Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Halbgeschwister erklären

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Halbgeschwister erklären

Claudi_0202

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Lieber Herr Dr. Nohr, Liebe Frau Henkes, ich bin verheiratet und habe mit meinem Mann einen Sohn, der im Mai 3 Jahre alt wird. Mein Mann hat aus einer vorherigen Beziehung eine Tochter. Der Kontakt zur Kindsmutter war schon immer schwierig (auch während seiner Zeit mit ihr) und konfliktreich. Ein Kind mit ihr war für ihn nie geplant und gewünscht - ist aber nunmal entstanden. Er hat immer die Verantwortung dafür übernommen - aber die Situation mit der Mutter hat sich trotz Vermittlungsversuchen des Jugendamtes so verschlechtert, dass zwischenzeitlich kein Kontakt mehr zur Tochter bestand. Wir haben nun einen ersten Umgang seitdem wieder mal zugestanden bekommen, der bald ansteht. Nun meine Frage: wie erklären wir unserem Sohn, wer da zu uns kommt? Wir rechnen leider damit, dass ihre regelmäßigen Besuche nicht sicher sind. Unser Sohn ist sehr sensibel und hat leider auch schon Streit zwischen uns wegen diesem ganzen Stress mitbekommen. Also wissen wir nicht, ob es sinnvoll ist, ihm Näheres dazu schon zu sagen. Sie wird meinen Mann ja aber „Papa“ nennen. Unser Sohn hat keinerlei Bezug zu ihr. Er weiß eigentlich überhaupt nicht, wer sie ist. Bitte helfen Sie mir ;-( Ichmache mir große Sorgen, dass er auch Schaden nimmt durch „unsere“ sehr schwierige Konstellation. Vielen Dank vorab und viele Grüße


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie beschreiben wirklich keine einfache Situation. Ich könnte mir vorstellen, dass für Ihren Sohn die Wahrheit am besten ist. Kinder verkraften solche Eröffnungen in der Regel recht gut. Sie machen sich - gerade mit drei Jahren - ja auch noch nicht so viel Gedanken über den Hintergrund. Für Ihren Sohn ist es sicherlich sehr wichtig möglichst neutrale Erklärungen für den familiären Hintergrund dieser früheren Beziehung zu finden. Hier können Sie ruhig beschönigende und sachliche Erklärungen heranziehen. Das hilft Ihrem Sohn unbefangener mit der "neuen" Schwester umzugehen, denn Geschwisterrivalität wird vermutlich ohnehin auftreten. Es stabilisiert auch Ihre Position und die Ihres Mannes, wenn nichts Belastendes zur Mutter der Tochter zurückfließt. Gibt es denn ansonsten die Möglichkeit, dass die Kontakte der Tochter sich zunächst mal vorwiegend auf den Vater beziehen? Hier muss die Beziehung ja offenbar auch noch gefestigt werden. Wenn Ihr Mann seine Tochter zunächst alleine sieht, kann er auch sie gut auf seine jetzige Familie vorbereiten und einen Eindruck davon bekommen, wie sie sich verhält. Dann ist auch für die Tochter nicht gleich alles so neu und überfordernd. Sie hat ja vermutlich aufgrund ihrer Familienkonstellation auch Erwartungen und Ängste, die sie nicht unbefangen in der jetzigen Konstellation machen. Sie haben damit einen wichtigen Schritt unternommen, um Ihren Sohn vor unnötigen Belastungen zu schützen. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, diese Begegnungen weiterhin mit dem Jugendamt als neutraler Instanz zu gestalten oder sich dort Rat zu holen. Da die frühere Beziehung Ihres Mannes nach Ihrer Beschreibung sehr heftig und negativ auf Ihre eigene Beziehung einwirkt, empfehle ich Ihnen, für Klärung Ihrer Beziehung professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt Beratungsstellen oder auch familientherapeutische Angebote, die Ihnen weiterhelfen können. Nach Ihrer Beschreibung scheint dieser Einfluss von außen ein Ausmaß zu haben, dass man vermutlich mit den alltäglichen Mitteln der Konfliktlösung nicht mehr regeln kann. Da hilft dann oft der neutrale Blick von Fachleuten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Claudi_0202

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Eine Ergänzung zum Ausmaß der Situation: wir hatten sehr viel Streit wegen der ganzen Situation. Und durch die psychische Belastung, die die Kindsmutter ausübt auf uns seit 5 Jahren, stehe ich kurz davor, auszuziehen mit meinem Sohn, um uns zu schützen. Wir wagen einen letzten Versuch - auch der Tochter zu Liebe - aber ich bin sehr geprägt und verunsichert. Und ich muss und werde MEIN Kind schützen.


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