Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
ich weiß, dass ich mit meinem Vorhaben sehr spät dran bin, gerade deshalb möchte ich nichts falsch machen und frage um Ihren Rat.
Meine Tochter ist 18 Monate alt und kann bisher noch nicht in ihrem eigenen Bett einschlafen, sondern nur wenn Mama oder Papa direkt neben ihr liegen.
Dies hat unterschiedliche Gründe: Sie hatte schlimme Dreimonatskoliken und hat in dieser Zeit gelernt entweder durch Herumgetragenwerden oder durch Stillen einzuschlafen.
Wenn wir sie in ihr eigenes Bett legen, das im Elternschlafzimmer steht, richtet sie sich sofort auf und beginnt zu weinen. Da sie ab Herbst zu einer Tagesmutter geht und teilweise auch dort Mittagsschlaf halten wird, sollte sie lernen im eigenen Bett einzuschlafen.
Wie soll ich nun vorgehen? Ihr erzählen, dass sie ab sofort im eigenen Bett einschlafen wird, wir aber dabei sind? Was mache ich wenn sie weint? Ist es richtig den Körperkontakt durch Streicheln oder Handhalten vorerst bestehen zu lassen?
von
Rory
am 20.05.2013, 11:06
Antwort auf:
Im eigenen Bett einschlafen
Hallo, Ihre Tochter ist ganz offensichtlich noch nicht so weit, dass ihr ein Danebensitzen und Lied singen oder leise etwas erzählen genügte, um einzuschlafen. Sie braucht noch die große Nähe und den Körperkontakt. Sie können jetzt nur schrittweise vorgehen und das der Reife gemäße Einschlafen einüben. Dazu wäre es wichtig, sich z.B. nicht mehr neben ihre Tochter zu legen, sondern am Bettrand sitzen zu bleiben und ihr ruhig zureden oder die Lieder zu singen. Körperkontakt sollte immer nur in Momenten aufkommender Angst stattfinden, danach sollte der reine Hör- und Blickkontakt genügen. Die Kinder blicken dann noch zu ihren Eltern, wenn sie meinen, dass das Hören nicht ausreicht. Aber das verliert sich, wenn sie spüren, dass die mutter oder der Vater nicht weggehen. Gelingt nun dieser Schritt, kommt der nächste, das Einschlafen im eigenen Bett unter denselben Bedingungen. Vielleicht wird jetzt am Anfang der Körperkontakt durch Streicheln und Berühren mit der Hand noch etwas intensiver sein müssen. Aber die Entwicklung geht in dieselbe Richtung. Ist auch jetzt das Vertrauen geschaffen, schläft das Kind auch nur mit potenziellem Blick- und realem Hörkontakt ein. Hört man die ruhigen und tiefen Atemzüge seines Kindes, darf man leise!! herausgehen. Die Tür bleibt einen Spalt offen, damit man sein Kind weiter hören kann oder man stellt ein Babyphon neben das Bett. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.05.2013