M0HNKÖRNCHEN
Hallo, ich muss den Text leider länger verfassen, da ich versuche, möglichst ausführlich meine Situation zu beschreiben. Meine Tochter (3 Monate alt) hat vermutlich eine Regulationsstörung. Seit ca. 6 Wochen kann ich sie nurnoch selten ablegen. Sie möchte immer auf meinem Arm sein und am liebsten dabei an der Brust. (Nachts schläft sie im Beistellbett. Ich stille sie im Liegen und rutsche dann auf meine Seite. Das klappt super) Manchmal habe ich Glückstreffer und kann sie ablegen. Dabei lege ich eingerollte Handtücher oder Kissen um sie, damit sie nicht zu frei und unbeholfen da liegt und sich beschützt fühlt. Sie liegt dann auch lachend da. Mal spreche und singe ich mit ihr oder halte ihr ein Kuscheltier zum beobachten hin. Und Mal kann ich sogar auf Toilette, Wäsche aufhängen oder nebendran sittzen und lesen und sie Beobachtet alleine die Umgebung und lacht. Egal ob ich wo anders im Raum sitze oder Körper-und Blickkontakt habe: ganz selten werden die Augen kleiner und sie schläft friedlich ein. Meist aber fängt sie nach 10-20 Minuten an, heftig zu kreischen. Sanftes Streicheln, Hand auflegen oder mit ihr Sprechen helfen garnicht. Es wird dann immer schlimmer und sie beruhigt sich wieder nur auf dem Arm in Wiegehaltung (es braucht auch kein Wiegen oder herumlaufen- ich halte nichts davon, zu viel zu probieren und das Baby mit zu vielen Reizen abzulenken/überfordern). Wenn auch das nichts bringt, dann hilft die Brust am der sie wie in trance nuckelt. Es ist kein Hunger, da sie eben nur nuckelt. Auch wenn sie sich beruhigt hat, kann ich sie nicht wieder ablegen. Da ist es dann erstmal für mehrere Stunden vorbei. Sie ist ja erst glücklich und ich weiß einfach nicht, was dann manchmal zu diesem Stimmungsumbruch führt. Die Situationen, in denen es mal klappt und mal nicht sind auch immer ähnlich. Und dann ist das ja auch schon positiv, wenn ich sie überhaupt ablegen kann. Ich lobe sie auch immer dafür und freue mich, wenn es klappt. Ich möchte keine Feizeit oder mein Baby abschieben und ich weiß auch, dass Babys gerne oft getragen werden möchten. Aber sie mal abzulegen, um Zähne zu putzen, auf Toilette zu gehen, mit beiden Händen zu Essen oder zu kochen, wäre echt super.Und auch da kann sie gerne ganz nah bei mir in einer Wippe sein und mich beobachten, aber auch das klappt garnicht. Im Autositz ist es inzwischen auch so, dass sie die ersten 2 Minuten lachend drin sitzt und dann von jetz auf gleich losweint. Tragetuch ist nicht immer eine Option. Da dauert es ja länger, sie rein zu bekommen, als dass ich auf Toilette war oder mich kurz frisch gemacht habe. Das Tuch funktioniert nurnoch zum spazieren gehen (Kinderwagen wird total abgelehnt). Wenn ich sie im Tuch habe und z.B. kochen möchte, wird auch nach wenigen Minuten direkt wieder ununterbrochen geweint. Haben Sie noch Tipps was ich tun kann, um sie auch mal neben mich abzulegen. Warum klappt es manchmal so gut und wird von jetzt auf gleich so schlimm? Das heißt ja eigentlich, dass ich nichts falsch mache und sie sich in den Situationen theoretisch schon wohl fühlen kann. Aber eben nur selten und wenn dann nur kurz. Das macht es auch fast unmöglich, mit ihr Einkaufen zu gehen oder selbst nur von den Großeltern Besuch zu bekommen. Und wir schränken uns aktuell mit Haushalt und Unternehmungen schon sehr ein, damit sie nicht zu vielen Reizen ausgesetzt ist und in ihrer sicheren Umgebung hier ankommen kann. Sie muss irgendwie lernen, sich selbst zu regulieren. Aber nur auf dem Arm lernt sie ja nie, wie sie das machen soll. Und am ständigen nuckeln und dösen an der Brust lernt sie ja auch sonst nichts, was für ihre Entwicklung wichtig ist (Laute machen, Dinge greifen, sich bewegen....)
Guten Tag, ich denke nicht, dass Ihre Tochter eine Regulationsstörung hat. Sie lässt sich ja regulieren, allerdings zunächst noch von Ihnen. So muss es auch sein, denn selber kann sie das noch nicht. Das ist aber mit drei Monaten ganz normal. Ihre Tochter lernt beim Nuckeln an der Brust sehr viel und vor allem Grundlegendes. Sie erfährt, dass für Ihre Bedürfnisse Sorge getragen wird. Sie versuchen diese zu erkennen und zu befriedigen. Das schafft Urvertrauen und Bindung, die beide für eine gelungene Entwicklung unverzichtbar sind. Im Laufe der Entwicklung können Babys dann das Warten lernen. Aber jetzt ist Ihre Tochter noch nicht so weit. Selbstregulation lernen Kinder eher spontan. Sie entdecken z.B. zufällig das Daumenlutschen und merken, dass es zur Überbrückung Befriedigung verschaffen kann. Das ist auch bei Kindern so, die anfangs zur Beruhigung gestillt werden. Mit der Zeit wird sich die Wahrnehmung Ihrer Tochter erweitern und damit auch Ihr Interesse an der Umgebung und motorischen Aktivitäten. Dann wird Ihr Tochter noch mehr Möglichkeiten der Selbstregulation finden. Die erste Zeit mit Säuglingen ist anstrengend. Nehmen Sie Ihre Tochter möglichst immer mit. Sie kann auch mit zur Toilette kommen und auf dem Badvorleger bei Ihnen liegen. Alleine sein ist für Säuglinge schrecklich, weil Sie das noch nicht gewohnt sind und sich schnell verlassen fühlen. Ihre Tochter kann noch nicht wissen und verstehen, dass Sie wiederkommen. Deshalb will sie bei Ihnen sein. Körperkontakt verschafft ihr Sicherheit und Beruhigung; das ist ja der einzige vertraute Modus aus der Schwangerschaft. Deshalb weint Ihre Tochter auch nach einer Weile, in der sie alleine liegen kann. Sie braucht dann wieder den Körperkontakt. Sie selbst können viele Aktivitäten wie bisher ausüben. Die Großeltern können kommen. Der Besuch wird jetzt nur eine Weile anders ablaufen, aber die Großeltern werden Ihnen sicher gerne helfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Sonntagsgoere
Hej, also meine beiden Kinder (inzwischen 2 und 5 J. alt) waren genauso und hatten nie eine Regulationsstörung. Deine Wünsche finde ich verständlich, ging mir genau so.. Es wird sich entwickeln, das dauert aber noch etwas und hat mehr mit dem natürlichen Entwicklungsprozess als mit "Lernen" im klassischen Sinne zu tun.
M0HNKÖRNCHEN
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Eine entwicklungspsychologische Beraterin hat auch gesagt, dass sie Probleme mit ihrer Regulation hat. Ihr ist sofort aufgefallen, dass sie da etwas mehr Schwierigkeiten hat, als viele andere Babys. Ich nehme sie bisher schon überall mit hin. Aber auch wenn ich sie im Bad neben mich ablege und mit ihr spreche, weint sie, sodass ich immer nur die Nötigste Pflege mache und mich dabei schon schlecht fühle. Genauso wie beim Kochen. Oder ist das dann ok, sie mal 10 Minuten begleitet weinen zu lassen, ohne sie hochzunehmen, wenn ich trotzdem in Sichtweite bin und mit ihr Spreche? Ich habe immer den Drang, sie direkt hochzunehmen, um eben das Urvertrauen weiter zu stärken. Jedoch komme ich dann eben nichtmal dazu, mir ein Brot zu schmieren oder Zähne zu putzen. Die Großeltern können auch nicht helfen, da sie bei ihnen auf dem Arm noch mehr schreit und sich erst bei mir wieder beruhigt. Da kann ich dann auch nicht mal entspannt daneben sitzen oder etwas im Haushalt machen, wenn ich sie dauernd weinen höre, obwohl ich die Lösung kenne (zu mir an die Brust nehmen). Am liebsten würde ich garkeinen Besuch mehr bekommen und auch nicht nach draußen unter Menschen gehen, weil es so schwer ist. Komisch ist eben, dass es ab und zu so super klappt und sie total glücklich ist. Ich weiß nicht, was da dann anders ist, dass sie sich wohler fühlt. Tatsächlich entdeckt sie langsam ihre Hände. Ich hoffe, das kommt dann alles ganz "automatisch" und ich kann sie öfter mal einfach für wenige Minuten ablegen.
SuJam
Ich denke du erwartest viel zu viel. Das wichtigste wie ich finde ist das Bauchgefühl. Dass du sie immer sofort hochnehmen möchtest, wenn sie weint, ist ganz normal. Vertraue deinem Instinkt und tu was er der "sagt". Die Selbstregulation wächst aus der steten Regulation durch dich. Dein Kind braucht am Anfang dich dich und nochmal dich. Die Großeltern können helfen, aber auch da muss erstmal was wachsen. Zu Anfang kommen sie vielleicht nur zu Besuch und ihr redet. Eventuell können sie im Haushalt helfen. Wenn dein Kind die Stimmen später kennt, dann lässt dein Kind sich vielleicht von der Oma hochnehmen. Oder gar auf dem Boden bespielen oder wickeln. Wichtig ist nur, dass du auf die Bedürfnisse deines Kindes achtest bzw auch die Großeltern. Braucht dein Kind deine Nähe nehme es zurück zu dir. Zeigt dein Kind dass zu viele Personen anwesend sind, dann zieh dich zurück oder bitte die Großeltern ein andermal wieder zu kommen. Wenn dein Kind das Kochen ohne dich noch nicht aushält koche wenn es schläft oder dein Mann kocht. Auf die Bedürfnisse eingehen stetig, immer und sofort ist gerade zu Anfang sehr, sehr anstrengend. Aber aus eigener Erfahrung kann ich dir versichern, dass es sich absolut lohnt. Salopp gesagt, die Zeit die du jetzt mehr in eine gute Bindung investierst, bekommst du später zurück. Weil dein Kind sich einfacher von dir trennen kann und sich gut auf andere Bezugspersonen einlassen kann. Es hat gelernt du sorgst für seine Bedürfnisse und diese Erfahrung überträgt es auf zukünftige Beziehungen und kann daher frohen Mutes in die Welt gehen.
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