Meine 6 jährige bringt mich zur Verzweiflung

 Ingrid Henkes Frage an Ingrid Henkes Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

Frage: Meine 6 jährige bringt mich zur Verzweiflung

Sehr geehrte Frau Henkes,   Meine große Tochter macht mir im Moment Sorgen. Sie ist 6 Jahre alt und war schon immer recht eigenständig. Schon mit 2 hätte sie mich eher weggeschickt und wäre alleine irgendwo geblieben, wo sie hin wollte, als mit mir zu kommen. Sie hat definitiv ihren eigenen Kopf. Und sie trödelt seit Jahren sehr, nicht nur zu Hause, auch in der Kita ist das immer wieder aufgefallen. Wenn man zb los will, dauert es ewig, bis sie sich angezogen hat. Sie guckt noch hier, spielt noch da rum, muss noch eben dies oder jenes erledigen... Es hilft auch überhaupt nicht, ihr zb eine Viertelstunde vorher anzukündigen, dass man bald los muss und sie regelmäßig daran zu erinnern. Auch ihr die Kleidung hinzulegen beschleunigt die Sache nicht. Seit sie zur Schule geht, dauert selbst das Schuhe anziehen morgens so lange, dass sie fast zu spät kommt. Sagt man ihr, dass sie zb nicht mit zum Spielplatz kommen kann, wenn sie sich nicht fertig macht, kommt gerne sowas wie "ich will eh lieber hier bleiben". Ich denke, sie weiß, dass sie uns oder auch den Erzieherinnen/ Lehrern den Wind aus den Segeln nimmt. Sie ist ein recht schlaues Mädchen, hat eine gute Auffassungsgabe und hat schon früh angefangen, mit uns zu diskutieren.    Das alles sorgt hier jeden Tag für sehr viel Stress, zumal ich auch noch 2 weitere, jüngere Kinder habe. Mit diesen steht sie natürlich in gewisser Konkurrenz,  besonders als älteste muss sie ja am ehesten zurückstecken. Bis auf die üblichen Rangeleien jnter Geschwistern verstehen sich aber alle sehr gut untereinander. Vielleicht sucht sie durch ihr Verhalten trotzdem Aufmerksamkeit?   Wenn ich wüsste, dass sie das einfach nicht alleine kann, dann wäre das nicht so ein Problem für mich. Aber wenn sie will, kann sie das alles perfekt alleine und auch ganz schnell. Auch sonst ist sie im Moment oft gegenan, reagiert einfach nicht,  wenn ich etwas von ihr möchte. Wenn sie nach etwas fragt und es nicht bekommt oder nicht darf, holt bzw. macht sie es trotzdem.   Ein weiteres Problem haben wir mit ihrem Stuhlgang. 2 Jahre lang war sie trocken, seit ca. 1 Jahr geht bei ihr häufig etwas Stuhl in die Wäsche. Laut Kinderarzt leidet sie unter Verstopfung. Ich habe jedoch den Eindruck, dass sie an der Situation partout nichts ändern möchte.  Sie ist nicht bereit, das Abführmittel zu nehmen, sie geht meist nicht zur Toilette, wenn man sie schickt , auch wenn man sicher weiß, dass etwas in die Hose gegangen ist, lügt sie uns an. Ich weiß, dass Kinder mit Verstopfung häufig etwas einkoten und das nicht kontrollieren können und ggf. auch nicht merken. Aber bei ihr habe ich den Eindruck, dass sie es schon merkt, aber nicht zugeben will. Und dass sie eigentlich schon rechtzeitig zum Klo gehen könnte, wenn sie nicht immer etwas anderes als wichtiger finden würde oder aus Protest, weil wir sie zur Toilette schicken, nicht gehen würde. Ich würde vermuten, dass beide Probleme zusammenhängen/die gleiche Ursache haben?   Wir sind wirklich ratlos. Wenn man ihr erklärt, warum ihr Verhalten problematisch ist, gelobt sie meist Besserung und gleich darauf geht es genauso weiter. Meine Mutter hat schon ADHS ins Spiel gebracht.  Haben Sie irgendeinen Rat? Sollten wir mit ihr mal zum Psychologen oder so?

von nidesi am 09.11.2023, 12:32



Antwort auf: Meine 6 jährige bringt mich zur Verzweiflung

Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung vermute ich, dass Ihre Tochter ein starkes Machtstreben zeigt. Daher kann sie auch nicht wirklich einsichtig sein. Sie weiß genau, wie sie Ihnen "den Wind aus den Segeln nimmt". Das sollte ihr jedoch nicht gelingen. Sechsjährige brauchen Eltern, die ihnen gewachsen sind und die elterlichen Vorgaben durchsetzen können. Nur von starken Eltern können Kinder sich geschützt fühlen. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie Ihre Maßnahmen so auswählen, dass sie wirken und es Ihrer Tochter nicht noch ermöglichen, ein weiteres "Gewinnspiel" daraus zu machen. Dann könnte es auch mal heißen: "Jetzt gehst du mit, wie du bist." statt "Sonst bleibst du hier." Unterbinden Sie, dass Ihre Tochter sich Dinge nimmt oder macht, die Sie verboten haben. Das Einkoten kann mit dem Dominanzverhalten Ihrer Tochter zusammenhängen. Ich kann aus der Distanz die Ausprägung der Problematik nicht einschätzen. Wenn Sie das Problem für belastend genug halten, kann es sinnvoll sein, kindertherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit ADHS hat das Verhalten Ihrer Tochter nichts zu tun. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 09.11.2023



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