben möchte.  Und siehe da, 3 Monate nach dem Start in den KiGa sagte sie eines Abends, sie brauche keinen Schnuller mehr und will ohne schlafen. Das ist jetzt 5 Monate her und sie hat ihn nicht einmal mehr haben wollen. Wir sind sehr froh drum, es so gemacht zu haben statt sie zu zwingen, sie hätte definitiv sehr viel länger als 3 Tage geweint und ich bin sicher, es hätte ihr Vertrauen in uns zerstört


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