Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Loslösung

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

zur Vita

Frage: Loslösung

Mitglied inaktiv

Hallo! Mein Sohn (18 Monate) löst sich, seit dem er richtig Laufen kann ( seit 2 Monaten), zunehmend von mir. Vorher klammerte er nur an meinem Bein und wollte zu keinem anderen- nicht mal zu seinem Vater. Mittlerweile hat sich da viel getan: er erkundigt sich immer nach seinem Vater, wenn er arbeiten ist und wenn er da ist, kann er nun genauso mit ihm spielen, schmusen etc. wie ich. Er kann auch problemlos mit ihm alleine weggehen und wenn ich mal gehe, ist es auch gar kein Problem mehr. Das selbe gilt auch zunehmend für die Omas und Opas und er lächelt sogar Fremde an. Aber: wenn er abends ins Bett soll, hat er anscheinend schlimme Trennungsangst. Er würde nie in seinem Bett und schon gar nicht ohne einen von uns (mein Mann oder mir) einschlafen. Wir müssen ihn jeden Mittag und Abend auf dem Arm halten und schmusen, bis er die Augen zumacht. Wenn er dann halbwegs schläft, läßt er sich auch bereitwillig in sein Bett legen. Wenn ich morgens wach werde, liegt er immer neben mir. Er kommt irgendwann in der Nacht zu uns ins Bett gekrabbelt, ohne daß wir es bemerken. Dort schläft er dann wohl auch sofort weiter, ohne uns zu berühren (sonst wäre ich sofort wach). Ist es richtig, daß ich ihn noch auf dem Arm einschlafen lasse oder muß er schon lernen alleine einzuschlafen? Ich habe schon von viele Einschlaftipps von Christiane Schuster ausprobiert, aber immer wenn ich ihn alleine in sein Bett setze, kommt er sofort wieder heraus, klettert auf meinen Schoß und klammert sich richtig fest. Ist das noch normal oder stimmt etwas nicht in der Loslösungsphase? Ich möchte ihn auch nicht ganz durcheinander bringen mit so vielen Einschlaftipps, da er bald auch ein Geschwisterchen bekommt und dann sowieso vieles anders wird. Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort. Viele Grüße Sabine+ Dominik Sabine+ Dominik


Liebe sabine, wie Sie wahrscheinlich längst wissen, vertrete ich hierzu eine andere Meinung. Kein Kind unter 3-4 Jahre möchte unbedingt gerne allein einschlafen, warum auch? Die einen tun es, weil sie genügsam und einfach gute Schläfer (s. vorige Antwort), aber nicht, weil sie damit das Normale vorgeben. Das Normale ist eher das andere, nämlich das elementare Bedürfnis, auch nachts und im Schlaf in der sicheren Nähe seiner Eltern zu sein. Daran ändert auch die Loslösung noch nichts. Loslösung heißt ja nur Befreiung aus der Mutter-Kind-Dyade als Ausdruck der eingegangenen primären Bindung. Dafür kommt aber die Mutter-Vater-Kind-Trade (s. mein Langtext über das emotionale Bewußtsein, link oben rechts) und erst dann geht es in das Selbstbewußtsein. Aber das Aufgeben der Dyade oder leichter dann der Triade ist mit Ängst und -sagen wir- seelischen Nöten verbunden (wie jedes Verlassen von etwas Vertrautem). Trennungsangst ist das noch nicht, könnte aber dazu werden, wenn man jetzt die Signale ignoriert. Ich behaupte, das Symptom Trennungsangst im späteren Kindesalter produzieren wir mit unseren "Erziehungsmethoden" alle selbst. Schlimm, wenn man sieht, was das im späteren Leben so alles für Auswirkungen hat. Was Sie sich fragen können, ist ob Ihr Sohn noch einen Mittagsschlaf braucht. Oder ob es nicht auch noch ein günstigeres Einschlafritual gibt. Ob er auch seine Schlafbegleiter hat, etc. Sie brauchten ihn vielleicht auch nicht mehr herumzutragen (er wiegt ja schon einiges!), sondern es genügt, wenn Sie liebevoll und geduldig im Wechsel mit Ihrem Mann an seinem Bett sitzen bleiben und z.B. Schlaflieder singen. Aber im Prinzip machen Sie es richtig. Viele Grüße


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Guten Tag, mich beschäftigt das Verhalten meiner Tochter (3.5). Kein Schreikind, 1 Jahr gestillt. Geburt der Schwester vor 14 Monaten, geliebt, aber auch Eifersucht. Schon als Säugling Fremdbe-treuung, 1 Tag Tagesmutter, 1 ½ Tage Oma (wohne in der Schweiz, kein Elterngeld). Damals ver-meidende Haltung eingenommen. Seit ca. 1 Jahr nur noch ½ Tag Tag ...

S.g. Dr. Posth, 1) Die LL läuft bei meinem Sohn (2,5) super; Papa ist der Held. Ich kann mir kaum vorstellen, dass in früheren Generationen der Vater so engagiert und präsent war. Wer hat früher (Großfamilie, Dorf, Stamm, Steinzeit) als Loslösungsvorbild gedient? 2) Wann (ugf. Alter) ist die Phase des Drangs überwunden? Mein Sohn (2,5) akzeptie ...

Hallo Dr. Posth, Sohn 3,5; Vater berufsb. wenig vorhanden, aber beliebt; Oma/Opa weit weg; dürfen aber alles machen (auch 2 Tage); Mama-bezogen; 1.wirklicher Trotzanfall mit 2,5 J; danach gemäßigter Trotz, immer gut beruhigbar durch Gefühle verbalisieren; keine großen Kämpfe; jetziger Stand: kompromissbereit (so wie wir); hilfsbereit „ich mach das ...

Sehr geehrter Herr Posth, wie viel Papa (einfühlsam & geduldig) braucht ein Kind um sich lösen zu können. Ich stelle Ihnen die Frage, weil ich mich leider von meinem Mann trennen musste und wir nun die regelmäßigen Besuche zeitlich klären wollen. Da nun einige Kilometer zwischen den Wohnungen liegen, müssen wir es vorab gut organisieren und klare A ...

hallo, dr. posth! können sie mir sagen, wie es nach der loslösung weitergeht? kann mir nicht vorstellen, dass diese "PAPA darf ALLES, MAMA darf nur wenn papa nicht da ist Phase" ewig anhählt. dass diese superenge mutterkindbeziehung wohl nicht mehr wiederkommt, ist mir klar. nur - neutralisiert es sich irgendwann? möchte schon gerne mal wieder ...

S.g. dr p Letzte woche wegen regression 24 mo alte to geschrieben. Hatte große schmerzen wegen nebenhöhlen. Stundenlang gebrüllt. Nach schmerzmittelgabe wie ausgewechselt. Können starke schmerzen grund für regression sein? Neue situation: da to in der nacht nicht runter wollte von mir aber trotzdem ständig mama gebrüllt hat (nachtschreck? Sie sch ...

Hallo Hr. Dr. Posth, habe bereits mehrmals in den letzten Wo bzgl Trennungsangst und Schlafproblemen geschrieben. Grund evtl. schleppende LL od Rückbindung? Papa bemüht sich, aber wir hatten in den letzten 3 Ja. starke Beziehungsprobl., wollte mich sogar trennen. Wir haben uns seit ca 2 Monaten wieder sehr gut zusammengerauft. Haben 2 Jahre in getr ...

Sehr geehrter Dr. Posth, Zwillinge 16Monate, Loslösung über den Vater geht gut voran. Zeitweilig geht es so weit, dass einer der Zwillinge weint, wenn ich ihn zurück auf den Arm zu mir nehmen möchte. Wenn ich ihre Erklärungen zu anderen Fragen richtig verstanden habe, ist das ein "normales" Verhalten. Was mich verunsichert ist, dass sie dieses V ...

Tochter, 2 J. forumsgemäss, Ll. läuft, dennoch wird Mama immer noch bevorzugt. Wenn Mama weg ist, dann nach etwa 1 Stunde fragen nach Mama, Aussagen wie: wir gehen jetzt Mama suchen. Manchmal Weinen nach Mama. Muss nun Studium abschliessen und sollte 2 halbe Tage pro Woche weg sein/Lernen. Können wir das zumuten? Können wir Ll. forcieren? Oder Gefa ...

Hallo Herr Dr. Posth, Tochtet 2J, LL super,Papa soll und darf am Wochenende alles,unter der Woche (wahrsch. wg. Arbeit) eher im Wechsel mit Mama.War immer eine gute Schläferin,mit 4 Monaten durchgeschlafen,dann meistens durchgeschlafen oder höchstens 1x wach.Nun ist sie seit einigen Wochen ab Mitternacht ca. 4-5x wach pro Nacht und will vom Papa w ...