Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind 1,5 Jahre verletzt sich selber

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind 1,5 Jahre verletzt sich selber

Spanien

Hallo, Dr. Busse sagt wir brauchen dringend Kinderpsychologische Hilfe, da meine Tochter mich manipulieren würde.  Meine Tochter ist nun 1,5 Jahre alt. Hat dieses Verhalten schon über ein halbes Jahr. Es wird aber immer schlimmer. Sie schlägt mit dem Kopf so lange auf den Boden bis es leicht blutet, blau und dick ist. Am schlimmsten ist es wenn sie schlafen soll. Ich schlafe sogar bei ihr. Gestern hat sie wieder eine Stunde hysterisch geschrien und immer wieder den Kopf auf den Boden geschlagen. Als sie das dann durchgehen gemacht hat, habe ich sie ins Bett geholt und nicht mehr raus gelassen. Bis dahin habe ich im Bett gelegen und sie ignoriert. Sie wollte partout wieder aus dem Schlafzimmer raus. Das Bett ist extra gepolstert. War der reinste Machtkampf :×( Irgendwann nach einer weiteren Stunde hatte sie sich etwas beruhigt und wollte ein tittie. Hat aber am Ende 3x stillen benötigt um endlich schluchzent einzuschlafen. Was mache ich falsch? Hat meine Tochter psychische Probleme? Wie reagiere ich richtig? Meine Mutter sagt, es fehlt ihr an Erziehung. LG Claudia


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Ihre Tochter hat keine psychischen Probleme. Sie ist ein Kleinkind, das Orientierung braucht. Die kann sie nur von ihren Eltern bekommen. Mit anderthalb Jahren wird Ihre Tochter in der Loslösungsphase sein. Da entdecken Kinder erstmals deutlicher, dass sie sich von ihren Eltern entfernen können und dass es in der Welt noch viel zu entdecken gibt. Gleichzeitig wird ihnen aber auch bewusst, dass ihre realen Möglichkeiten des Handelns noch sehr begrenzt sind. Vieles klappt noch nicht so, wie sie es wollen. Das macht Kleinkinder oft sehr wütend, weil es sie frustriert. Mit diesem unangenehmen Gefühl können sie noch nicht umgehen. Das müssen sie mit Hilfe ihrer Eltern lernen. Bis dahin wird die Wut rein körperlich abgeführt. Ich würde da bei Kleinkindern noch nicht von Erziehung sprechen sondern von Orientierung bei Entwicklungsaufgaben. Oft kann man davon ausgehen, dass Kleinkinder sich bei diesem autoaggressiven Verhalten nicht wirklich wehtun. Dann würden sie nämlich damit aufhören. Bei Ihrer Tochter scheint sich aber - aus mir nicht bekannten Gründen - dieses Verhalten schon verfestigt zu haben. Wenn sie blutet und eine Beule hat, überschreitet sie die Schmerzgrenze. Kinder brauchen aber die Sicherheit, dass Eltern sie vor Schlimmem, auch vor unnötigem Schmerz, bewahren. Versetzen Sie sich doch mal in Ihre Tochter, wenn sie denn schon denken könnte. Sie schlägt eine Stunde mit dem Kopf auf den Boden und sie liegen daneben und machen nichts. Vermutlich würde sie sich fragen, wie lange sie denn noch mit dem Kopf auf den Boden schlagen muss, bis sie reagieren. Sie wird sich in solchen Situationen verlassen fühlen und das erhöht die "blinde" Wut. Ich empfehle Ihnen, dieses Kopf schlagen energisch aber liebevoll zu unterbinden. Es ist wie ein Machtkampf; aber es ist einer, den Sie gewinnen müssen. Sonst fühlt Ihre Tochter sich nicht beschützt. In solchen Situationen benötigt Ihre Tochter Ihren Trost und Beruhigung, denn so etwas ist für Kleinkinder sehr überwältigend und aufregend. Bedenken Sie bitte auch, dass Beruhigen durch Stillen im Alter Ihrer Tochter nicht unbedingt das Mittel der Wahl ist. Stillen ist (nicht mehr benötigte) Ernährung. Beruhigung sollte allmählich über andere Kanäle erfolgen (Körperkontakt, liebevolle Worte u.a.). Falls Sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchte, könnten Sie überlegen, ob es bei Ihnen ein Muster gibt, das es Ihnen erschwert, notwendige Grenzen zu setzen. Da könnte Ihnen fachliche Unterstützung weiterhelfen, die dann auch Ihrer Tochter zugute käme. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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