Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Interaktion mit Gleichaltrigen

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Interaktion mit Gleichaltrigen

Elchkäfer

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Lieber Herr Nohr, unser Sohn ist 2,5 und ein aufgewecktes, kognitiv sehr weites Kerlchen mit starker Autonomiephase. Er scheint aber in der Interaktion mit Gleichaltrigen gehemmt (mit wesentlich älteren besser). So wollen die anderen jetzt oft Händchen halten, Fangen oder verstecken miteinander spielen. Zusammen auf die Wippe oder Nestschaukel etc. Er flüchtet sich dann zu mir oder verweigert sich oder sagt gerne ihnen "ich will nicht". Er will auch nicht mit anderen alleine in deren Spielzimmer. Anfang des Laufalters gab es leider ein paar "Zusammenstöße" und Streits, aber für die anderen ja auch. Mit uns interagiert er so toll, hat super Spielideen und er scheint auch sehr attraktiv für die anderen Kids. Insgesamt scheint es eine Angst/Unsicherheit zu sein, nicht lediglich Abneigung gegen Nähe, z.B. kuschelt er mit seinen Cousinen (10 und 14). Wobei es dazu auch die gängige Aggressivität gibt (teilen, streiten etc.), also er nicht nur ein Lämmchen ist. Wie kann ich ihm Mut machen oder mit welchen Worten die Angst spiegeln/erklären? Ich versuche ihm soviel positive Erfahrungen mit anderen zu ermöglichen, bin selbst auch geselliges Naturell, aber es bringt nicht wirklich viel. Minischritte vielleicht, aber ich fürchte, wir sind bald nicht mehr so gefragt bei Treffen, weil die anderen Kinder so oft von ihm zurückgewiesen werden und traurig sind.


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Hallo, dieses Phänomen sieht man häufiger bei Kindern in diesem Alter. Der Grund ist m.E., und das problemlose Spielen mit Älteren spricht dafür, dass die anderen Kleinkinder nicht "berechenbar" sind. Es gibt noch keine Konsistenz und Sicherheit in den Beziehungen, der Freund von gestern guckt mich heute nicht mal an (viele Eltern übersehen, dass Kontakte von KK eine soziale Anstrengung bis Belastung sein können). Diese Unstetigkeit führt bei KK immer wieder zu diesem vorsichtigen und distanzierenden Verhalten. Ihr Sohn mag lieber in sicherer Distanz sein, als hin- und weggezogen werden zu können, nie genau wissend, ob er nicht im nächsten Moment wieder unwichtig und störend ist. Das kann man ihm nur bedingt erklären (was hilft schon "die meinen das nicht so" o.ä., wenn man Angst vor dieser möglichen Abweisung hat) und er wird es über Erfahrung und zunehmende Selbstgewissheit verändern können. Nur finde ich erstmal wichtig, dass das ein verständliches und nachvollziehbares Verhalten ist. Stützen und ermutigen Sie ihn, aber forcieren Sie nicht und vor allem, kränken und/oder entwerten Sie ihn nicht wegen dieses Verhaltens. Dr.Ludger Nohr


Elchkäfer

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Ein Zusatz: unser Sohn war noch nicht in Krippe/Kita, aber in Krabbelgruppe, Turngruppe und private Treffen mit anderen Müttern und Kindern.


Elchkäfer

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Und noch was habe ich vergessen: er scheint die anderen schon irgendwie zu mögen. Manchmal wenn auch selten erwähnt er seine Freunde und außerdem will er fremde Kinder beim Spielen beobachten und ich soll genau erklären, wer jetzt was macht oder sagt etc. Aber hingehen (auch mit mir) ist noch schwierig.


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