Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Repetetives Sprechverhalten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Repetetives Sprechverhalten

sarah.es

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Guten Tag Frau Henkes, es geht um meine fast 3-jährige Tochter. Sie ist bislang ein sehr gut entwickeltes Kind, hat früh zu sprechen begonnen, spricht schon sehr lange richtige Sätze, und kann auch schon ein bisschen erzählen. Sie kann seit sie zwei Jahre alt ist alle Farben benennen und ist seit zwei Monaten trocken. Sie ist sehr interessiert an anderen Kindern und imitiert diese auch gerne, hier besonders ältere Kinder. Sie ist eigentlich eine Frohnatur, doch hat sie auch sehr viele Wutanfälle. Sie hat schon sehr früh begonnen, mit Playmobilfiguren Rollenspiele zu spielen, allerdings macht sie dies mehr allein. Ich hielt sie immer für sehr kreativ, da sie mit allen möglichen Gegenständen Rollenspiele spielte, also es mussten gar nicht unbedingt richtige Figuren sein. Wir leben im Ausland und ich habe vor ein paar Monaten auch begonnen teilweise mit ihr Deutsch zu sprechen, sie kooperiert sehr gut und ist lernfreudig, sie zeigt beispielsweise auch auf Dinge und fragt auf Deutsch "was ist das?" oder versucht dann auch auf Deutsch zu antworten. Sie lernt sehr schnell Lieder und Reime auswendig und singt generell sehr gerne, sowohl auf Deutsch als auch auf Persisch. Nun aber zu dem, was mir momentan Sorgen bereitet:  Sie entwickelt immer mehr eine Art repetetives Sprechverhalten, sie erzählt z.B von verschiedenen Erlebnissen immer und immer wieder, ich bin anfangs auch immer darauf eingegangen, damit sich das in ihrem Kopf quasi erledigt, aber sie tut es weiterhin. Dasselbe tut sie auch mit anderen alltäglichen Dingen, als würde sie sich rückversichern wollen, dass die Dinge immernoch so sind. Z.B. sagt sie mir immer wieder, dass meine Nichten mich "Tante" nennen, oder dass Süßigkeiten nicht gut für die Zähne sind, oder sie sagt jedes mal mehrmals zu ihren Cousinen, dass sie ja auch wie sie Haarspangen in den Haaren haben. Also auffällig ist eben die ständige Wiederholung von Dingen bzw. Äußerungen. Sie kann auch ganz "normal" kommunizieren und sprechen, aber die Wiederholungen gibt es eben auch oft. Generell habe ich das Gefühl, dafür dass sie sich in vielen Bereichen anfangs so schnell und gut entwickelt hat, sie momentan keine besonderen Fortschritte macht, sondern teilweise kleine Rückschritte macht. Vorher hat sie immer alle sehr herzlich begrüßt und sich verabschiedet, was sie jetzt schon einige Zeit gar nicht mehr macht, sie hat sich bedankt wenn jemand ihr etwas gegeben hat, auch das tut sie nicht mehr. Sie spielt auch nicht mehr so intensiv Rollenspiele, wie sie es vorher gemacht hat, und kriegt bei Kleinigkeiten, die nicht so laufen, wie sie es will, Wutanfälle. Sie ist allerdings dafür momentan extrem fixiert auf ihre beiden Cousinen die ein wenig älter sind als sie, und würde am liebsten den ganzen Tagen mit ihnen spielen. Sie imitiert sie auch sehr stark.  Grund für meine Sorge ist vor allem, dass ihr älterer Bruder (7Jahre) eindeutig autistische Züge hat, allerdings ist seine Entwicklung ganz anders verlaufen als die meiner Tochter, er hat spät und schlecht gesprochen, hatte keinerlei Interesse an Gleichaltrigen, hat nicht viel imitiert, keine Rollenspiele gespielt, etc.. Aber dieses Wiederholen von Äußerungen erinnert mich schon sehr an meinen Sohn. Über eine Eischätzung Ihrerseits bezüglich Autismus und wie ich weiter vorgehen soll, würde ich mich sehr freuen.  Danke und freundliche Grüße, Sarah  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, Sie müssen sich über das Verhalten Ihrer Tochter keine Sorgen machen. Autistische Kinder können keine Rollenspiele spielen. Mit den Wiederholungen verankert Ihre Tochter für sich bestimmte Ereignisse in der Realität - ich sage Mama, die Cousinen sagen Tante. Dass Sie mehrere Bezeichnungen haben, ist für eine Dreijährige schon verwunderlich. Möglicherweise imitiert Ihre Tochter auch die Sprache ihres Bruders, mit dem sie viel zusammen ist. Begleiten Sie die Wiederholungen Ihrer Tochter und variieren Sie diese immer ein wenig. "Und was sagen die Cousinen zu Papa?" " Süßigkeiten sind wirklich nicht gut für die Zähne, aber sie sind so lecker. Deshalb muss man sich nach den Süßigkeiten gut die Zähne putzen." Das erweitert die Integrationsmöglichkeiten der bisherigen Erfahrungen für Ihre Tochter auf spielerische Weise. Bei Dreijährigen ändern sich Interessen und Vorlieben mitunter recht schnell. Je nach Entwicklungsphase stehen andere Dinge im Vordergrund. Dann werden Rollenspiele, Begrüßungsrituale o.a. uninteressant oder geändert. Ihre Tochter ist jetzt damit beschäftigt, sich an "Großen" zu orientieren. Das Rollenspiel findet jetzt in der Imitation der Cousinen statt. Dies wird vermutlich ihr Sprechverhalten auch wieder verändern. Das ist ganz normal so. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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