Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Kleine Tyrannin (11 Monate)

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Kleine Tyrannin (11 Monate)

Anita_

Hallo Herr Dr. Nohr, ich wende mich in Bezug auf unsere Tochter an Sie, die seit einiger Zeit oft schlagartig sehr unzufrieden ist. Diese Unzufriedenheit drückt sie auch lautstark aus. Sie liegt dann am Boden, schreit wie am Spieß, schmeißt Spielzeug herum... Die Gründe für diese jähzornigen Anfälle können vielfältig sein: - Wickeln - WC (nehme sie mit oder nehme sie nicht mit ;-)) - Nach dem Essen aus dem Hochstuhl und auf den Boden setzen - ... Oft sind es Situationen in denen ich das Gefühl habe, sie würde gerne gestillt werden. Definitiv aber nicht aus Hunger oder Durst, sie isst und trinkt ausreichend. Sie stillt noch ca 6x in 24 Stunden. Also ist es definitiv auch nicht so als würde sie in den Genuss des gemütlichen Stillens und der damit verbundenen Nähe nicht kommen. Wie nun mit diesen Situationen am besten umgehen? Meist versuche ich ruhig zu bleiben, kurze Arbeiten schnell zu erledigen und sie dann wieder hochzunehmen. Dann hört sie auch prompt auf zu weinen. Ich weiß nur nicht ob ich ihr damit nicht signalisiere, dass sie durch ihr bockiges, zickiges Verhalten ihren Willen bekommt (Oder ist sie für solch komplexe Gedanken ohnehin noch zu jung?). Generell versuche ich solchen Situation aus dem Weg zu gehen, aber wickeln oder dass ich aufs WC muss, lässt sich auf Dauer ja schwer vermeiden... Oder soll man so ein Verhalten ignorieren? LG, Anita Koll


Hallo, wie in der Vorfrage beschrieben, haben Kinder Wünsche und Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen. Sie haben in diesem Alter keine andere Möglichkeit dies deutlich zu machen, als ihren Unmut über die "falsche Maßnahme" laut zu machen. Sie können ja nicht verstehen, dass Sie sie nicht verstehen und das ist keineswegs "zickig". Das Kind fühlt sich unwohl und erhofft die Lösung von Ihnen. Eigentlich ein sinnvoller und verständlicher Ablauf, bis die Sprachentwicklung andere Formen ermöglicht. So müssen Mutter/Eltern und Kind versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden, da das Kind das noch nicht alleine kann. Zum Glück lassen sich viele Situationen durch hochnehmen entschärfen. In der vorsprachlichen Zeit ist es immer wieder schwierig sich zu verstehen und setzt viel Einfühlungsvermögen voraus. Aber die Kinder müssen und können noch nicht "verstehen", dass ihre Wünsche nicht erfüllt werden. Das ist ein langer Prozess und sieht in jedem Alter anders aus. Aber bei Säuglingen gibt es m.E. noch nichts zu verwöhnen, sondern nur die Hilfe dabei, leidvolle/unangenehme Situationen aufzulösen. Dr.Ludger Nohr


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