Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

langzeitstillen

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: langzeitstillen

Mitglied inaktiv

moin dr. post :-) ich zitiere sie mal aus einer antwort zum o. g. thema: Irgendwann zwischen 6 und 12 Monate sieht die Natur den Zeitpunkt des Abstillens, meine ich. ihre persönliche meinung also? würde mich freuen, wemn sie 1. dies präzisieren und begründen würden. es interessiert mich sehr, wie sie darauf kommen. und 2. warum nicht mal zum thema eine fortbildung machen, dr. posth? z. b. bei ihrer website kollegin biggi welter. ich meine, es würde ihrem excellenten ruf, den sie ohne zweifel hier (und in der echten welt, wie ich annehme ;-), haben, noch verbessern. endlich ein arzt, mann dazu, der auch vom stillen ahnung hat ;-). lg astrid


Liebe Astrid, ich meine mich zu erinnern, daß ich in meiner Antwort sehr genau erklärt habe, wie ich und keineswegs nur ich zu diesen Ansichten komme. Der psychologische Aspekt des Stillens, das darf man nicht ständig verwechseln, ist aber sicher ein anderer als der ernährungsphysiologische. Ich bin keineswegs ein Gegener des langen Stillens, komischerweise erreichen mich aber ständig Fragen von mehr oder weniger verzweifelten Mütter, die viele Probleme mit ihren älteren Säuglingen haben, bei denen Stillen eine Rolle spielen könnte. In meiner Praxis ist das übrigens nicht viel anders. Nebenbei ist es vor allem auch der geistigen Wendung in der Kinderheilkunde zu verdanken, daß in Deutschland wieder so ausgiebig gestillt wird. Und das nicht nur wegen der Allergiefrage. Warum die WHO die Frage des Stillens anders beurteilt, ist dadurch zu erklären, daß mehr Länder auf der Welt zu den ärmeren zählen,in den das Stillen für die Kinder überlebenswichtig ist und Babynahrung Luxusgut. Zu der Verdauungstätigkeit des Säuglingsdarmes: Es macht nichts, daß von der Nahrung nicht alles verdaut wird. Dafür gibt es verschiedene, komplizierte Gründe in der Funktionsweise des Magen-Darm-Trakts, die hier auszubreiten den Rahmen sprengen würde. Eins ist aber gewiß, unverdaute Nahrungsbestandteile fördern die rege Darmtätigkeit und sie tragen dazu bei, daß immunologische Toleranzeffekte auf das mucosa-assoziierte-Lymphsystem in der Schleimhaut entwickelt werden. Viele Grüße


Mitglied inaktiv

Ich bin auch neugierig auf die Antwort :o)


Mitglied inaktiv

Florian ist 1 1/2 Jahre alt, hat bis kurz vor dem ersten Geburtstag jede Beikost verweigert, bekam mit 14,5 Monaten erst den ersten Zahn (hat mittlerweile 7) und verdaut viele Sachen bis heute überhaupt nicht (finde in der Windel ganze Maiskörner, ganze Weintrauben, unverdauten Spinat, unverdaute Paprika- und Möhrenstücke, obwohl vorher gekocht, und wenn er Fisch gegessen hat, dann riecht auch der Stuhlgang noch nach frischem Fisch), das Verhältnis von Beikost zu Mumi liegt wohl jetzt bei etwa 20:80, er hat noch etwa 5 große und bis zu 8 zusätzliche kleine Stillmahlzeiten in 24 Stunden, besonders nachts. Ansonsten ist er ziemlich weit in seiner Entwicklung, war motorisch immer sehr flink, spricht schon viel und ist auch im Sozialverhalten schon weiter als viele seiner gleichaltrigen Freunde. Er hängt auch keineswegs den ganzen Tag an meinem Rockzipfel, sondern ist sehr selbständig, solange er seine regelmäßigen Still- und Kuschelzeiten bekommt. Soll ich ihn jetzt wirklich abstillen, nur weil er schon "zu alt" dafür ist (was die WHO ja bekanntermaßen anders sieht)? Und wie mache ich das bloß??? Mit ein bißchen Quängeln geht das garantiert nicht, Florian schreit das ganze Haus zusammen, wenn er seine "Mimi" ohne triftigen Grund nicht bekommt... Wir beide sind uns jedenfalls sicher, daß wir so schnell nicht abstillen werden, auch wenn uns ein so sympathischer und ansonsten kompetenter Arzt wie Sie das nahelegt. Leider werden aber viele andere Mütter dadurch sehr verunsichert und ihre gute (Still-)Beziehung zum Kind vielleicht sogar gefährdet, wenn Sie sich in dieser Weise übers Stillen/Langzeitstillen/Abstillen äußern. Bitte, bitte, lesen Sie sich etwas mehr Hintergrundwissen übers Stillen nach dem 6. Monat an, es gibt zu viele Langzeitstiller als daß es wirklich so eine pädagogische Sünde oder gar ein Verstoß gegen die Natur sein könnte... LG, Sima (die "trotzdem" immer gerne hier im Forum stöbert)


Mitglied inaktiv

Warum hat der Doc Dir denn das Abstillen nahegelegt? Hier im Forum? LG Katrina


Mitglied inaktiv

Meine eigene Erfahrung: Mein erstes Kind habe ich mit 9 Monaten abgestillt und ihm dafür Fläschchen gegeben, nachts Teefläschchen, weil er ja nachts nichts mehr zum Essen braucht. Von da an durfte ich jede Nacht 3 Teefläschchen kochen und die Windeln wechseln weil er dadurch so viel pieselte, die Flasche und den Schnuller bekomme ich ihm heute (mit 4!!) noch nicht abgewöhnt. Mein Grosser ist immer ein extremes Mamakind gewesen, daran änderte auch das abstillen nichts, er hing danach sogar noch mehr an mir! Mein kleiner Sohn wurde 2 Jahre nach Bedarf gestillt. 1,5 Jahre auch mehrmals nachts, dann schlief er von einem auf den anderen Tag durch und wurde seitdem erst wieder mit 2 das erste Mal nachts wach als er anfing trocken zu werden und zum Klo musste. Mit 2 stillte der Kleine sich alleine ab, brauchte nie irgentwelchen "Ersatz" wie Schnuller oder Flasche. Wenn ich abends mal ausgegangen bin hat mein grosser Sohn immer ein fürchterliches Theater gemacht, mein Kleiner, gestillter Sohn, hat mir gewunken und den grossen Bruder getröstet! "Mama kommt wieda da!" hat er zu ihm gesagt. "Mama kommt imma wieda da!" Soweit zur grösseren Abhängigkeit von Langzeitstillkindern. Und das ist kein Ausnahmefall, durch meinem Beruf (Erzieherin) & Bekanntenkreis kenne ich inzwischen viele Langzeitstillkinder, keines davon ist ein sonderliches "Mamakind", die meisten sind erstaunlich selbstständig und vor allem sebstbewusst für ihr Alter. Und, sie verfügen meist über ein wesentlich reiferes Sozialverhalten! Dazu kommen die gesundheitlichen Vorteile des Stillens: Im ersten Jahr sollte das klar sein, da ist der Mensch nunmal ein Säugling und muss saugen! Ausserdem sollte er noch keine Kuhmilch bekommen! Warum ihn mit Ersatzsaugern vertrösten und chemisch verarbeitete, teure Milch zu trinken geben, wenn beides im Original vorhanden ist? Warum erst von der Brust abgewöhnen und ein halbes Jahr später wieder von der Flasche abgewöhnen?? Aber auch im zweiten Lebensjahr oder darüber hinaus: Zwar benötigt das Kind die Muttermilch nicht mehr unbedingt, aber deshalb ist sie doch nicht weniger gesund als vorher! Auch für die Mutter ist das stillen doch jetzt erst richtig gesund, reduziert das Brustkrebsrisiko!! Das Argument mit den Zähnen: Warum wohl heissen die ersten Zähne "Milchzähne"?? Die meisten Säugetiere säugen ihre Jungen bis etwa zum Zahnwechsel wenn man ihnen diese Entscheidung überlässt. Wie kann es natürlich sein, zwischen 6 und 12 Monaten abzustillen, wenn man dann erst den Brustersatz zum Einsatz bringen muss?? Wenn ein Bedürfniss gestillt wurde, verschwindet es und es muss kein Ersatz gefunden werden. Viele Grüsse, Karin! PS: Die WHO-Empfehlung mindestens 2 Jahre zuzustillen richtet sich ausdrücklich an ALLE Länder, nicht nur an arme Entwicklungsländer, das steht ausdrücklich in der Erklärung!


Mitglied inaktiv

danke dir karin für deinen bericht! meine persönliche erfahrung und das, was mir andere mütter berichten, was ich selbst sehen kann, ... deckt sich mit deiner. (langes) stillen hat nichts mit auffälliger oder gar krankhafter beziehung zwischen mutter und kind zu tun. dr. posth schreibt, es kann dazu führen, muss aber nicht. ich denke es mag fälle geben, wo etwas "schief" läuft in der (still)beziehung. wie das "schief" genau aussieht, darüber ließe sich lange diskutieren. in den aller meisten fällen ist langes stillen ein aspekt von vielen schönen zwischen mutter&kind, der weder der mutter, noch dem kind schadet, im gegenteil! (siehe die vielen seriösen studien dazu) wie lange braucht es noch, bis zum thema stillen alle intelligente? (fach)leute tiptop informiert sind? anstatt gerüchten&falschen infos auf den leim zu gehen, selber ammenmärchen verbreiten, unbequeme fragen mit killerphrasen über lymphsysteme zuzuschütten, aber1000e von mütter verunsichern, denn schließlich hat es doch doc x gesagt, und der hat doch studiert?! mein letztes wort ;-) amen.


Mitglied inaktiv

ich glaube ich bin im falschen Film !!! Bine


Mitglied inaktiv

danke karin, für dein posting. ich muss ehrlich zugeben, dass mir die energie und zeit für diskussionen dieser art mittlerweile leider fehlt. aber du hast ALLES gesagt, was mir auf der zunge liegt. und auch ich hoffe dass das viele lesen :-) lg von moni, die ihren 15 monatigen sohn jetzt nicht krampfhaft an einen schnuller gewöhnen wird, nur um ihn von der brust "wegzukriegen". kommt zeit kommt rat :-)


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